Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

zugezogen hatte:
bac zu machen pfleget, gehemmet worden.
Jnzwischen rückte unser Jubilaeum Academicum
heran, in welchem ich nach D. Ridigers Me-
thode
und Consilio durch eine Debauche an
Bier und Tabac bey einer guten Compagnie
von Vesper-Zeit an bis auf den späten Abend
den Magen auszuscheuren dachte; aber ich be-
fand gar bald, daß ich übel nur ärger gemacht;
indem es mich die folgenden Tage auf der Brust
und Lunge gewaltig zu drücken anfieng, und
ich bey diesem Dolore gravativo auch den gan-
tzen Tag mit Ructibus geplaget war. Es
verdroß mich nicht wenig, daß D. Ridigers Cur,
die er in seinen Collegiis manchmahl zu recom-
mendi
ren pflegte, nicht besser angeschlagen war,
und noch mehr, daß ich um dieser Ursachen
willen, und wegen des Jubilaei und Besuchs,
den ich von Jenensern, und Hallensern, so auf
das Jubilaeum zu kommen versprochen, vermu-
thete, den Gebrauch des Heiligen Abendmahls
aufgeschoben hatte.

Jch weiß nicht, ob ich so abergläubisch,
oder so ein guter Religioniste bin; so offt ich
in meinem Leben aus frivolen und leichtsinni-
gen Ursachen diß heilige Werck ausgesetzt, und
die voraus bestimmte Zeit übergangen, so bin
ich allemahl durch seltsame, und unglückliche
Begebenheiten, und Zufälle auf das empfind-

lichste

zugezogen hatte:
bac zu machen pfleget, gehemmet worden.
Jnzwiſchen ruͤckte unſer Jubilæum Academicum
heran, in welchem ich nach D. Ridigers Me-
thode
und Conſilio durch eine Debauche an
Bier und Tabac bey einer guten Compagnie
von Veſper-Zeit an bis auf den ſpaͤten Abend
den Magen auszuſcheuren dachte; aber ich be-
fand gar bald, daß ich uͤbel nur aͤrger gemacht;
indem es mich die folgenden Tage auf der Bruſt
und Lunge gewaltig zu druͤcken anfieng, und
ich bey dieſem Dolore gravativo auch den gan-
tzen Tag mit Ructibus geplaget war. Es
verdroß mich nicht wenig, daß D. Ridigers Cur,
die er in ſeinen Collegiis manchmahl zu recom-
mendi
ren pflegte, nicht beſſer angeſchlagen war,
und noch mehr, daß ich um dieſer Urſachen
willen, und wegen des Jubilæi und Beſuchs,
den ich von Jenenſern, und Hallenſern, ſo auf
das Jubilæum zu kommen verſprochen, vermu-
thete, den Gebrauch des Heiligen Abendmahls
aufgeſchoben hatte.

Jch weiß nicht, ob ich ſo aberglaͤubiſch,
oder ſo ein guter Religioniſte bin; ſo offt ich
in meinem Leben aus frivolen und leichtſinni-
gen Urſachen diß heilige Werck ausgeſetzt, und
die voraus beſtimmte Zeit uͤbergangen, ſo bin
ich allemahl durch ſeltſame, und ungluͤckliche
Begebenheiten, und Zufaͤlle auf das empfind-

lichſte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0510" n="464"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zugezogen hatte:</hi></fw><lb/>
bac zu machen pfleget, gehemmet worden.<lb/>
Jnzwi&#x017F;chen ru&#x0364;ckte un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Jubilæum Academicum</hi><lb/>
heran, in welchem ich nach <hi rendition="#aq">D.</hi> Ridigers <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
thode</hi> und <hi rendition="#aq">Con&#x017F;ilio</hi> durch eine <hi rendition="#aq">Debauche</hi> an<lb/>
Bier und Tabac bey einer guten <hi rendition="#aq">Compagnie</hi><lb/>
von <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;per-</hi>Zeit an bis auf den &#x017F;pa&#x0364;ten Abend<lb/>
den Magen auszu&#x017F;cheuren dachte; aber ich be-<lb/>
fand gar bald, daß ich u&#x0364;bel nur a&#x0364;rger gemacht;<lb/>
indem es mich die folgenden Tage auf der Bru&#x017F;t<lb/>
und Lunge gewaltig zu dru&#x0364;cken anfieng, und<lb/>
ich bey die&#x017F;em <hi rendition="#aq">Dolore gravativo</hi> auch den gan-<lb/>
tzen Tag mit <hi rendition="#aq">Ructibus</hi> geplaget war. Es<lb/>
verdroß mich nicht wenig, daß <hi rendition="#aq">D.</hi> Ridigers Cur,<lb/>
die er in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Collegiis</hi> manchmahl zu <hi rendition="#aq">recom-<lb/>
mendi</hi>ren pflegte, nicht be&#x017F;&#x017F;er ange&#x017F;chlagen war,<lb/>
und noch mehr, daß ich um die&#x017F;er Ur&#x017F;achen<lb/>
willen, und wegen des <hi rendition="#aq">Jubilæi</hi> und Be&#x017F;uchs,<lb/>
den ich von Jenen&#x017F;ern, und Hallen&#x017F;ern, &#x017F;o auf<lb/>
das <hi rendition="#aq">Jubilæum</hi> zu kommen ver&#x017F;prochen, vermu-<lb/>
thete, den Gebrauch des Heiligen Abendmahls<lb/>
aufge&#x017F;choben hatte.</p><lb/>
        <p>Jch weiß nicht, ob ich &#x017F;o abergla&#x0364;ubi&#x017F;ch,<lb/>
oder &#x017F;o ein guter Religioni&#x017F;te bin; &#x017F;o offt ich<lb/>
in meinem Leben aus <hi rendition="#aq">frivol</hi>en und leicht&#x017F;inni-<lb/>
gen Ur&#x017F;achen diß heilige Werck ausge&#x017F;etzt, und<lb/>
die voraus be&#x017F;timmte Zeit u&#x0364;bergangen, &#x017F;o bin<lb/>
ich allemahl durch &#x017F;elt&#x017F;ame, und unglu&#x0364;ckliche<lb/>
Begebenheiten, und Zufa&#x0364;lle auf das empfind-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich&#x017F;te</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0510] zugezogen hatte: bac zu machen pfleget, gehemmet worden. Jnzwiſchen ruͤckte unſer Jubilæum Academicum heran, in welchem ich nach D. Ridigers Me- thode und Conſilio durch eine Debauche an Bier und Tabac bey einer guten Compagnie von Veſper-Zeit an bis auf den ſpaͤten Abend den Magen auszuſcheuren dachte; aber ich be- fand gar bald, daß ich uͤbel nur aͤrger gemacht; indem es mich die folgenden Tage auf der Bruſt und Lunge gewaltig zu druͤcken anfieng, und ich bey dieſem Dolore gravativo auch den gan- tzen Tag mit Ructibus geplaget war. Es verdroß mich nicht wenig, daß D. Ridigers Cur, die er in ſeinen Collegiis manchmahl zu recom- mendiren pflegte, nicht beſſer angeſchlagen war, und noch mehr, daß ich um dieſer Urſachen willen, und wegen des Jubilæi und Beſuchs, den ich von Jenenſern, und Hallenſern, ſo auf das Jubilæum zu kommen verſprochen, vermu- thete, den Gebrauch des Heiligen Abendmahls aufgeſchoben hatte. Jch weiß nicht, ob ich ſo aberglaͤubiſch, oder ſo ein guter Religioniſte bin; ſo offt ich in meinem Leben aus frivolen und leichtſinni- gen Urſachen diß heilige Werck ausgeſetzt, und die voraus beſtimmte Zeit uͤbergangen, ſo bin ich allemahl durch ſeltſame, und ungluͤckliche Begebenheiten, und Zufaͤlle auf das empfind- lichſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/510
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/510>, abgerufen am 22.11.2024.