Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

und die übrigen kräncklichen
zwar die Hitze im Haupte, und mit derselben die
flüchtigen und erschrecklichen Gedancken; hinge-
gen da die Krafft des Magens zu dauen dadurch
geschwächt wurde, und allerhand Schleim im
Magen, und in andern Gefäßen von der übeln
Dauung sich sammleten, so wurde ich von
neuen, und mehr als iemahls in die 2. Jahr um
ein leichtes mit Spasmis und innerlichen Convul-
sionibus,
folgentlich mit großer Furcht geplaget,
daß nicht ein Spasmus universalis, oder die be-
kannte Kranckheit würcklich daraus entstehen und
ihren Actum bekommen möchte, vor welcher
alle Menschen sich entsetzen. Jch erkannte
zwar so viel, daß, wann ich wieder zu braunem,
dickem, und stärckerm Biere, und zum Gebrauch
des Weins und Brandteweins schreiten solte,
ich dieses Ubel leicht wieder vertreiben würde;
doch, da ich dabey besorgen müste, es möchte
dadurch das größere Ubel, die Hitze des Geblü-
tes, und des Hauptes, und die bösen Suiten des-
selben wieder rege gemacht werden; so erwehlte
ich lieber das geringere Ubel zu leiden, als aufs
neue mich in solche Furcht und Gefahr zu setzen,
dergleichen ich 14. Tage vor Ostern ausgestanden.
Jch versuchte unterdessen, ob ich nicht durch an-
dere Artzney-Mittel dieses Ubel der Zusammen-
ziehung der Nerven vertreiben könte, ohne die
starcken Geträncke von Bier und Wein zu

Hülffe

und die uͤbrigen kraͤncklichen
zwar die Hitze im Haupte, und mit derſelben die
fluͤchtigen und erſchrecklichen Gedancken; hinge-
gen da die Krafft des Magens zu dauen dadurch
geſchwaͤcht wurde, und allerhand Schleim im
Magen, und in andern Gefaͤßen von der uͤbeln
Dauung ſich ſammleten, ſo wurde ich von
neuen, und mehr als iemahls in die 2. Jahr um
ein leichtes mit Spaſmis und innerlichen Convul-
ſionibus,
folgentlich mit großer Furcht geplaget,
daß nicht ein Spaſmus univerſalis, oder die be-
kannte Kranckheit wuͤrcklich daraus entſtehen und
ihren Actum bekommen moͤchte, vor welcher
alle Menſchen ſich entſetzen. Jch erkannte
zwar ſo viel, daß, wann ich wieder zu braunem,
dickem, und ſtaͤrckerm Biere, und zum Gebrauch
des Weins und Brandteweins ſchreiten ſolte,
ich dieſes Ubel leicht wieder vertreiben wuͤrde;
doch, da ich dabey beſorgen muͤſte, es moͤchte
dadurch das groͤßere Ubel, die Hitze des Gebluͤ-
tes, und des Hauptes, und die boͤſen Suiten deſ-
ſelben wieder rege gemacht werden; ſo erwehlte
ich lieber das geringere Ubel zu leiden, als aufs
neue mich in ſolche Furcht und Gefahr zu ſetzen,
dergleichen ich 14. Tage vor Oſtern ausgeſtanden.
Jch verſuchte unterdeſſen, ob ich nicht durch an-
dere Artzney-Mittel dieſes Ubel der Zuſammen-
ziehung der Nerven vertreiben koͤnte, ohne die
ſtarcken Getraͤncke von Bier und Wein zu

Huͤlffe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0684" n="638"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und die u&#x0364;brigen kra&#x0364;ncklichen</hi></fw><lb/>
zwar die Hitze im Haupte, und mit der&#x017F;elben die<lb/>
flu&#x0364;chtigen und er&#x017F;chrecklichen Gedancken; hinge-<lb/>
gen da die Krafft des Magens zu dauen dadurch<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;cht wurde, und allerhand Schleim im<lb/>
Magen, und in andern Gefa&#x0364;ßen von der u&#x0364;beln<lb/>
Dauung &#x017F;ich &#x017F;ammleten, &#x017F;o wurde ich von<lb/>
neuen, und mehr als iemahls in die 2. Jahr um<lb/>
ein leichtes mit <hi rendition="#aq">Spa&#x017F;mis</hi> und innerlichen <hi rendition="#aq">Convul-<lb/>
&#x017F;ionibus,</hi> folgentlich mit großer Furcht geplaget,<lb/>
daß nicht ein <hi rendition="#aq">Spa&#x017F;mus univer&#x017F;alis,</hi> oder die be-<lb/>
kannte Kranckheit wu&#x0364;rcklich daraus ent&#x017F;tehen und<lb/>
ihren <hi rendition="#aq">Actum</hi> bekommen mo&#x0364;chte, vor welcher<lb/>
alle Men&#x017F;chen &#x017F;ich ent&#x017F;etzen. Jch erkannte<lb/>
zwar &#x017F;o viel, daß, wann ich wieder zu braunem,<lb/>
dickem, und &#x017F;ta&#x0364;rckerm Biere, und zum Gebrauch<lb/>
des Weins und Brandteweins &#x017F;chreiten &#x017F;olte,<lb/>
ich die&#x017F;es Ubel leicht wieder vertreiben wu&#x0364;rde;<lb/>
doch, da ich dabey be&#x017F;orgen mu&#x0364;&#x017F;te, es mo&#x0364;chte<lb/>
dadurch das gro&#x0364;ßere Ubel, die Hitze des Geblu&#x0364;-<lb/>
tes, und des Hauptes, und die bo&#x0364;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Suiten</hi> de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben wieder rege gemacht werden; &#x017F;o erwehlte<lb/>
ich lieber das geringere Ubel zu leiden, als aufs<lb/>
neue mich in &#x017F;olche Furcht und Gefahr zu &#x017F;etzen,<lb/>
dergleichen ich 14. Tage vor O&#x017F;tern ausge&#x017F;tanden.<lb/>
Jch ver&#x017F;uchte unterde&#x017F;&#x017F;en, ob ich nicht durch an-<lb/>
dere Artzney-Mittel die&#x017F;es Ubel der Zu&#x017F;ammen-<lb/>
ziehung der <hi rendition="#aq">Nerv</hi>en vertreiben ko&#x0364;nte, ohne die<lb/>
&#x017F;tarcken Getra&#x0364;ncke von Bier und Wein zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hu&#x0364;lffe</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[638/0684] und die uͤbrigen kraͤncklichen zwar die Hitze im Haupte, und mit derſelben die fluͤchtigen und erſchrecklichen Gedancken; hinge- gen da die Krafft des Magens zu dauen dadurch geſchwaͤcht wurde, und allerhand Schleim im Magen, und in andern Gefaͤßen von der uͤbeln Dauung ſich ſammleten, ſo wurde ich von neuen, und mehr als iemahls in die 2. Jahr um ein leichtes mit Spaſmis und innerlichen Convul- ſionibus, folgentlich mit großer Furcht geplaget, daß nicht ein Spaſmus univerſalis, oder die be- kannte Kranckheit wuͤrcklich daraus entſtehen und ihren Actum bekommen moͤchte, vor welcher alle Menſchen ſich entſetzen. Jch erkannte zwar ſo viel, daß, wann ich wieder zu braunem, dickem, und ſtaͤrckerm Biere, und zum Gebrauch des Weins und Brandteweins ſchreiten ſolte, ich dieſes Ubel leicht wieder vertreiben wuͤrde; doch, da ich dabey beſorgen muͤſte, es moͤchte dadurch das groͤßere Ubel, die Hitze des Gebluͤ- tes, und des Hauptes, und die boͤſen Suiten deſ- ſelben wieder rege gemacht werden; ſo erwehlte ich lieber das geringere Ubel zu leiden, als aufs neue mich in ſolche Furcht und Gefahr zu ſetzen, dergleichen ich 14. Tage vor Oſtern ausgeſtanden. Jch verſuchte unterdeſſen, ob ich nicht durch an- dere Artzney-Mittel dieſes Ubel der Zuſammen- ziehung der Nerven vertreiben koͤnte, ohne die ſtarcken Getraͤncke von Bier und Wein zu Huͤlffe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/684
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/684>, abgerufen am 11.06.2024.