das höchste und edelste Gut hielte, wenn die Liebe und Freude zu GOtt, und in GOtt, und die Seligkeit selbst entstehen soll. So absolut nöthig also, als es nun ist, das gottlose Leben zu meiden, und nur den wahren GOTT über alles zu lieben, so hat der Mensch im natürli- chen und sündlichen Zustande keine Krafft, von der Blindheit sich zu bekehren, die Augen sei- nes Verstandes aufzuthun, und GOtt vor das höchste Gut zu erkennen, und die herrschende Liebe zur Welt fahren zu laßen, sondern GOt- tes Geist muß seinen Verstand erleuchten, und sein Hertz ändern. Diesen Geist GOTTes, der durch den Sünden-Fall von den Men- schen verlohren worden, hat der Sohn GOt- tes durch sein Leiden und Sterben den Sün- dern verdienen, und erwerben müssen. Durch dessen Krafft können sie ihre Augen aufthun, die Sünde bereuen, und dieselbe zu hassen, GOtt über alles zu lieben, und auf GOttes Gnade ihr Vertrauen zu setzen anfangen. Und diesen Geist GOttes empfangen sie durch den Glau- ben an CHristum zu ihrer fernern Heiligung und Tilgung der fernern Herrschafft der Sün- den, nachdem er erst durch seine zuvorkommende Gnade sie durch GOttes Wort, und durch das Gesetze zur Erkänntniß GOttes, und ihrer Sünden gebracht, und auch durch die bekeh-
rende
wodurch viel Leute
das hoͤchſte und edelſte Gut hielte, wenn die Liebe und Freude zu GOtt, und in GOtt, und die Seligkeit ſelbſt entſtehen ſoll. So abſolut noͤthig alſo, als es nun iſt, das gottloſe Leben zu meiden, und nur den wahren GOTT uͤber alles zu lieben, ſo hat der Menſch im natuͤrli- chen und ſuͤndlichen Zuſtande keine Krafft, von der Blindheit ſich zu bekehren, die Augen ſei- nes Verſtandes aufzuthun, und GOtt vor das hoͤchſte Gut zu erkennen, und die herrſchende Liebe zur Welt fahren zu laßen, ſondern GOt- tes Geiſt muß ſeinen Verſtand erleuchten, und ſein Hertz aͤndern. Dieſen Geiſt GOTTes, der durch den Suͤnden-Fall von den Men- ſchen verlohren worden, hat der Sohn GOt- tes durch ſein Leiden und Sterben den Suͤn- dern verdienen, und erwerben muͤſſen. Durch deſſen Krafft koͤnnen ſie ihre Augen aufthun, die Suͤnde bereuen, und dieſelbe zu haſſen, GOtt uͤber alles zu lieben, und auf GOttes Gnade ihr Vertrauen zu ſetzen anfangen. Und dieſen Geiſt GOttes empfangen ſie durch den Glau- ben an CHriſtum zu ihrer fernern Heiligung und Tilgung der fernern Herrſchafft der Suͤn- den, nachdem er erſt durch ſeine zuvorkommende Gnade ſie durch GOttes Wort, und durch das Geſetze zur Erkaͤnntniß GOttes, und ihrer Suͤnden gebracht, und auch durch die bekeh-
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wodurch viel Leute
das hoͤchſte und edelſte Gut hielte, wenn die Liebe
und Freude zu GOtt, und in GOtt, und die
Seligkeit ſelbſt entſtehen ſoll. So abſolut
noͤthig alſo, als es nun iſt, das gottloſe Leben
zu meiden, und nur den wahren GOTT uͤber
alles zu lieben, ſo hat der Menſch im natuͤrli-
chen und ſuͤndlichen Zuſtande keine Krafft, von
der Blindheit ſich zu bekehren, die Augen ſei-
nes Verſtandes aufzuthun, und GOtt vor das
hoͤchſte Gut zu erkennen, und die herrſchende
Liebe zur Welt fahren zu laßen, ſondern GOt-
tes Geiſt muß ſeinen Verſtand erleuchten, und
ſein Hertz aͤndern. Dieſen Geiſt GOTTes,
der durch den Suͤnden-Fall von den Men-
ſchen verlohren worden, hat der Sohn GOt-
tes durch ſein Leiden und Sterben den Suͤn-
dern verdienen, und erwerben muͤſſen. Durch
deſſen Krafft koͤnnen ſie ihre Augen aufthun, die
Suͤnde bereuen, und dieſelbe zu haſſen, GOtt
uͤber alles zu lieben, und auf GOttes Gnade ihr
Vertrauen zu ſetzen anfangen. Und dieſen
Geiſt GOttes empfangen ſie durch den Glau-
ben an CHriſtum zu ihrer fernern Heiligung
und Tilgung der fernern Herrſchafft der Suͤn-
den, nachdem er erſt durch ſeine zuvorkommende
Gnade ſie durch GOttes Wort, und durch das
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/572>, abgerufen am 22.11.2024.
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