Doch siehe, was ich am meisten hätte anfüh- ren sollen, fällt mir ietzo zuletzt ein; daß ist die Angst, so mir die Batzen, und das schlimme Geld, so wir im Lande haben, verursachet. Mich hat zwar allemahl gekränckt, wenn ich auf Reisen, oder auf Spatzierfahrten beym äußersten Thor, der Leute ihre schreckliche Leicht- sinnigkeit wahrgenommen, nach welcher sie sich kein Gewissen machen, wider des Königes Ge- setze zu handeln, und nicht ansagen, was sie mit- bringen, sondern einen kahlen Groschen zu er- spahren, vertuschen und verstecken, was sie ha- ben; oder wenn wohlhabende Leute ihr Bier, und gantze Viertel in Kellern verstecken, daß sie solche nicht veraccisiren dürffen; was aber das verruffene Geld anbelanget, so ist mir iederzeit im Gemüthe gewesen, wie andern Leuten. Jch sahe, wie ich es konte los werden, und wieder ausgeben, so offt ich dasselbe einzunehmen genö- thiget wurde. Es sind aber schon mehr als zwey Jahr vergangen, daß mich mit Ungestüm der Zweifel überfallen, ob es recht sey in diesem Stücke dem Königlichen Müntz-Mandat zuwi- der zu leben. So viel kunte ich wohl begreiffen, daß arme Leute in diesem Stücke zu entschuldi-
gen,
und endlich wegen
Anno 1736. §. 161.
Doch ſiehe, was ich am meiſten haͤtte anfuͤh- ren ſollen, faͤllt mir ietzo zuletzt ein; daß iſt die Angſt, ſo mir die Batzen, und das ſchlimme Geld, ſo wir im Lande haben, verurſachet. Mich hat zwar allemahl gekraͤnckt, wenn ich auf Reiſen, oder auf Spatzierfahrten beym aͤußerſten Thor, der Leute ihre ſchreckliche Leicht- ſinnigkeit wahrgenommen, nach welcher ſie ſich kein Gewiſſen machen, wider des Koͤniges Ge- ſetze zu handeln, und nicht anſagen, was ſie mit- bringen, ſondern einen kahlen Groſchen zu er- ſpahren, vertuſchen und verſtecken, was ſie ha- ben; oder wenn wohlhabende Leute ihr Bier, und gantze Viertel in Kellern verſtecken, daß ſie ſolche nicht veracciſiren duͤrffen; was aber das verruffene Geld anbelanget, ſo iſt mir iederzeit im Gemuͤthe geweſen, wie andern Leuten. Jch ſahe, wie ich es konte los werden, und wieder ausgeben, ſo offt ich daſſelbe einzunehmen genoͤ- thiget wurde. Es ſind aber ſchon mehr als zwey Jahr vergangen, daß mich mit Ungeſtuͤm der Zweifel uͤberfallen, ob es recht ſey in dieſem Stuͤcke dem Koͤniglichen Muͤntz-Mandat zuwi- der zu leben. So viel kunte ich wohl begreiffen, daß arme Leute in dieſem Stuͤcke zu entſchuldi-
gen,
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[735/0781]
und endlich wegen
Anno 1736.
§. 161.
Doch ſiehe, was ich am meiſten haͤtte anfuͤh-
ren ſollen, faͤllt mir ietzo zuletzt ein; daß iſt die
Angſt, ſo mir die Batzen, und das ſchlimme
Geld, ſo wir im Lande haben, verurſachet.
Mich hat zwar allemahl gekraͤnckt, wenn ich
auf Reiſen, oder auf Spatzierfahrten beym
aͤußerſten Thor, der Leute ihre ſchreckliche Leicht-
ſinnigkeit wahrgenommen, nach welcher ſie ſich
kein Gewiſſen machen, wider des Koͤniges Ge-
ſetze zu handeln, und nicht anſagen, was ſie mit-
bringen, ſondern einen kahlen Groſchen zu er-
ſpahren, vertuſchen und verſtecken, was ſie ha-
ben; oder wenn wohlhabende Leute ihr Bier,
und gantze Viertel in Kellern verſtecken, daß ſie
ſolche nicht veracciſiren duͤrffen; was aber das
verruffene Geld anbelanget, ſo iſt mir iederzeit
im Gemuͤthe geweſen, wie andern Leuten. Jch
ſahe, wie ich es konte los werden, und wieder
ausgeben, ſo offt ich daſſelbe einzunehmen genoͤ-
thiget wurde. Es ſind aber ſchon mehr als zwey
Jahr vergangen, daß mich mit Ungeſtuͤm der
Zweifel uͤberfallen, ob es recht ſey in dieſem
Stuͤcke dem Koͤniglichen Muͤntz-Mandat zuwi-
der zu leben. So viel kunte ich wohl begreiffen,
daß arme Leute in dieſem Stuͤcke zu entſchuldi-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/781>, abgerufen am 24.11.2024.
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