wohl andere Signa und Merckmaale vorherge- hen bey denen, über welche GOTT eine sol- che schwere Plage verhänget, als diejenige, die ich ietzt nur angeführet, ob sie wohl von den we- nigsten mag erkannt, und als ein Vorbote ge- mercket werden.
Und wenn sie auch gefühlet, erkannt, und vor solche Zeichen und Vorboten von denen an- gesehen wird, bey welchen sie sich spühren lassen; so sind dergleichen Leute vollends noch darinnen unglücklich, daß sie ihre Noth ohne die gröste Gefahr weder einem Modico, noch einem andern erzehlen können; sonst würde solchem Ubel off- ters durch Medicamenta können vorgebeuget werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen habe, und will einem erzehlen, wie mir ist, und ihm eine rechte lebendige Vorstellung machen, so wird die Anwandlung des Fiebers nur noch grös- ser. Von dieser Dispositione delirii kan ich ietzt hier noch schreiben; aber bey dem Ubel, welches ich oben erzehlet, nemlich bey den Spas- mis und innerlichen Convulsionibus, hätte ich damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder aufschrieb, bald die Feder hinwerffen müssen, weil ich, indem ich eine deutliche Beschreibung davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb- hafft imaginirte, so daß ich daraus schliessen kunte, daß bey mir die Disposition zu diesem Malo noch
größer,
denſelben in viel Furcht
wohl andere Signa und Merckmaale vorherge- hen bey denen, uͤber welche GOTT eine ſol- che ſchwere Plage verhaͤnget, als diejenige, die ich ietzt nur angefuͤhret, ob ſie wohl von den we- nigſten mag erkannt, und als ein Vorbote ge- mercket werden.
Und wenn ſie auch gefuͤhlet, erkannt, und vor ſolche Zeichen und Vorboten von denen an- geſehen wird, bey welchen ſie ſich ſpuͤhren laſſen; ſo ſind dergleichen Leute vollends noch darinnen ungluͤcklich, daß ſie ihre Noth ohne die groͤſte Gefahr weder einem Modico, noch einem andern erzehlen koͤnnen; ſonſt wuͤrde ſolchem Ubel off- ters durch Medicamenta koͤnnen vorgebeuget werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen habe, und will einem erzehlen, wie mir iſt, und ihm eine rechte lebendige Vorſtellung machen, ſo wird die Anwandlung des Fiebers nur noch groͤſ- ſer. Von dieſer Diſpoſitione delirii kan ich ietzt hier noch ſchreiben; aber bey dem Ubel, welches ich oben erzehlet, nemlich bey den Spas- mis und innerlichen Convulſionibus, haͤtte ich damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder aufſchrieb, bald die Feder hinwerffen muͤſſen, weil ich, indem ich eine deutliche Beſchreibung davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb- hafft imaginirte, ſo daß ich daraus ſchlieſſen kunte, daß bey mir die Diſpoſition zu dieſem Malo noch
groͤßer,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0630"n="584"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">denſelben in viel Furcht</hi></fw><lb/>
wohl andere <hirendition="#aq">Signa</hi> und Merckmaale vorherge-<lb/>
hen bey denen, uͤber welche <hirendition="#g">GOTT</hi> eine ſol-<lb/>
che ſchwere Plage verhaͤnget, als diejenige, die<lb/>
ich ietzt nur angefuͤhret, ob ſie wohl von den we-<lb/>
nigſten mag erkannt, und als ein Vorbote ge-<lb/>
mercket werden.</p><lb/><p>Und wenn ſie auch gefuͤhlet, erkannt, und<lb/>
vor ſolche Zeichen und Vorboten von denen an-<lb/>
geſehen wird, bey welchen ſie ſich ſpuͤhren laſſen;<lb/>ſo ſind dergleichen Leute vollends noch darinnen<lb/>
ungluͤcklich, daß ſie ihre Noth ohne die groͤſte<lb/>
Gefahr weder einem <hirendition="#aq">Modico,</hi> noch einem andern<lb/>
erzehlen koͤnnen; ſonſt wuͤrde ſolchem Ubel off-<lb/>
ters durch <hirendition="#aq">Medicamenta</hi> koͤnnen vorgebeuget<lb/>
werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen<lb/>
habe, und will einem erzehlen, wie mir iſt, und<lb/>
ihm eine rechte lebendige Vorſtellung machen, ſo<lb/>
wird die Anwandlung des Fiebers nur noch groͤſ-<lb/>ſer. Von dieſer <hirendition="#aq">Diſpoſitione delirii</hi> kan ich<lb/>
ietzt hier noch ſchreiben; aber bey dem Ubel,<lb/>
welches ich oben erzehlet, nemlich bey den <hirendition="#aq">Spas-<lb/>
mis</hi> und innerlichen <hirendition="#aq">Convulſionibus,</hi> haͤtte ich<lb/>
damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder<lb/>
aufſchrieb, bald die Feder hinwerffen muͤſſen,<lb/>
weil ich, indem ich eine deutliche Beſchreibung<lb/>
davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb-<lb/>
hafft <hirendition="#aq">imagini</hi>rte, ſo daß ich daraus ſchlieſſen kunte,<lb/>
daß bey mir die <hirendition="#aq">Diſpoſition</hi> zu dieſem <hirendition="#aq">Malo</hi> noch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">groͤßer,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[584/0630]
denſelben in viel Furcht
wohl andere Signa und Merckmaale vorherge-
hen bey denen, uͤber welche GOTT eine ſol-
che ſchwere Plage verhaͤnget, als diejenige, die
ich ietzt nur angefuͤhret, ob ſie wohl von den we-
nigſten mag erkannt, und als ein Vorbote ge-
mercket werden.
Und wenn ſie auch gefuͤhlet, erkannt, und
vor ſolche Zeichen und Vorboten von denen an-
geſehen wird, bey welchen ſie ſich ſpuͤhren laſſen;
ſo ſind dergleichen Leute vollends noch darinnen
ungluͤcklich, daß ſie ihre Noth ohne die groͤſte
Gefahr weder einem Modico, noch einem andern
erzehlen koͤnnen; ſonſt wuͤrde ſolchem Ubel off-
ters durch Medicamenta koͤnnen vorgebeuget
werden. Wenn ich einen Fiebrichen Magen
habe, und will einem erzehlen, wie mir iſt, und
ihm eine rechte lebendige Vorſtellung machen, ſo
wird die Anwandlung des Fiebers nur noch groͤſ-
ſer. Von dieſer Diſpoſitione delirii kan ich
ietzt hier noch ſchreiben; aber bey dem Ubel,
welches ich oben erzehlet, nemlich bey den Spas-
mis und innerlichen Convulſionibus, haͤtte ich
damahls, alß ich es mit meiner eigenen Feder
aufſchrieb, bald die Feder hinwerffen muͤſſen,
weil ich, indem ich eine deutliche Beſchreibung
davon machen wolte, mir die Sache gar zu leb-
hafft imaginirte, ſo daß ich daraus ſchlieſſen kunte,
daß bey mir die Diſpoſition zu dieſem Malo noch
groͤßer,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/630>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.