Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

das nicht bloß aus Gefälligkeit thäte. Sie begriff ihren Einfall jetzt nicht mehr, mit Fritzen zusammen Hochzeit zu machen, und fand es schwerer, als sie es geglaubt hatte. Töffel und Klaus gingen ungeduldig vor der Kirche auf und ab; ihre Schritte schwankten ein wenig, vielleicht vor Müdigkeit; Else und Grete saßen schweigend auf der Bank vor der Kirchenthür.

So soll denn doch das Donnerwetter drein schlagen! schrie Klaus endlich --

Halt's Maul, rief Töffel, da kömmt ja der Herr Pfarrer eben. -- Klaus hatte ihn in der Dämmerung und im Jägerrocke nicht erkannt. Nun, da seid ihr ja noch! rief der Prediger -- Ja, und wir warten hier schon den ganzen Tag. -- Die Andern auch? -- Wir alle Achte! -- Und ich habe auch zwei volle Stunden auf euch gewartet. -- Die Irrlichter haben uns getückt, und die Pferde gingen durch, da mußten wir einen Umweg nehmen. -- Die Irrlichter! Hört man einmal wieder von denen was? Es haben sich lang keine gezeigt, und ich habe doch nie so ein Ding gesehen, ich gäbe was drum! Aber der Steuereinnehmer, der alte, mein' ich, es sind nun einundzwanzig Jahr her -- in dem Jahre waren sie recht toll -- nun, ich will nur geschwind gehn und mich umziehn; der Küster ist doch parat? -- Wir haben's ihm zu wissen gethan, er wird wohl Acht geben. --

Der Pastor eilte in sein Haus, begrüßte die Gäste, lobte seine Frau, daß sie Herrn Baumann nicht im

das nicht bloß aus Gefälligkeit thäte. Sie begriff ihren Einfall jetzt nicht mehr, mit Fritzen zusammen Hochzeit zu machen, und fand es schwerer, als sie es geglaubt hatte. Töffel und Klaus gingen ungeduldig vor der Kirche auf und ab; ihre Schritte schwankten ein wenig, vielleicht vor Müdigkeit; Else und Grete saßen schweigend auf der Bank vor der Kirchenthür.

So soll denn doch das Donnerwetter drein schlagen! schrie Klaus endlich —

Halt's Maul, rief Töffel, da kömmt ja der Herr Pfarrer eben. — Klaus hatte ihn in der Dämmerung und im Jägerrocke nicht erkannt. Nun, da seid ihr ja noch! rief der Prediger — Ja, und wir warten hier schon den ganzen Tag. — Die Andern auch? — Wir alle Achte! — Und ich habe auch zwei volle Stunden auf euch gewartet. — Die Irrlichter haben uns getückt, und die Pferde gingen durch, da mußten wir einen Umweg nehmen. — Die Irrlichter! Hört man einmal wieder von denen was? Es haben sich lang keine gezeigt, und ich habe doch nie so ein Ding gesehen, ich gäbe was drum! Aber der Steuereinnehmer, der alte, mein' ich, es sind nun einundzwanzig Jahr her — in dem Jahre waren sie recht toll — nun, ich will nur geschwind gehn und mich umziehn; der Küster ist doch parat? — Wir haben's ihm zu wissen gethan, er wird wohl Acht geben. —

Der Pastor eilte in sein Haus, begrüßte die Gäste, lobte seine Frau, daß sie Herrn Baumann nicht im

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107"/>
das nicht bloß aus Gefälligkeit thäte. Sie begriff ihren Einfall jetzt nicht mehr,                mit Fritzen zusammen Hochzeit zu machen, und fand es schwerer, als sie es geglaubt                hatte. Töffel und Klaus gingen ungeduldig vor der Kirche auf und ab; ihre Schritte                schwankten ein wenig, vielleicht vor Müdigkeit; Else und Grete saßen schweigend auf                der Bank vor der Kirchenthür.</p><lb/>
        <p>So soll denn doch das Donnerwetter drein schlagen! schrie Klaus endlich &#x2014;</p><lb/>
        <p>Halt's Maul, rief Töffel, da kömmt ja der Herr Pfarrer eben. &#x2014; Klaus hatte ihn in der                Dämmerung und im Jägerrocke nicht erkannt. Nun, da seid ihr ja noch! rief der                Prediger &#x2014; Ja, und wir warten hier schon den ganzen Tag. &#x2014; Die Andern auch? &#x2014; Wir                alle Achte! &#x2014; Und ich habe auch zwei volle Stunden auf euch gewartet. &#x2014; Die                Irrlichter haben uns getückt, und die Pferde gingen durch, da mußten wir einen Umweg                nehmen. &#x2014; Die Irrlichter! Hört man einmal wieder von denen was? Es haben sich lang                keine gezeigt, und ich habe doch nie so ein Ding gesehen, ich gäbe was drum! Aber der                Steuereinnehmer, der alte, mein' ich, es sind nun einundzwanzig Jahr her &#x2014; in dem                Jahre waren sie recht toll &#x2014; nun, ich will nur geschwind gehn und mich umziehn; der                Küster ist doch parat? &#x2014; Wir haben's ihm zu wissen gethan, er wird wohl Acht geben.                &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Pastor eilte in sein Haus, begrüßte die Gäste, lobte seine Frau, daß sie Herrn                Baumann nicht im<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0107] das nicht bloß aus Gefälligkeit thäte. Sie begriff ihren Einfall jetzt nicht mehr, mit Fritzen zusammen Hochzeit zu machen, und fand es schwerer, als sie es geglaubt hatte. Töffel und Klaus gingen ungeduldig vor der Kirche auf und ab; ihre Schritte schwankten ein wenig, vielleicht vor Müdigkeit; Else und Grete saßen schweigend auf der Bank vor der Kirchenthür. So soll denn doch das Donnerwetter drein schlagen! schrie Klaus endlich — Halt's Maul, rief Töffel, da kömmt ja der Herr Pfarrer eben. — Klaus hatte ihn in der Dämmerung und im Jägerrocke nicht erkannt. Nun, da seid ihr ja noch! rief der Prediger — Ja, und wir warten hier schon den ganzen Tag. — Die Andern auch? — Wir alle Achte! — Und ich habe auch zwei volle Stunden auf euch gewartet. — Die Irrlichter haben uns getückt, und die Pferde gingen durch, da mußten wir einen Umweg nehmen. — Die Irrlichter! Hört man einmal wieder von denen was? Es haben sich lang keine gezeigt, und ich habe doch nie so ein Ding gesehen, ich gäbe was drum! Aber der Steuereinnehmer, der alte, mein' ich, es sind nun einundzwanzig Jahr her — in dem Jahre waren sie recht toll — nun, ich will nur geschwind gehn und mich umziehn; der Küster ist doch parat? — Wir haben's ihm zu wissen gethan, er wird wohl Acht geben. — Der Pastor eilte in sein Haus, begrüßte die Gäste, lobte seine Frau, daß sie Herrn Baumann nicht im

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt, c/o Prof. Dr. Thomas Weitin, TU Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-10T13:46:34Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget: conversion of OCR output to TEI-conformant markup and general correction. (2017-03-10T13:46:34Z)
Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-10T13:46:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat/ formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: nicht gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/107
Zitationshilfe: Berthold, Franz [d. i. Adelheid Reinbold]: Irrwisch-Fritze. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–115. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berthold_irrwischfritze_1910/107>, abgerufen am 18.04.2024.