Postille vor mein eigen Geld drucken laßen, so daß ich aus gewissen Ursachen mein eigener Ver- leger seyn muste; und siehe, es waren kaum et- liche Wochen hingegangen, so war schon so viel an Geschencken eingelauffen, als mich mein Buch zu drucken gekostet hatte.
Jch schätzte es zu Anfange meines Predigt- Amts schon hoch genug, daß mich GOtt kurtz vor demselben 1710. und 1711. aus einer so merck- würdigen Kranckheit erlöset, und vom Tode er- rettet, und mir zum wenigsten in so weit zu mei- ner vorigen Gesundheit wieder geholffen hatte, daß, ob ich schon noch schwächlich und kräncklich, ich doch mein Amt zu verwalten hinlängliche Kräffte hatte. GOtt aber that noch mehr, als ich gewünschet, und erquickte mich noch dazu mit so vielen Geschencken, und andern leib- lichen Wohlthaten, die er mir durch die Hand meiner Zuhörer zufliessen ließ. Das war das drittemahl in meinem Leben, daß mich GOTT nach der Anfechtung getröstet, und nachdem er mich sehr erniedriget und gedemüthiget, wieder- um zu Ehren gesetzt, und aufgerichtet: nemlich Anno 1695. in Breßlau, nach der oben beschrie- benen ausgestandenen Sünden-Angst; Anno 1705. ebenfalls in meiner Vater-Stadt, nach der Anno 1704. allhier überwundenen schweren Versuchung, und ietzt in den ersten Jahren meines
Amtes,
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und ſie denſelben dediciret,
Poſtille vor mein eigen Geld drucken laßen, ſo daß ich aus gewiſſen Urſachen mein eigener Ver- leger ſeyn muſte; und ſiehe, es waren kaum et- liche Wochen hingegangen, ſo war ſchon ſo viel an Geſchencken eingelauffen, als mich mein Buch zu drucken gekoſtet hatte.
Jch ſchaͤtzte es zu Anfange meines Predigt- Amts ſchon hoch genug, daß mich GOtt kurtz vor demſelben 1710. und 1711. aus einer ſo merck- wuͤrdigen Kranckheit erloͤſet, und vom Tode er- rettet, und mir zum wenigſten in ſo weit zu mei- ner vorigen Geſundheit wieder geholffen hatte, daß, ob ich ſchon noch ſchwaͤchlich und kraͤncklich, ich doch mein Amt zu verwalten hinlaͤngliche Kraͤffte hatte. GOtt aber that noch mehr, als ich gewuͤnſchet, und erquickte mich noch dazu mit ſo vielen Geſchencken, und andern leib- lichen Wohlthaten, die er mir durch die Hand meiner Zuhoͤrer zuflieſſen ließ. Das war das drittemahl in meinem Leben, daß mich GOTT nach der Anfechtung getroͤſtet, und nachdem er mich ſehr erniedriget und gedemuͤthiget, wieder- um zu Ehren geſetzt, und aufgerichtet: nemlich Anno 1695. in Breßlau, nach der oben beſchrie- benen ausgeſtandenen Suͤnden-Angſt; Anno 1705. ebenfalls in meiner Vater-Stadt, nach der Anno 1704. allhier uͤberwundenen ſchweren Verſuchung, und ietzt in den erſten Jahren meines
Amtes,
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und ſie denſelben dediciret,
Poſtille vor mein eigen Geld drucken laßen, ſo
daß ich aus gewiſſen Urſachen mein eigener Ver-
leger ſeyn muſte; und ſiehe, es waren kaum et-
liche Wochen hingegangen, ſo war ſchon ſo viel
an Geſchencken eingelauffen, als mich mein Buch
zu drucken gekoſtet hatte.
Jch ſchaͤtzte es zu Anfange meines Predigt-
Amts ſchon hoch genug, daß mich GOtt kurtz
vor demſelben 1710. und 1711. aus einer ſo merck-
wuͤrdigen Kranckheit erloͤſet, und vom Tode er-
rettet, und mir zum wenigſten in ſo weit zu mei-
ner vorigen Geſundheit wieder geholffen hatte,
daß, ob ich ſchon noch ſchwaͤchlich und kraͤncklich,
ich doch mein Amt zu verwalten hinlaͤngliche
Kraͤffte hatte. GOtt aber that noch mehr,
als ich gewuͤnſchet, und erquickte mich noch
dazu mit ſo vielen Geſchencken, und andern leib-
lichen Wohlthaten, die er mir durch die Hand
meiner Zuhoͤrer zuflieſſen ließ. Das war das
drittemahl in meinem Leben, daß mich GOTT
nach der Anfechtung getroͤſtet, und nachdem er
mich ſehr erniedriget und gedemuͤthiget, wieder-
um zu Ehren geſetzt, und aufgerichtet: nemlich
Anno 1695. in Breßlau, nach der oben beſchrie-
benen ausgeſtandenen Suͤnden-Angſt; Anno
1705. ebenfalls in meiner Vater-Stadt, nach
der Anno 1704. allhier uͤberwundenen ſchweren
Verſuchung, und ietzt in den erſten Jahren meines
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/583>, abgerufen am 22.11.2024.
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