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Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fiele, dich mit dem Irrwischjungen einzulassen, so weiß ich nicht, was ich thäte!

Es ist nöthig, diesen Spottnamen zu erklären. Fritzens Mutter hatte sich, da sie eines Abends in ihrer Schwangerschaft Korn zur Mühle getragen, von Irrlichtern getückt, verirrt, und die Schmerzen der Geburt ergriffen sie am Saume des Moores, so daß ihr Knäblein das Licht des Tages, oder vielmehr der Sterne, in einer kalten Herbstnacht unter freiem Himmel erblickte, was seiner armen Mutter das Leben kostete. Fritzens Vater, der sein Weib zu suchen ausging, hatte sie schon in den letzten Zügen gefunden. Es gelang ihm zwar, das kleine erstarrte Wesen zu Hause wieder aufzuthauen, aber ihm fehlte der Segen der Mutterbrust, denn drei Tage darauf begrub man Die, welche ihm das Dasein gegeben, und Ziegenmilch und Wasser war des Kindchens spärliche Kost. Doch wie rauh das Leben es auch begrüßt, es gedieh ihm zum Trotze, und als der Vater, der nicht wieder heirathete und keine andern Kinder hatte, starb, war Fritz ein kräftiger Bursche von sechszehn Jahren, der sich nun mit seiner Hände Arbeit selbst durch die Welt helfen mußte; darum schien es aber wohl sehr vermessen, daß er die Augen zu Lieschen erhob, der Tochter eines wohlhabenden Häuslers, während er nichts besaß, als einen einzigen Acker Kartoffelland und seines Vaters kleines Hüttchen. Daß Fritz arm sei, daran hatte Lieschen kaum noch gedacht, desto näher aber lag diese

fiele, dich mit dem Irrwischjungen einzulassen, so weiß ich nicht, was ich thäte!

Es ist nöthig, diesen Spottnamen zu erklären. Fritzens Mutter hatte sich, da sie eines Abends in ihrer Schwangerschaft Korn zur Mühle getragen, von Irrlichtern getückt, verirrt, und die Schmerzen der Geburt ergriffen sie am Saume des Moores, so daß ihr Knäblein das Licht des Tages, oder vielmehr der Sterne, in einer kalten Herbstnacht unter freiem Himmel erblickte, was seiner armen Mutter das Leben kostete. Fritzens Vater, der sein Weib zu suchen ausging, hatte sie schon in den letzten Zügen gefunden. Es gelang ihm zwar, das kleine erstarrte Wesen zu Hause wieder aufzuthauen, aber ihm fehlte der Segen der Mutterbrust, denn drei Tage darauf begrub man Die, welche ihm das Dasein gegeben, und Ziegenmilch und Wasser war des Kindchens spärliche Kost. Doch wie rauh das Leben es auch begrüßt, es gedieh ihm zum Trotze, und als der Vater, der nicht wieder heirathete und keine andern Kinder hatte, starb, war Fritz ein kräftiger Bursche von sechszehn Jahren, der sich nun mit seiner Hände Arbeit selbst durch die Welt helfen mußte; darum schien es aber wohl sehr vermessen, daß er die Augen zu Lieschen erhob, der Tochter eines wohlhabenden Häuslers, während er nichts besaß, als einen einzigen Acker Kartoffelland und seines Vaters kleines Hüttchen. Daß Fritz arm sei, daran hatte Lieschen kaum noch gedacht, desto näher aber lag diese

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[0026] fiele, dich mit dem Irrwischjungen einzulassen, so weiß ich nicht, was ich thäte! Es ist nöthig, diesen Spottnamen zu erklären. Fritzens Mutter hatte sich, da sie eines Abends in ihrer Schwangerschaft Korn zur Mühle getragen, von Irrlichtern getückt, verirrt, und die Schmerzen der Geburt ergriffen sie am Saume des Moores, so daß ihr Knäblein das Licht des Tages, oder vielmehr der Sterne, in einer kalten Herbstnacht unter freiem Himmel erblickte, was seiner armen Mutter das Leben kostete. Fritzens Vater, der sein Weib zu suchen ausging, hatte sie schon in den letzten Zügen gefunden. Es gelang ihm zwar, das kleine erstarrte Wesen zu Hause wieder aufzuthauen, aber ihm fehlte der Segen der Mutterbrust, denn drei Tage darauf begrub man Die, welche ihm das Dasein gegeben, und Ziegenmilch und Wasser war des Kindchens spärliche Kost. Doch wie rauh das Leben es auch begrüßt, es gedieh ihm zum Trotze, und als der Vater, der nicht wieder heirathete und keine andern Kinder hatte, starb, war Fritz ein kräftiger Bursche von sechszehn Jahren, der sich nun mit seiner Hände Arbeit selbst durch die Welt helfen mußte; darum schien es aber wohl sehr vermessen, daß er die Augen zu Lieschen erhob, der Tochter eines wohlhabenden Häuslers, während er nichts besaß, als einen einzigen Acker Kartoffelland und seines Vaters kleines Hüttchen. Daß Fritz arm sei, daran hatte Lieschen kaum noch gedacht, desto näher aber lag diese

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget: conversion of OCR output to TEI-conformant markup and general correction. (2017-03-10T13:46:34Z)
Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-10T13:46:34Z)

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Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/26>, abgerufen am 23.11.2024.