bergen, so hat sie solche ietzt nicht mehr, und kan ihr eher zum Ruhme gereichen, daß sie ge- duldig, und in der Stille ihr Creutze getragen, und ihren heimlichen Kummer und Sorge auf GOtt allein geworffen, der sie aus aller Noth erlöset, und sie auch noch ferner erlösen wird.
Fast ein gleicher Casus begegnete mir noch eben denselben Sommer. Denn ich wurde von Herr Güntzeln, einem Raths-Bedienten, ersu- chet, daß ich seiner Frauen auf dem Todes-Bette einen Trost zusprechen solte. Und wie ich hin- kam, vernahm ich haußen vor der Thür von ihm, daß sie bisher den Actum der Kranckheit gehabt, zu welcher ich bisher die Disposition, und die ersten Anfälle gehabt hatte. Doch weil mir GOTT bey dem vorigen Casu geholffen, so war ich schon behertzter, und die Kranckheit hatte auch schon damahls so sehr überhand genommen, daß sie dem Tode nahe, und der Paroxismus nicht mehr zu spühren war.
Jch erkannte nun wohl, daß ein krancker Leib an diesen Zufällen Ursache wäre, und unterre- dete mich deswegen mit Herr D. Nabothen, der aber die große Unvorsichtigkeit begieng, und mir mit vielen Worten noch sagte, was ich schon selbst wuste, und vermuthete, und noch dazu Exem- pel erzehlete von solchen, so an dieser Maladie ge- storben. Diesen Sommer geschahe es auch,
daß
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Muß zu Patienten kommen,
bergen, ſo hat ſie ſolche ietzt nicht mehr, und kan ihr eher zum Ruhme gereichen, daß ſie ge- duldig, und in der Stille ihr Creutze getragen, und ihren heimlichen Kummer und Sorge auf GOtt allein geworffen, der ſie aus aller Noth erloͤſet, und ſie auch noch ferner erloͤſen wird.
Faſt ein gleicher Caſus begegnete mir noch eben denſelben Sommer. Denn ich wurde von Herr Guͤntzeln, einem Raths-Bedienten, erſu- chet, daß ich ſeiner Frauen auf dem Todes-Bette einen Troſt zuſprechen ſolte. Und wie ich hin- kam, vernahm ich haußen vor der Thuͤr von ihm, daß ſie bisher den Actum der Kranckheit gehabt, zu welcher ich bisher die Diſpoſition, und die erſten Anfaͤlle gehabt hatte. Doch weil mir GOTT bey dem vorigen Caſu geholffen, ſo war ich ſchon behertzter, und die Kranckheit hatte auch ſchon damahls ſo ſehr uͤberhand genommen, daß ſie dem Tode nahe, und der Paroxiſmus nicht mehr zu ſpuͤhren war.
Jch erkannte nun wohl, daß ein krancker Leib an dieſen Zufaͤllen Urſache waͤre, und unterre- dete mich deswegen mit Herr D. Nabothen, der aber die große Unvorſichtigkeit begieng, und mir mit vielen Worten noch ſagte, was ich ſchon ſelbſt wuſte, und vermuthete, und noch dazu Exem- pel erzehlete von ſolchen, ſo an dieſer Maladie ge- ſtorben. Dieſen Sommer geſchahe es auch,
daß
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Muß zu Patienten kommen,
bergen, ſo hat ſie ſolche ietzt nicht mehr, und
kan ihr eher zum Ruhme gereichen, daß ſie ge-
duldig, und in der Stille ihr Creutze getragen,
und ihren heimlichen Kummer und Sorge auf
GOtt allein geworffen, der ſie aus aller Noth
erloͤſet, und ſie auch noch ferner erloͤſen wird.
Faſt ein gleicher Caſus begegnete mir noch
eben denſelben Sommer. Denn ich wurde von
Herr Guͤntzeln, einem Raths-Bedienten, erſu-
chet, daß ich ſeiner Frauen auf dem Todes-Bette
einen Troſt zuſprechen ſolte. Und wie ich hin-
kam, vernahm ich haußen vor der Thuͤr von
ihm, daß ſie bisher den Actum der Kranckheit
gehabt, zu welcher ich bisher die Diſpoſition, und
die erſten Anfaͤlle gehabt hatte. Doch weil
mir GOTT bey dem vorigen Caſu geholffen, ſo
war ich ſchon behertzter, und die Kranckheit hatte
auch ſchon damahls ſo ſehr uͤberhand genommen,
daß ſie dem Tode nahe, und der Paroxiſmus nicht
mehr zu ſpuͤhren war.
Jch erkannte nun wohl, daß ein krancker Leib
an dieſen Zufaͤllen Urſache waͤre, und unterre-
dete mich deswegen mit Herr D. Nabothen, der
aber die große Unvorſichtigkeit begieng, und mir
mit vielen Worten noch ſagte, was ich ſchon ſelbſt
wuſte, und vermuthete, und noch dazu Exem-
pel erzehlete von ſolchen, ſo an dieſer Maladie ge-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/655>, abgerufen am 25.11.2024.
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