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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Baumann war offenbar mit der Waare zufrieden, aber er war ein zu guter Wirth, es zu gestehen. Viel Trespe drunter! sagte er, das Korn durch die Finger laufen lassend. -- Trespe! rief Fritz heftig, nun, wenn da -- er mäßigte sich -- kommt mir doch mit der Trespe! Nein, Herr Baumann, wenn da Trespe drunter ist, so will ich -- er wühlte in dem Korn. -- Und was soll denn der Sack kosten? fragte der Bäcker. Fritz sagte seinen Preis und Baumann erwiderte nichts. -- Ich habe den Preis gewiß sehr niedrig gestellt, fuhr Fritz fort, denn auf dem letzten Markte kostete die Gerste zwei Groschen mehr -- Die neue, die neue! fiel der Bäcker ein. -- I nun, Herr Baumann, neue oder alte, das ist gleichviel; Gerste ist Gerste. -- Was Ihr da schnackt! rief Baumann. -- Aber ich will's so genau nicht drauf ansehen, fuhr Fritz unerschrocken fort, wenn Ihr mir für den Himten und die Hand voll Silbers da einen blanken Louisd'or geben wollt. Er hatte sein ledernes Beutelchen herausgelangt, band es auf und schüttelte das kleine Geld in die Hand. Ich habe eine Schuld zu bezahlen und muß einen Louisd'or haben. -- Der Bäcker sagte nicht ja, er sagte nicht nein; Fritz zählte das Geld auf. -- Laßt sehn, sprach Baumann, als er fertig war -- nun, ich will Euch den Gefallen thun: ist Euch denn aber just am Gold gelegen? Ich habe nur noch einen Louisd'or und den -- An dem zumeist, fuhr Fritz heraus und biß sich auf die Lippen über die rasche Antwort. -- Ich wollte, sagte der

Baumann war offenbar mit der Waare zufrieden, aber er war ein zu guter Wirth, es zu gestehen. Viel Trespe drunter! sagte er, das Korn durch die Finger laufen lassend. — Trespe! rief Fritz heftig, nun, wenn da — er mäßigte sich — kommt mir doch mit der Trespe! Nein, Herr Baumann, wenn da Trespe drunter ist, so will ich — er wühlte in dem Korn. — Und was soll denn der Sack kosten? fragte der Bäcker. Fritz sagte seinen Preis und Baumann erwiderte nichts. — Ich habe den Preis gewiß sehr niedrig gestellt, fuhr Fritz fort, denn auf dem letzten Markte kostete die Gerste zwei Groschen mehr — Die neue, die neue! fiel der Bäcker ein. — I nun, Herr Baumann, neue oder alte, das ist gleichviel; Gerste ist Gerste. — Was Ihr da schnackt! rief Baumann. — Aber ich will's so genau nicht drauf ansehen, fuhr Fritz unerschrocken fort, wenn Ihr mir für den Himten und die Hand voll Silbers da einen blanken Louisd'or geben wollt. Er hatte sein ledernes Beutelchen herausgelangt, band es auf und schüttelte das kleine Geld in die Hand. Ich habe eine Schuld zu bezahlen und muß einen Louisd'or haben. — Der Bäcker sagte nicht ja, er sagte nicht nein; Fritz zählte das Geld auf. — Laßt sehn, sprach Baumann, als er fertig war — nun, ich will Euch den Gefallen thun: ist Euch denn aber just am Gold gelegen? Ich habe nur noch einen Louisd'or und den — An dem zumeist, fuhr Fritz heraus und biß sich auf die Lippen über die rasche Antwort. — Ich wollte, sagte der

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[0062] Baumann war offenbar mit der Waare zufrieden, aber er war ein zu guter Wirth, es zu gestehen. Viel Trespe drunter! sagte er, das Korn durch die Finger laufen lassend. — Trespe! rief Fritz heftig, nun, wenn da — er mäßigte sich — kommt mir doch mit der Trespe! Nein, Herr Baumann, wenn da Trespe drunter ist, so will ich — er wühlte in dem Korn. — Und was soll denn der Sack kosten? fragte der Bäcker. Fritz sagte seinen Preis und Baumann erwiderte nichts. — Ich habe den Preis gewiß sehr niedrig gestellt, fuhr Fritz fort, denn auf dem letzten Markte kostete die Gerste zwei Groschen mehr — Die neue, die neue! fiel der Bäcker ein. — I nun, Herr Baumann, neue oder alte, das ist gleichviel; Gerste ist Gerste. — Was Ihr da schnackt! rief Baumann. — Aber ich will's so genau nicht drauf ansehen, fuhr Fritz unerschrocken fort, wenn Ihr mir für den Himten und die Hand voll Silbers da einen blanken Louisd'or geben wollt. Er hatte sein ledernes Beutelchen herausgelangt, band es auf und schüttelte das kleine Geld in die Hand. Ich habe eine Schuld zu bezahlen und muß einen Louisd'or haben. — Der Bäcker sagte nicht ja, er sagte nicht nein; Fritz zählte das Geld auf. — Laßt sehn, sprach Baumann, als er fertig war — nun, ich will Euch den Gefallen thun: ist Euch denn aber just am Gold gelegen? Ich habe nur noch einen Louisd'or und den — An dem zumeist, fuhr Fritz heraus und biß sich auf die Lippen über die rasche Antwort. — Ich wollte, sagte der

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/62>, abgerufen am 26.04.2024.