Geheimniß heraus kam, und ich insonderheit meinem Patron, und Kirchen-Vater zeigete, auf was vor Weise das Gerüchte entstanden, so wurde die Sache zum Gelächter, und konten die Schmähungen wider mich meinem Credite nichts schaden, weil sie alle auf das Vorurtheil gebauet waren, als ob ich der Christianus Ire- nicus wäre. Jch geschweige, daß auch die- jenigen, so wider mich schrieben, die man auch wohl unter ihren verstellten Namen erkennen konte, wegen ihres blinden, und, wo nicht blin- den, doch unmäßigen Eifers, den sie in Ver- theidigung der Wahrheit, und in der Art und Weise ihrer Streit-Schrifften, die eher Pas- quillen, als Theologischen Schrifften ähnlich sahen, blicken ließen, bey den meisten Gelehr- ten und Vornehmen dieser Stadt in schlechtem Ansehen stunden.
§. 123.
Mehr Ursache unter das Unangenehme und Widerwärtige, so mir im Amte begegnet, hab ich zu rechnen sowol die kräncklichen Leibes- Zufälle, als auch hernach die schweren Ge- müths- und Seelen-Leiden, so mich betroffen, und mir zugestoßen; welche offters nicht wenig mich im Studiren, und Praemeditiren auf die Predigten gehindert, folgentlich auch den vielen
Zulauff
N n 4
Wird ferner in ſeinem Amte
Geheimniß heraus kam, und ich inſonderheit meinem Patron, und Kirchen-Vater zeigete, auf was vor Weiſe das Geruͤchte entſtanden, ſo wurde die Sache zum Gelaͤchter, und konten die Schmaͤhungen wider mich meinem Credite nichts ſchaden, weil ſie alle auf das Vorurtheil gebauet waren, als ob ich der Chriſtianus Ire- nicus waͤre. Jch geſchweige, daß auch die- jenigen, ſo wider mich ſchrieben, die man auch wohl unter ihren verſtellten Namen erkennen konte, wegen ihres blinden, und, wo nicht blin- den, doch unmaͤßigen Eifers, den ſie in Ver- theidigung der Wahrheit, und in der Art und Weiſe ihrer Streit-Schrifften, die eher Pas- quillen, als Theologiſchen Schrifften aͤhnlich ſahen, blicken ließen, bey den meiſten Gelehr- ten und Vornehmen dieſer Stadt in ſchlechtem Anſehen ſtunden.
§. 123.
Mehr Urſache unter das Unangenehme und Widerwaͤrtige, ſo mir im Amte begegnet, hab ich zu rechnen ſowol die kraͤncklichen Leibes- Zufaͤlle, als auch hernach die ſchweren Ge- muͤths- und Seelen-Leiden, ſo mich betroffen, und mir zugeſtoßen; welche offters nicht wenig mich im Studiren, und Præmeditiren auf die Predigten gehindert, folgentlich auch den vielen
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[567/0613]
Wird ferner in ſeinem Amte
Geheimniß heraus kam, und ich inſonderheit
meinem Patron, und Kirchen-Vater zeigete,
auf was vor Weiſe das Geruͤchte entſtanden, ſo
wurde die Sache zum Gelaͤchter, und konten
die Schmaͤhungen wider mich meinem Credite
nichts ſchaden, weil ſie alle auf das Vorurtheil
gebauet waren, als ob ich der Chriſtianus Ire-
nicus waͤre. Jch geſchweige, daß auch die-
jenigen, ſo wider mich ſchrieben, die man auch
wohl unter ihren verſtellten Namen erkennen
konte, wegen ihres blinden, und, wo nicht blin-
den, doch unmaͤßigen Eifers, den ſie in Ver-
theidigung der Wahrheit, und in der Art und
Weiſe ihrer Streit-Schrifften, die eher Pas-
quillen, als Theologiſchen Schrifften aͤhnlich
ſahen, blicken ließen, bey den meiſten Gelehr-
ten und Vornehmen dieſer Stadt in ſchlechtem
Anſehen ſtunden.
§. 123.
Mehr Urſache unter das Unangenehme
und Widerwaͤrtige, ſo mir im Amte begegnet,
hab ich zu rechnen ſowol die kraͤncklichen Leibes-
Zufaͤlle, als auch hernach die ſchweren Ge-
muͤths- und Seelen-Leiden, ſo mich betroffen,
und mir zugeſtoßen; welche offters nicht wenig
mich im Studiren, und Præmeditiren auf die
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/613>, abgerufen am 22.12.2024.
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