Amtes, nach ausgestandener Kranckheit, und Todes-Noth. Wie das erstemahl GOTT in meiner Seele mich mit ungemeiner geistlichen Freude, Jauchzen und Frohlocken erquicket; so haben mich die beyden andern mahle die Leute vor Liebe, und unverdienter Hochachtung gleich- sam auf den Händen getragen, und mit Worten und in der That ihre ungewöhnlich große Zu- neigung mir zu erkennen gegeben. Daß auch die letzten Erquickungen, welche mir Anno 1720. alß ich meine Postille unter die Zuhörer ausge- theilet, GOtt wiederfahren lassen, auf solche An- fechtungen gefolget, die noch größer, als die vor- hergehenden gewesen, und welche in die 5. Jahre von 1715. bis bald 1720. gedauert, wird aus dem zu erhellen seyn, was ich besser unten hiervon melden und erzehlen werde.
Doch unser GOtt ist sehr weislich und wun- dersam in seinen Wohlthaten, mit welchen er uns seine Vater-Liebe erkennen läst: er giebt uns selten eben diejenigen Dinge, die wir gerne wolten, sondern hält dieselben zurücke, uns in der Verleugnung zu üben, und überschüttet uns hingegen mit solchen, die eben nicht dasjenige sind, so wir unter den irrdischen Güthern am meisten hochschätzen, und lieben, damit wir uns an GOttes Gnade alleine, und an unserer zu- künfftigen ewigen Glückseligkeit sollen genügen
lassen,
woruͤber er ſelbſt,
Amtes, nach ausgeſtandener Kranckheit, und Todes-Noth. Wie das erſtemahl GOTT in meiner Seele mich mit ungemeiner geiſtlichen Freude, Jauchzen und Frohlocken erquicket; ſo haben mich die beyden andern mahle die Leute vor Liebe, und unverdienter Hochachtung gleich- ſam auf den Haͤnden getragen, und mit Worten und in der That ihre ungewoͤhnlich große Zu- neigung mir zu erkennen gegeben. Daß auch die letzten Erquickungen, welche mir Anno 1720. alß ich meine Poſtille unter die Zuhoͤrer ausge- theilet, GOtt wiederfahren laſſen, auf ſolche An- fechtungen gefolget, die noch groͤßer, als die vor- hergehenden geweſen, und welche in die 5. Jahre von 1715. bis bald 1720. gedauert, wird aus dem zu erhellen ſeyn, was ich beſſer unten hiervon melden und erzehlen werde.
Doch unſer GOtt iſt ſehr weislich und wun- derſam in ſeinen Wohlthaten, mit welchen er uns ſeine Vater-Liebe erkennen laͤſt: er giebt uns ſelten eben diejenigen Dinge, die wir gerne wolten, ſondern haͤlt dieſelben zuruͤcke, uns in der Verleugnung zu uͤben, und uͤberſchuͤttet uns hingegen mit ſolchen, die eben nicht dasjenige ſind, ſo wir unter den irrdiſchen Guͤthern am meiſten hochſchaͤtzen, und lieben, damit wir uns an GOttes Gnade alleine, und an unſerer zu- kuͤnfftigen ewigen Gluͤckſeligkeit ſollen genuͤgen
laſſen,
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woruͤber er ſelbſt,
Amtes, nach ausgeſtandener Kranckheit, und
Todes-Noth. Wie das erſtemahl GOTT in
meiner Seele mich mit ungemeiner geiſtlichen
Freude, Jauchzen und Frohlocken erquicket; ſo
haben mich die beyden andern mahle die Leute
vor Liebe, und unverdienter Hochachtung gleich-
ſam auf den Haͤnden getragen, und mit Worten
und in der That ihre ungewoͤhnlich große Zu-
neigung mir zu erkennen gegeben. Daß auch
die letzten Erquickungen, welche mir Anno 1720.
alß ich meine Poſtille unter die Zuhoͤrer ausge-
theilet, GOtt wiederfahren laſſen, auf ſolche An-
fechtungen gefolget, die noch groͤßer, als die vor-
hergehenden geweſen, und welche in die 5. Jahre
von 1715. bis bald 1720. gedauert, wird aus dem
zu erhellen ſeyn, was ich beſſer unten hiervon
melden und erzehlen werde.
Doch unſer GOtt iſt ſehr weislich und wun-
derſam in ſeinen Wohlthaten, mit welchen er
uns ſeine Vater-Liebe erkennen laͤſt: er giebt
uns ſelten eben diejenigen Dinge, die wir gerne
wolten, ſondern haͤlt dieſelben zuruͤcke, uns in
der Verleugnung zu uͤben, und uͤberſchuͤttet uns
hingegen mit ſolchen, die eben nicht dasjenige
ſind, ſo wir unter den irrdiſchen Guͤthern am
meiſten hochſchaͤtzen, und lieben, damit wir uns
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/584>, abgerufen am 22.11.2024.
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