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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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als da er seine erste
wären; die, da sie noch in glücklichem Zu-
stande war, nicht nur gegen Prediger, sondern
auch gegen viel tausend Arme iederzeit höchst
gutthätig sich erwiese. Wenn ich zusammen
rechnen wolte, was mir dieselbe, wie auch ihre
sel. Frau Mutter, die alte Bosin, samt ihrem
Herr Sohne, ingleichen der sel. Herr Bau-
meister Daniel Winckler, die noch lebende Frau
D. Sinnerin, und viel andere schier alle Jahre
verehret; so würde eine solche Zahl heraus
kommen, daß ich im Hertzen mich grämen wür-
de, daß ich sowol in meinem Predigt-Amte,
als nach der Zeit, mich nicht mehr solcher
Wohlthaten würdiger gemacht habe, als es wol
hätte seyn sollen, und dabey diß zu meinem
Troste dencken, daß GOTT nicht sowol auf
die undanckbare und unwürdige Person, so diese
Wohlthaten empfangen, als auf das Hertze
derer, so sie gereichet, sehen, und sie davor wie-
der in Ewigkeit erquicken werde. Diejenigen
hohen Gönner aber, die noch leben, und die
auch noch ietzt zuweilen an mich auf gleiche
Weise gedencken, und deren GOTT nimmer-
mehr vergessen wolle, trage ich Bedencken hier
zu nennen, weil ich vermuthe, daß sie um de-
rer willen, so eine gantz andere Neigung ge-
gen mich, als sie, haben, gerne verborgen seyn
wollen.

Doch
L l 4

als da er ſeine erſte
waͤren; die, da ſie noch in gluͤcklichem Zu-
ſtande war, nicht nur gegen Prediger, ſondern
auch gegen viel tauſend Arme iederzeit hoͤchſt
gutthaͤtig ſich erwieſe. Wenn ich zuſammen
rechnen wolte, was mir dieſelbe, wie auch ihre
ſel. Frau Mutter, die alte Boſin, ſamt ihrem
Herr Sohne, ingleichen der ſel. Herr Bau-
meiſter Daniel Winckler, die noch lebende Frau
D. Sinnerin, und viel andere ſchier alle Jahre
verehret; ſo wuͤrde eine ſolche Zahl heraus
kommen, daß ich im Hertzen mich graͤmen wuͤr-
de, daß ich ſowol in meinem Predigt-Amte,
als nach der Zeit, mich nicht mehr ſolcher
Wohlthaten wuͤrdiger gemacht habe, als es wol
haͤtte ſeyn ſollen, und dabey diß zu meinem
Troſte dencken, daß GOTT nicht ſowol auf
die undanckbare und unwuͤrdige Perſon, ſo dieſe
Wohlthaten empfangen, als auf das Hertze
derer, ſo ſie gereichet, ſehen, und ſie davor wie-
der in Ewigkeit erquicken werde. Diejenigen
hohen Goͤnner aber, die noch leben, und die
auch noch ietzt zuweilen an mich auf gleiche
Weiſe gedencken, und deren GOTT nimmer-
mehr vergeſſen wolle, trage ich Bedencken hier
zu nennen, weil ich vermuthe, daß ſie um de-
rer willen, ſo eine gantz andere Neigung ge-
gen mich, als ſie, haben, gerne verborgen ſeyn
wollen.

Doch
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[535/0581] als da er ſeine erſte waͤren; die, da ſie noch in gluͤcklichem Zu- ſtande war, nicht nur gegen Prediger, ſondern auch gegen viel tauſend Arme iederzeit hoͤchſt gutthaͤtig ſich erwieſe. Wenn ich zuſammen rechnen wolte, was mir dieſelbe, wie auch ihre ſel. Frau Mutter, die alte Boſin, ſamt ihrem Herr Sohne, ingleichen der ſel. Herr Bau- meiſter Daniel Winckler, die noch lebende Frau D. Sinnerin, und viel andere ſchier alle Jahre verehret; ſo wuͤrde eine ſolche Zahl heraus kommen, daß ich im Hertzen mich graͤmen wuͤr- de, daß ich ſowol in meinem Predigt-Amte, als nach der Zeit, mich nicht mehr ſolcher Wohlthaten wuͤrdiger gemacht habe, als es wol haͤtte ſeyn ſollen, und dabey diß zu meinem Troſte dencken, daß GOTT nicht ſowol auf die undanckbare und unwuͤrdige Perſon, ſo dieſe Wohlthaten empfangen, als auf das Hertze derer, ſo ſie gereichet, ſehen, und ſie davor wie- der in Ewigkeit erquicken werde. Diejenigen hohen Goͤnner aber, die noch leben, und die auch noch ietzt zuweilen an mich auf gleiche Weiſe gedencken, und deren GOTT nimmer- mehr vergeſſen wolle, trage ich Bedencken hier zu nennen, weil ich vermuthe, daß ſie um de- rer willen, ſo eine gantz andere Neigung ge- gen mich, als ſie, haben, gerne verborgen ſeyn wollen. Doch L l 4

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/581>, abgerufen am 22.11.2024.