geprediget, nicht gefallen, oder ob mein Aus- gehen, und wieder erlangte Gesundheit, wie es hieß, den Rath auf andere Gedancken ge- bracht. Die Haupt-Ursache, daß sie weder einen andern erwehlten, noch auch zur Voca- tion meiner Person schritten, mochte wol seyn der Bau der Peters-Kirchen, die vorlängst schon in eine Kalck-Hütte, und in ein Haus der Wäsche-Weiber war verwandelt worden; welchen Bau der Rath aus wichtigen Ursa- chen vornahm, welche vielleicht so bekannt sind, daß ich nicht Ursache habe, sie hier an- zuführen.
Anno 1711. §. 109.
Nun folget das 35. Jahr meines Alters, welches auch ein sehr merckwürdiges Jahr ge- wesen, sowol weil ich zu Ende desselben, nem- lich Anno 1711. am heiligen Christ-Abend, noch- mahls zum Catecheten und Prediger erwehlet wurde, als auch wegen anderer Dinge, so mir dasselbe Jahr begegnet. Gegen Ostern brauchte ich ein Decoctum antihecticum, wozu mir ein Balbier-Geselle das Recept communicirte. Was andere Medici mit ihren Chymischen Tropffen, und Feuer- und Wasser-Curen nicht hatten zuwege bringen können, das that ein
gerin-
H h 5
Catechete in Leipzig ſoll werden:
geprediget, nicht gefallen, oder ob mein Aus- gehen, und wieder erlangte Geſundheit, wie es hieß, den Rath auf andere Gedancken ge- bracht. Die Haupt-Urſache, daß ſie weder einen andern erwehlten, noch auch zur Voca- tion meiner Perſon ſchritten, mochte wol ſeyn der Bau der Peters-Kirchen, die vorlaͤngſt ſchon in eine Kalck-Huͤtte, und in ein Haus der Waͤſche-Weiber war verwandelt worden; welchen Bau der Rath aus wichtigen Urſa- chen vornahm, welche vielleicht ſo bekannt ſind, daß ich nicht Urſache habe, ſie hier an- zufuͤhren.
Anno 1711. §. 109.
Nun folget das 35. Jahr meines Alters, welches auch ein ſehr merckwuͤrdiges Jahr ge- weſen, ſowol weil ich zu Ende deſſelben, nem- lich Anno 1711. am heiligen Chriſt-Abend, noch- mahls zum Catecheten und Prediger erwehlet wurde, als auch wegen anderer Dinge, ſo mir daſſelbe Jahr begegnet. Gegen Oſtern brauchte ich ein Decoctum antihecticum, wozu mir ein Balbier-Geſelle das Recept communicirte. Was andere Medici mit ihren Chymiſchen Tropffen, und Feuer- und Waſſer-Curen nicht hatten zuwege bringen koͤnnen, das that ein
gerin-
H h 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0535"n="489"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Catechet</hi>e in Leipzig ſoll werden:</hi></fw><lb/>
geprediget, nicht gefallen, oder ob mein Aus-<lb/>
gehen, und wieder erlangte Geſundheit, wie es<lb/>
hieß, den Rath auf andere Gedancken ge-<lb/>
bracht. Die Haupt-Urſache, daß ſie weder<lb/>
einen andern erwehlten, noch auch zur <hirendition="#aq">Voca-<lb/>
tion</hi> meiner Perſon ſchritten, mochte wol ſeyn<lb/>
der Bau der Peters-Kirchen, die vorlaͤngſt<lb/>ſchon in eine Kalck-Huͤtte, und in ein Haus<lb/>
der Waͤſche-Weiber war verwandelt worden;<lb/>
welchen Bau der Rath aus wichtigen Urſa-<lb/>
chen vornahm, welche vielleicht ſo bekannt<lb/>ſind, daß ich nicht Urſache habe, ſie hier an-<lb/>
zufuͤhren.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g"><hirendition="#aq">Anno</hi> 1711.</hi><lb/>
§. 109.</hi></head><lb/><p>Nun folget das 35. Jahr meines Alters,<lb/>
welches auch ein ſehr merckwuͤrdiges Jahr ge-<lb/>
weſen, ſowol weil ich zu Ende deſſelben, nem-<lb/>
lich <hirendition="#aq">Anno</hi> 1711. am heiligen Chriſt-Abend, noch-<lb/>
mahls zum <hirendition="#aq">Catechet</hi>en und Prediger erwehlet<lb/>
wurde, als auch wegen anderer Dinge, ſo mir<lb/>
daſſelbe Jahr begegnet. Gegen Oſtern brauchte<lb/>
ich ein <hirendition="#aq">Decoctum antihecticum,</hi> wozu mir ein<lb/>
Balbier-Geſelle das <hirendition="#aq">Recept communici</hi>rte.<lb/>
Was andere <hirendition="#aq">Medici</hi> mit ihren <hirendition="#aq">Chymi</hi>ſchen<lb/>
Tropffen, und Feuer- und Waſſer-Curen nicht<lb/>
hatten zuwege bringen koͤnnen, das that ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">gerin-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[489/0535]
Catechete in Leipzig ſoll werden:
geprediget, nicht gefallen, oder ob mein Aus-
gehen, und wieder erlangte Geſundheit, wie es
hieß, den Rath auf andere Gedancken ge-
bracht. Die Haupt-Urſache, daß ſie weder
einen andern erwehlten, noch auch zur Voca-
tion meiner Perſon ſchritten, mochte wol ſeyn
der Bau der Peters-Kirchen, die vorlaͤngſt
ſchon in eine Kalck-Huͤtte, und in ein Haus
der Waͤſche-Weiber war verwandelt worden;
welchen Bau der Rath aus wichtigen Urſa-
chen vornahm, welche vielleicht ſo bekannt
ſind, daß ich nicht Urſache habe, ſie hier an-
zufuͤhren.
Anno 1711.
§. 109.
Nun folget das 35. Jahr meines Alters,
welches auch ein ſehr merckwuͤrdiges Jahr ge-
weſen, ſowol weil ich zu Ende deſſelben, nem-
lich Anno 1711. am heiligen Chriſt-Abend, noch-
mahls zum Catecheten und Prediger erwehlet
wurde, als auch wegen anderer Dinge, ſo mir
daſſelbe Jahr begegnet. Gegen Oſtern brauchte
ich ein Decoctum antihecticum, wozu mir ein
Balbier-Geſelle das Recept communicirte.
Was andere Medici mit ihren Chymiſchen
Tropffen, und Feuer- und Waſſer-Curen nicht
hatten zuwege bringen koͤnnen, das that ein
gerin-
H h 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/535>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.