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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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erreichet; wiewol
Ach, des schwachen Glaubens, möchte ich
hier bald mit einem gewissen Theologo ausruf-
fen! Laßt unsern Leib so Miltz-süchtig seyn, als
er will, und das Geblüte so dicke und hitzig, als
es will, und laßt die Lebens-Geister mit den Ge-
dancken so flüchtig und so erschrecklich seyn, als sie
wollen: laßt die feurigen Pfeile des Teufels im
Gemüthe so häuffig fliegen, als ehemahls die
Pfeile der Tartarn, da man die Sonne am Him-
mel davon kaum sehen konte; Wenn die Ange-
fochtenen zu solcher Zeit einen starcken Glauben
und Vertrauen auf GOtt hätten, und noch
mehr, wenn sie krafft dieses Glaubens in der höch-
sten Selbst-Verleugnung stünden, und ihren
Tod, und die Art und Weise, er möge geschehen,
wie er wolle, unter lebendiger Hoffnung des ewi-
gen Lebens in GOttes Hände stellten, und wie
sie singen, mit aufrichtigem Hertzen zu GOTT
sprächen: Jedoch ich dich nicht lehren will,
noch dir mein Ende fürschreiben, sondern
dir allweg halten still, bey deinem Wort zu
bleiben, und glauben, daß du als ein Fürst
des Lebens mich selig machen und erhalten
wirst, ich sterbe gleich wo, und wie ich wolle,
und solte ich auch im hitzigen Fieber, oder
aus
Melancholie, wenn sie ins hitzige Fieber
ausschlägt, aus Beraubung des Verstan-
des ins Feuer, oder ins Wasser springen;

Warlich,

erreichet; wiewol
Ach, des ſchwachen Glaubens, moͤchte ich
hier bald mit einem gewiſſen Theologo ausruf-
fen! Laßt unſern Leib ſo Miltz-ſuͤchtig ſeyn, als
er will, und das Gebluͤte ſo dicke und hitzig, als
es will, und laßt die Lebens-Geiſter mit den Ge-
dancken ſo fluͤchtig und ſo erſchrecklich ſeyn, als ſie
wollen: laßt die feurigen Pfeile des Teufels im
Gemuͤthe ſo haͤuffig fliegen, als ehemahls die
Pfeile der Tartarn, da man die Sonne am Him-
mel davon kaum ſehen konte; Wenn die Ange-
fochtenen zu ſolcher Zeit einen ſtarcken Glauben
und Vertrauen auf GOtt haͤtten, und noch
mehr, wenn ſie krafft dieſes Glaubens in der hoͤch-
ſten Selbſt-Verleugnung ſtuͤnden, und ihren
Tod, und die Art und Weiſe, er moͤge geſchehen,
wie er wolle, unter lebendiger Hoffnung des ewi-
gen Lebens in GOttes Haͤnde ſtellten, und wie
ſie ſingen, mit aufrichtigem Hertzen zu GOTT
ſpraͤchen: Jedoch ich dich nicht lehren will,
noch dir mein Ende fuͤrſchreiben, ſondern
dir allweg halten ſtill, bey deinem Wort zu
bleiben, und glauben, daß du als ein Fuͤrſt
des Lebens mich ſelig machen und erhalten
wirſt, ich ſterbe gleich wo, und wie ich wolle,
und ſolte ich auch im hitzigen Fieber, oder
aus
Melancholie, wenn ſie ins hitzige Fieber
ausſchlaͤgt, aus Beraubung des Verſtan-
des ins Feuer, oder ins Waſſer ſpringen;

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[722/0768] erreichet; wiewol Ach, des ſchwachen Glaubens, moͤchte ich hier bald mit einem gewiſſen Theologo ausruf- fen! Laßt unſern Leib ſo Miltz-ſuͤchtig ſeyn, als er will, und das Gebluͤte ſo dicke und hitzig, als es will, und laßt die Lebens-Geiſter mit den Ge- dancken ſo fluͤchtig und ſo erſchrecklich ſeyn, als ſie wollen: laßt die feurigen Pfeile des Teufels im Gemuͤthe ſo haͤuffig fliegen, als ehemahls die Pfeile der Tartarn, da man die Sonne am Him- mel davon kaum ſehen konte; Wenn die Ange- fochtenen zu ſolcher Zeit einen ſtarcken Glauben und Vertrauen auf GOtt haͤtten, und noch mehr, wenn ſie krafft dieſes Glaubens in der hoͤch- ſten Selbſt-Verleugnung ſtuͤnden, und ihren Tod, und die Art und Weiſe, er moͤge geſchehen, wie er wolle, unter lebendiger Hoffnung des ewi- gen Lebens in GOttes Haͤnde ſtellten, und wie ſie ſingen, mit aufrichtigem Hertzen zu GOTT ſpraͤchen: Jedoch ich dich nicht lehren will, noch dir mein Ende fuͤrſchreiben, ſondern dir allweg halten ſtill, bey deinem Wort zu bleiben, und glauben, daß du als ein Fuͤrſt des Lebens mich ſelig machen und erhalten wirſt, ich ſterbe gleich wo, und wie ich wolle, und ſolte ich auch im hitzigen Fieber, oder aus Melancholie, wenn ſie ins hitzige Fieber ausſchlaͤgt, aus Beraubung des Verſtan- des ins Feuer, oder ins Waſſer ſpringen; Warlich,

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/768>, abgerufen am 24.11.2024.