Beseler, Georg: Kommentar über das Strafgesetzbuch für die Preußischen Staaten. Leipzig, 1851.§§. 63-66. Vorbereitung eines hochverrätherischen Unternehmens. sei; -- es gebe aber unter diesen Handlungen der bloßen Vorbereitungdes Hochverraths unverkennbar auch solche, welche, hervorgegangen aus einer augenblicklichen Aufregung, noch so weit von der eigentlichen Aus- führung entfernt seien, daß noch keineswegs mit irgend einer Sicherheit angenommen werden könne, der Handelnde würde im entscheidenden Augenblicke nicht vor einem wirklichen gewaltsamen Angriff gegen die Staatsgewalt aus eigenem Rechtsgefühl zurückgeschreckt sein; es könne deshalb bei dieser Art von Handlungen nicht nur keine eigentlich ehr- lose Gesinnung, sondern überhaupt keine der bestehenden Staatsordnung so feindliche Ueberzeugung vorausgesetzt werden, welche es rechtfertige, den Schuldigen auch nach verbüßter nicht entehrender Freiheitsstrafe dennoch an seinen staatsbürgerlichen Rechten zu schmälern." Die Entziehung der politischen Rechte, im Fall mildernde Umstände y) Code penal. Art. 90. S'il n'y a pas eu de complot arrete, mais une proposition faite et non agree d'en former un pour arriver au crime mentionne dans l'article 86., celui qui aura fait une telle proposition, sera puni de la reclusion. -- L'auteur de toute proposition non agree tendant a l'un des crimes enonces dans l'article 87., sera puni du banissement -- Das Gesetz vom 28. April 1832. schreibt statt dieser Strafbestimmungen allgemein Gefängniß bis zu fünf Jahren und zeitige Untersagung der bürgerlichen Ehren- rechte vor. z) Chauveau et Helie Faustin, Theorie du Code penal, I. chap. XVII. §. 1. Nous pensons avec M. le professeur Haus (Observ. sur le projet du Code belge, T. II. p. 27.) que cette opinion (de Rossi) est trop exclusive. Sans doute il serait absurde de fonder une accusation sur des paroles vagues ou legeres, sur des desirs ou des menaces exprimes dans Beseler Kommentar. 16
§§. 63-66. Vorbereitung eines hochverrätheriſchen Unternehmens. ſei; — es gebe aber unter dieſen Handlungen der bloßen Vorbereitungdes Hochverraths unverkennbar auch ſolche, welche, hervorgegangen aus einer augenblicklichen Aufregung, noch ſo weit von der eigentlichen Aus- führung entfernt ſeien, daß noch keineswegs mit irgend einer Sicherheit angenommen werden könne, der Handelnde würde im entſcheidenden Augenblicke nicht vor einem wirklichen gewaltſamen Angriff gegen die Staatsgewalt aus eigenem Rechtsgefühl zurückgeſchreckt ſein; es könne deshalb bei dieſer Art von Handlungen nicht nur keine eigentlich ehr- loſe Geſinnung, ſondern überhaupt keine der beſtehenden Staatsordnung ſo feindliche Ueberzeugung vorausgeſetzt werden, welche es rechtfertige, den Schuldigen auch nach verbüßter nicht entehrender Freiheitsſtrafe dennoch an ſeinen ſtaatsbürgerlichen Rechten zu ſchmälern.“ Die Entziehung der politiſchen Rechte, im Fall mildernde Umſtände y) Code pénal. Art. 90. S'il n'y a pas eu de complot arrêté, mais une proposition faite et non agrée d'en former un pour arriver au crime mentionné dans l'article 86., celui qui aura fait une telle proposition, sera puni de la reclusion. — L'auteur de toute proposition non agrée tendant à l'un des crimes énoncés dans l'article 87., sera puni du banissement — Das Geſetz vom 28. April 1832. ſchreibt ſtatt dieſer Strafbeſtimmungen allgemein Gefängniß bis zu fünf Jahren und zeitige Unterſagung der bürgerlichen Ehren- rechte vor. z) Chauveau et Hélie Faustin, Théorie du Code pénal, I. chap. XVII. §. 1. Nous pensons avec M. le professeur Haus (Observ. sur le projet du Code belge, T. II. p. 27.) que cette opinion (de Rossi) est trop exclusive. Sans doute il serait absurde de fonder une accusation sur des paroles vagues ou légères, sur des désirs ou des menaces exprimés dans Beſeler Kommentar. 16
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§§. 63-66. Vorbereitung eines hochverrätheriſchen Unternehmens.
ſei; — es gebe aber unter dieſen Handlungen der bloßen Vorbereitung
des Hochverraths unverkennbar auch ſolche, welche, hervorgegangen aus
einer augenblicklichen Aufregung, noch ſo weit von der eigentlichen Aus-
führung entfernt ſeien, daß noch keineswegs mit irgend einer Sicherheit
angenommen werden könne, der Handelnde würde im entſcheidenden
Augenblicke nicht vor einem wirklichen gewaltſamen Angriff gegen die
Staatsgewalt aus eigenem Rechtsgefühl zurückgeſchreckt ſein; es könne
deshalb bei dieſer Art von Handlungen nicht nur keine eigentlich ehr-
loſe Geſinnung, ſondern überhaupt keine der beſtehenden Staatsordnung
ſo feindliche Ueberzeugung vorausgeſetzt werden, welche es rechtfertige,
den Schuldigen auch nach verbüßter nicht entehrender Freiheitsſtrafe
dennoch an ſeinen ſtaatsbürgerlichen Rechten zu ſchmälern.“
Die Entziehung der politiſchen Rechte, im Fall mildernde Umſtände
angenommen werden, iſt daher auch im Geſetzbuch nicht vorgeſchrieben
oder auch nur freigelaſſen worden. Aber trotzdem, daß die Kommiſſion
den Thatbeſtand des in §. 66. vorgeſehenen Verbrechens näher beſtimmt
und beſchränkt, die Strafe aber weſentlich gemildert hat, iſt die Vor-
ſchrift des Geſetzes auch in ihrer gegenwärtigen Faſſung doch noch viel
zu allgemein und unbeſtimmt, und trägt noch die Spuren der Auffaſ-
ſung an ſich, welche in der früheren Doktrin und Geſetzgebung über
den Thatbeſtand des Hochverraths allgemein angenommen war. Von
den Handlungen, welche möglicher Weiſe unter die Strafandrohung des
§. 66. fallen, hat der Code pénal nur Eine beſonders unter Strafe
geſtellt, nämlich die erfolgloſe Aufforderung zur Bildung einer Ver-
ſchwörung; y) und mit welcher Vorſicht behandelt die Franzöſiſche Ju-
risprudenz ſchon dieſe Abweichung von den allgemeinen Grundſätzen
über den Verſuch! Roſſi ſtellte ſogar die Behauptung auf, daß eine
ſolche Aufforderung, wenn auch an ſich unſittlich, doch nicht mit einer
Strafe zu belegen ſei; und wenn Andere dem auch nicht beiſtimmten,
ſo ſuchte man doch allgemein durch eine ſcharfe Begrenzung des That-
beſtandes der Vorſchrift ihren gefährlichen Stachel zu nehmen.
z)
y) Code pénal. Art. 90. S'il n'y a pas eu de complot arrêté, mais
une proposition faite et non agrée d'en former un pour arriver au crime
mentionné dans l'article 86., celui qui aura fait une telle proposition, sera
puni de la reclusion. — L'auteur de toute proposition non agrée tendant
à l'un des crimes énoncés dans l'article 87., sera puni du banissement —
Das Geſetz vom 28. April 1832. ſchreibt ſtatt dieſer Strafbeſtimmungen allgemein
Gefängniß bis zu fünf Jahren und zeitige Unterſagung der bürgerlichen Ehren-
rechte vor.
z) Chauveau et Hélie Faustin, Théorie du Code pénal, I. chap.
XVII. §. 1. Nous pensons avec M. le professeur Haus (Observ. sur le
projet du Code belge, T. II. p. 27.) que cette opinion (de Rossi) est trop
exclusive. Sans doute il serait absurde de fonder une accusation sur des
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