Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des Menschen, die elende Sclaverey der Sünden, des Teufels tieffe List, und Boßheit zur Ge- nüge an mir selbst geschmecket und gelernet, so wurden viel Sünder, und unter denselben auch nicht wenig vornehme Leute gerühret, so gar, daß sie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten, ihre Sünden bekannten, und Anweisung zum Christenthum, und fernern Unterricht in vielen Gewissens-Fällen begehrten.
Zu meinem Applausu mochte auch etwas beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten und Lehr-Sätze, die zwar von unserer Kirchen niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht gar zu offt im predigen berühret, und einge- schärffet werden, mit Nachdruck vortrug, und dieselben den Zuhörern zu Gemüthe führte. Z. E. Es ist unmöglich, daß ein Sünder bey seinem gottlosen Leben kan selig werden, und zu GOtt kommen. Die großen Haupt-Sün- den, Unglaube, und die herrschende Liebe der Welt haben eine natürliche Verbindniß mit der Hölle, und mit der ewigen Verdammniß. Jedweder Mensch kan nur einen GOtt, oder nur einen letzten Endzweck haben, worinnen er seine höchste Ruhe und Glückseligkeit suchet: entweder den wahren GOTT, als das höchste Gut; oder die geringen Schein-Güter dieser
Erden,
und wegen gewiſſer Wahrheiten,
Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des Menſchen, die elende Sclaverey der Suͤnden, des Teufels tieffe Liſt, und Boßheit zur Ge- nuͤge an mir ſelbſt geſchmecket und gelernet, ſo wurden viel Suͤnder, und unter denſelben auch nicht wenig vornehme Leute geruͤhret, ſo gar, daß ſie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten, ihre Suͤnden bekannten, und Anweiſung zum Chriſtenthum, und fernern Unterricht in vielen Gewiſſens-Faͤllen begehrten.
Zu meinem Applauſu mochte auch etwas beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten und Lehr-Saͤtze, die zwar von unſerer Kirchen niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht gar zu offt im predigen beruͤhret, und einge- ſchaͤrffet werden, mit Nachdruck vortrug, und dieſelben den Zuhoͤrern zu Gemuͤthe fuͤhrte. Z. E. Es iſt unmoͤglich, daß ein Suͤnder bey ſeinem gottloſen Leben kan ſelig werden, und zu GOtt kommen. Die großen Haupt-Suͤn- den, Unglaube, und die herrſchende Liebe der Welt haben eine natuͤrliche Verbindniß mit der Hoͤlle, und mit der ewigen Verdammniß. Jedweder Menſch kan nur einen GOtt, oder nur einen letzten Endzweck haben, worinnen er ſeine hoͤchſte Ruhe und Gluͤckſeligkeit ſuchet: entweder den wahren GOTT, als das hoͤchſte Gut; oder die geringen Schein-Guͤter dieſer
Erden,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0568"n="522"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und wegen gewiſſer Wahrheiten,</hi></fw><lb/>
Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des<lb/>
Menſchen, die elende Sclaverey der Suͤnden,<lb/>
des Teufels tieffe Liſt, und Boßheit zur Ge-<lb/>
nuͤge an mir ſelbſt geſchmecket und gelernet, ſo<lb/>
wurden viel Suͤnder, und unter denſelben auch<lb/>
nicht wenig vornehme Leute geruͤhret, ſo gar, daß<lb/>ſie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten,<lb/>
ihre Suͤnden bekannten, und Anweiſung zum<lb/>
Chriſtenthum, und fernern Unterricht in vielen<lb/>
Gewiſſens-Faͤllen begehrten.</p><lb/><p>Zu meinem <hirendition="#aq">Applauſu</hi> mochte auch etwas<lb/>
beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten<lb/>
und Lehr-Saͤtze, die zwar von unſerer Kirchen<lb/>
niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht<lb/>
gar zu offt im predigen beruͤhret, und einge-<lb/>ſchaͤrffet werden, mit Nachdruck vortrug, und<lb/>
dieſelben den Zuhoͤrern zu Gemuͤthe fuͤhrte.<lb/>
Z. E. Es iſt unmoͤglich, daß ein Suͤnder bey<lb/>ſeinem gottloſen Leben kan ſelig werden, und zu<lb/>
GOtt kommen. Die großen Haupt-Suͤn-<lb/>
den, Unglaube, und die herrſchende Liebe der<lb/>
Welt haben eine natuͤrliche Verbindniß mit der<lb/>
Hoͤlle, und mit der ewigen Verdammniß.<lb/>
Jedweder Menſch kan nur <hirendition="#fr">einen</hi> GOtt, oder<lb/>
nur <hirendition="#fr">einen</hi> letzten Endzweck haben, worinnen<lb/>
er ſeine hoͤchſte Ruhe und Gluͤckſeligkeit ſuchet:<lb/>
entweder den wahren <hirendition="#g">GOTT,</hi> als das hoͤchſte<lb/>
Gut; oder die geringen Schein-Guͤter dieſer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Erden,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[522/0568]
und wegen gewiſſer Wahrheiten,
Und weil ich auch die tieffe Verderbniß des
Menſchen, die elende Sclaverey der Suͤnden,
des Teufels tieffe Liſt, und Boßheit zur Ge-
nuͤge an mir ſelbſt geſchmecket und gelernet, ſo
wurden viel Suͤnder, und unter denſelben auch
nicht wenig vornehme Leute geruͤhret, ſo gar, daß
ſie auch zum Theil ihr Leben mir entdeckten,
ihre Suͤnden bekannten, und Anweiſung zum
Chriſtenthum, und fernern Unterricht in vielen
Gewiſſens-Faͤllen begehrten.
Zu meinem Applauſu mochte auch etwas
beygetragen haben, daß ich einige Wahrheiten
und Lehr-Saͤtze, die zwar von unſerer Kirchen
niemahls geleugnet worden, die aber eben nicht
gar zu offt im predigen beruͤhret, und einge-
ſchaͤrffet werden, mit Nachdruck vortrug, und
dieſelben den Zuhoͤrern zu Gemuͤthe fuͤhrte.
Z. E. Es iſt unmoͤglich, daß ein Suͤnder bey
ſeinem gottloſen Leben kan ſelig werden, und zu
GOtt kommen. Die großen Haupt-Suͤn-
den, Unglaube, und die herrſchende Liebe der
Welt haben eine natuͤrliche Verbindniß mit der
Hoͤlle, und mit der ewigen Verdammniß.
Jedweder Menſch kan nur einen GOtt, oder
nur einen letzten Endzweck haben, worinnen
er ſeine hoͤchſte Ruhe und Gluͤckſeligkeit ſuchet:
entweder den wahren GOTT, als das hoͤchſte
Gut; oder die geringen Schein-Guͤter dieſer
Erden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/568>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.