und herfür brachte, bis wiederum die alten Ideen, und Einfälle von schrecklichen Todes- Fällen im Kopffe rege worden. Jetzt weiß ich ziemlich die Ursachen von diesen Ubeln an- zuführen, damahls aber wurden die Augen mei- nes Verstandes ohne Zweiffel von GOTT ge- halten, daß sie solche nicht kannten: wie GOTT zu thun gewohnt, wenn er Angst und Trübsaal über die Menschen kommen, und sie doch nicht zur Erkänntniß kommen läst, woher solche rühre, bis er durch seine Züchtigung den Endzweck erhalten, den er gesuchet. Es schien wol, als ob diese Plagen aus besonderm Rath, und Vorsehung GOttes über mich kä- men. Denn ich hatte GOtt versuchet, und beynahe zu solchen harten Mitteln ihn veran- laßet. Jch hatte noch eine gewisse sündliche Schwachheit an mir, welcher ich gern los ge- wesen wäre. Jch klopffte mit Gebet an der Thüre des Himmels deßhalben an, ja ich hatte einige Jahre hinter einander bereits ange- klopffet, und auf die letzte mochte wol solch An- klopffen zu starck, und mit solchem Ungestüm, Trotzen, und Provociren geschehen seyn, als ob GOtt nicht einmahl capable wäre solch Ubel zu heilen, und ob solches alles lauter Betrüge- rey wäre, was in der heiligen Schrifft von sei- ner Gnade und Beystand des Heiligen Geistes
stünde.
und andern Urſachen
und herfuͤr brachte, bis wiederum die alten Idéen, und Einfaͤlle von ſchrecklichen Todes- Faͤllen im Kopffe rege worden. Jetzt weiß ich ziemlich die Urſachen von dieſen Ubeln an- zufuͤhren, damahls aber wurden die Augen mei- nes Verſtandes ohne Zweiffel von GOTT ge- halten, daß ſie ſolche nicht kannten: wie GOTT zu thun gewohnt, wenn er Angſt und Truͤbſaal uͤber die Menſchen kommen, und ſie doch nicht zur Erkaͤnntniß kommen laͤſt, woher ſolche ruͤhre, bis er durch ſeine Zuͤchtigung den Endzweck erhalten, den er geſuchet. Es ſchien wol, als ob dieſe Plagen aus beſonderm Rath, und Vorſehung GOttes uͤber mich kaͤ- men. Denn ich hatte GOtt verſuchet, und beynahe zu ſolchen harten Mitteln ihn veran- laßet. Jch hatte noch eine gewiſſe ſuͤndliche Schwachheit an mir, welcher ich gern los ge- weſen waͤre. Jch klopffte mit Gebet an der Thuͤre des Himmels deßhalben an, ja ich hatte einige Jahre hinter einander bereits ange- klopffet, und auf die letzte mochte wol ſolch An- klopffen zu ſtarck, und mit ſolchem Ungeſtuͤm, Trotzen, und Provociren geſchehen ſeyn, als ob GOtt nicht einmahl capable waͤre ſolch Ubel zu heilen, und ob ſolches alles lauter Betruͤge- rey waͤre, was in der heiligen Schrifft von ſei- ner Gnade und Beyſtand des Heiligen Geiſtes
ſtuͤnde.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0640"n="594"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und andern Urſachen</hi></fw><lb/>
und herfuͤr brachte, bis wiederum die alten<lb/><hirendition="#aq">Idéen,</hi> und Einfaͤlle von ſchrecklichen Todes-<lb/>
Faͤllen im Kopffe rege worden. Jetzt weiß<lb/>
ich ziemlich die Urſachen von dieſen Ubeln an-<lb/>
zufuͤhren, damahls aber wurden die Augen mei-<lb/>
nes Verſtandes ohne Zweiffel von <hirendition="#g">GOTT</hi> ge-<lb/>
halten, daß ſie ſolche nicht kannten: wie<lb/><hirendition="#g">GOTT</hi> zu thun gewohnt, wenn er Angſt und<lb/>
Truͤbſaal uͤber die Menſchen kommen, und ſie<lb/>
doch nicht zur Erkaͤnntniß kommen laͤſt, woher<lb/>ſolche ruͤhre, bis er durch ſeine Zuͤchtigung den<lb/>
Endzweck erhalten, den er geſuchet. Es<lb/>ſchien wol, als ob dieſe Plagen aus beſonderm<lb/>
Rath, und Vorſehung GOttes uͤber mich kaͤ-<lb/>
men. Denn ich hatte GOtt verſuchet, und<lb/>
beynahe zu ſolchen harten Mitteln ihn veran-<lb/>
laßet. Jch hatte noch eine gewiſſe ſuͤndliche<lb/>
Schwachheit an mir, welcher ich gern los ge-<lb/>
weſen waͤre. Jch klopffte mit Gebet an der<lb/>
Thuͤre des Himmels deßhalben an, ja ich hatte<lb/>
einige Jahre hinter einander bereits ange-<lb/>
klopffet, und auf die letzte mochte wol ſolch An-<lb/>
klopffen zu ſtarck, und mit ſolchem Ungeſtuͤm,<lb/>
Trotzen, und <hirendition="#aq">Provoci</hi>ren geſchehen ſeyn, als ob<lb/>
GOtt nicht einmahl <hirendition="#aq">capable</hi> waͤre ſolch Ubel<lb/>
zu heilen, und ob ſolches alles lauter Betruͤge-<lb/>
rey waͤre, was in der heiligen Schrifft von ſei-<lb/>
ner Gnade und Beyſtand des Heiligen Geiſtes<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtuͤnde.</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[594/0640]
und andern Urſachen
und herfuͤr brachte, bis wiederum die alten
Idéen, und Einfaͤlle von ſchrecklichen Todes-
Faͤllen im Kopffe rege worden. Jetzt weiß
ich ziemlich die Urſachen von dieſen Ubeln an-
zufuͤhren, damahls aber wurden die Augen mei-
nes Verſtandes ohne Zweiffel von GOTT ge-
halten, daß ſie ſolche nicht kannten: wie
GOTT zu thun gewohnt, wenn er Angſt und
Truͤbſaal uͤber die Menſchen kommen, und ſie
doch nicht zur Erkaͤnntniß kommen laͤſt, woher
ſolche ruͤhre, bis er durch ſeine Zuͤchtigung den
Endzweck erhalten, den er geſuchet. Es
ſchien wol, als ob dieſe Plagen aus beſonderm
Rath, und Vorſehung GOttes uͤber mich kaͤ-
men. Denn ich hatte GOtt verſuchet, und
beynahe zu ſolchen harten Mitteln ihn veran-
laßet. Jch hatte noch eine gewiſſe ſuͤndliche
Schwachheit an mir, welcher ich gern los ge-
weſen waͤre. Jch klopffte mit Gebet an der
Thuͤre des Himmels deßhalben an, ja ich hatte
einige Jahre hinter einander bereits ange-
klopffet, und auf die letzte mochte wol ſolch An-
klopffen zu ſtarck, und mit ſolchem Ungeſtuͤm,
Trotzen, und Provociren geſchehen ſeyn, als ob
GOtt nicht einmahl capable waͤre ſolch Ubel
zu heilen, und ob ſolches alles lauter Betruͤge-
rey waͤre, was in der heiligen Schrifft von ſei-
ner Gnade und Beyſtand des Heiligen Geiſtes
ſtuͤnde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/640>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.