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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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viel Widerwärtigkeiten zuzoge,
fen hat, der wird sich nicht wundern, wenn er
meine schlechte Gemüths-Beschaffenheit hier le-
sen wird, mit welcher ich den Motibus und Be-
wegungen, und Sturm-Winden der Trübsaal,
wenn ich sie so nennen darff, entgegen gegangen.
Jch weiß nicht mehr, was mich im Frühjahre
1728. am Laxiren, und Aderlaßen gehindert, oder
was gemacht, daß ich es immer von einer Zeit
zur andern aufgeschoben; absonderlich, da ich
schon die hohe Nothwendigkeit solches zu thun
aus vielen wichtigen Umständen spühren konte.
Jch war den Winter durch frisch, gesund, starck,
muthig, und behertzt gewesen: mein Buch,
das schier aus der Presse kommen solte, machte
mir wenig Sorge, und erschrack keinesweges vor
allen denen Verdrüßlichkeiten, die ich mir vorher
prophezeyete, ob ich sie mir zwar nicht in so gros-
sem Maaße, und mit allen Umständen so einbil-
dete, mit welchen sie hernach verknüpffet waren.
Allein, da es nach Ostern kam, und die Früh-
lings-Hitze angieng, so merckte ich, daß ich schon
wiederum weder des Morgens, noch gegen
Abend in Büchern lesen konte, welche eine große
Attention und Aufmercksamkeit auf die Sache
erforderten. Die Lebens-Geister lieffen so
schnelle, daß ich das Buch in kurtzem muste wie-
der hinlegen. Jch las des Abends Burnetti
Geschichte, die er selbst erlebet, von 7. bis 8.

Uhr:

viel Widerwaͤrtigkeiten zuzoge,
fen hat, der wird ſich nicht wundern, wenn er
meine ſchlechte Gemuͤths-Beſchaffenheit hier le-
ſen wird, mit welcher ich den Motibus und Be-
wegungen, und Sturm-Winden der Truͤbſaal,
wenn ich ſie ſo nennen darff, entgegen gegangen.
Jch weiß nicht mehr, was mich im Fruͤhjahre
1728. am Laxiren, und Aderlaßen gehindert, oder
was gemacht, daß ich es immer von einer Zeit
zur andern aufgeſchoben; abſonderlich, da ich
ſchon die hohe Nothwendigkeit ſolches zu thun
aus vielen wichtigen Umſtaͤnden ſpuͤhren konte.
Jch war den Winter durch friſch, geſund, ſtarck,
muthig, und behertzt geweſen: mein Buch,
das ſchier aus der Preſſe kommen ſolte, machte
mir wenig Sorge, und erſchrack keinesweges vor
allen denen Verdruͤßlichkeiten, die ich mir vorher
prophezeyete, ob ich ſie mir zwar nicht in ſo groſ-
ſem Maaße, und mit allen Umſtaͤnden ſo einbil-
dete, mit welchen ſie hernach verknuͤpffet waren.
Allein, da es nach Oſtern kam, und die Fruͤh-
lings-Hitze angieng, ſo merckte ich, daß ich ſchon
wiederum weder des Morgens, noch gegen
Abend in Buͤchern leſen konte, welche eine große
Attention und Aufmerckſamkeit auf die Sache
erforderten. Die Lebens-Geiſter lieffen ſo
ſchnelle, daß ich das Buch in kurtzem muſte wie-
der hinlegen. Jch las des Abends Burnetti
Geſchichte, die er ſelbſt erlebet, von 7. bis 8.

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[658/0704] viel Widerwaͤrtigkeiten zuzoge, fen hat, der wird ſich nicht wundern, wenn er meine ſchlechte Gemuͤths-Beſchaffenheit hier le- ſen wird, mit welcher ich den Motibus und Be- wegungen, und Sturm-Winden der Truͤbſaal, wenn ich ſie ſo nennen darff, entgegen gegangen. Jch weiß nicht mehr, was mich im Fruͤhjahre 1728. am Laxiren, und Aderlaßen gehindert, oder was gemacht, daß ich es immer von einer Zeit zur andern aufgeſchoben; abſonderlich, da ich ſchon die hohe Nothwendigkeit ſolches zu thun aus vielen wichtigen Umſtaͤnden ſpuͤhren konte. Jch war den Winter durch friſch, geſund, ſtarck, muthig, und behertzt geweſen: mein Buch, das ſchier aus der Preſſe kommen ſolte, machte mir wenig Sorge, und erſchrack keinesweges vor allen denen Verdruͤßlichkeiten, die ich mir vorher prophezeyete, ob ich ſie mir zwar nicht in ſo groſ- ſem Maaße, und mit allen Umſtaͤnden ſo einbil- dete, mit welchen ſie hernach verknuͤpffet waren. Allein, da es nach Oſtern kam, und die Fruͤh- lings-Hitze angieng, ſo merckte ich, daß ich ſchon wiederum weder des Morgens, noch gegen Abend in Buͤchern leſen konte, welche eine große Attention und Aufmerckſamkeit auf die Sache erforderten. Die Lebens-Geiſter lieffen ſo ſchnelle, daß ich das Buch in kurtzem muſte wie- der hinlegen. Jch las des Abends Burnetti Geſchichte, die er ſelbſt erlebet, von 7. bis 8. Uhr:

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/704>, abgerufen am 23.11.2024.