Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.sich viel kränckliche Zufälle in Advent anhielt; und doch ließ ich michverleiten, auf die Kirmeß nach Taucha zu ge- hen bey höchst ungesundem, und stürmendem Regen-Wetter. Wiewol das Wetter mir eben so viel nicht würde geschadet haben, wenn ich nur nicht durch überflüßiges Essen und Trin- cken, zu welchem man auf Kirmessen leicht ver- leitet wird, den ohnedem schon schwachen Leib noch schwächer gemacht hätte. Gegen Martini wurde ich zum Catecheten erwehlet, obwol her- nach allerhand Dinge darzwischen kamen, wel- che ich besser unten anführen will, welche mach- ten, daß ich erst zwey Jahr drauf Anno 1711. in Weyhnachten zu solchem Amte vociret und eingesetzet wurde. Alß mir die geschehene Wahl kund gethan wurde, so gerieth ich zu allem Unglück auf den thörichten Einfall, daß ich mir den Tabac abgewöhnen wolte. Denn ob ich schon des Tages ordentlicher weise über zwey bis drey Pfeiffen nicht zu rauchen pflegte; so wolte ich doch nicht gerne einmahl als Pre- diger das geringste Ding an mir haben, das mir bey meinem Amte eine Blame und Vor- wurff seyn könte. Jch unterließ ihn also auf einige Zeit, wodurch aber der Magen, und Concoction gantz ungemein geschwächet, oder so dieses nicht geschahe, doch die ordentlichen Sedes und Oeffnungen des Leibes, die der Ta- bac
ſich viel kraͤnckliche Zufaͤlle in Advent anhielt; und doch ließ ich michverleiten, auf die Kirmeß nach Taucha zu ge- hen bey hoͤchſt ungeſundem, und ſtuͤrmendem Regen-Wetter. Wiewol das Wetter mir eben ſo viel nicht wuͤrde geſchadet haben, wenn ich nur nicht durch uͤberfluͤßiges Eſſen und Trin- cken, zu welchem man auf Kirmeſſen leicht ver- leitet wird, den ohnedem ſchon ſchwachen Leib noch ſchwaͤcher gemacht haͤtte. Gegen Martini wurde ich zum Catecheten erwehlet, obwol her- nach allerhand Dinge darzwiſchen kamen, wel- che ich beſſer unten anfuͤhren will, welche mach- ten, daß ich erſt zwey Jahr drauf Anno 1711. in Weyhnachten zu ſolchem Amte vociret und eingeſetzet wurde. Alß mir die geſchehene Wahl kund gethan wurde, ſo gerieth ich zu allem Ungluͤck auf den thoͤrichten Einfall, daß ich mir den Tabac abgewoͤhnen wolte. Denn ob ich ſchon des Tages ordentlicher weiſe uͤber zwey bis drey Pfeiffen nicht zu rauchen pflegte; ſo wolte ich doch nicht gerne einmahl als Pre- diger das geringſte Ding an mir haben, das mir bey meinem Amte eine Blame und Vor- wurff ſeyn koͤnte. Jch unterließ ihn alſo auf einige Zeit, wodurch aber der Magen, und Concoction gantz ungemein geſchwaͤchet, oder ſo dieſes nicht geſchahe, doch die ordentlichen Sedes und Oeffnungen des Leibes, die der Ta- bac
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0509" n="463"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ſich viel kraͤnckliche Zufaͤlle</hi></fw><lb/> in <hi rendition="#aq">Advent</hi> anhielt; und doch ließ ich mich<lb/> verleiten, auf die Kirmeß nach <hi rendition="#aq">Taucha</hi> zu ge-<lb/> hen bey hoͤchſt ungeſundem, und ſtuͤrmendem<lb/> Regen-Wetter. Wiewol das Wetter mir<lb/> eben ſo viel nicht wuͤrde geſchadet haben, wenn<lb/> ich nur nicht durch uͤberfluͤßiges Eſſen und Trin-<lb/> cken, zu welchem man auf Kirmeſſen leicht ver-<lb/> leitet wird, den ohnedem ſchon ſchwachen Leib<lb/> noch ſchwaͤcher gemacht haͤtte. Gegen <hi rendition="#aq">Martini</hi><lb/> wurde ich zum <hi rendition="#aq">Catechet</hi>en erwehlet, obwol her-<lb/> nach allerhand Dinge darzwiſchen kamen, wel-<lb/> che ich beſſer unten anfuͤhren will, welche mach-<lb/> ten, daß ich erſt zwey Jahr drauf <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1711.<lb/> in Weyhnachten zu ſolchem Amte <hi rendition="#aq">voci</hi>ret und<lb/> eingeſetzet wurde. Alß mir die geſchehene<lb/> Wahl kund gethan wurde, ſo gerieth ich zu<lb/> allem Ungluͤck auf den thoͤrichten Einfall, daß<lb/> ich mir den Tabac abgewoͤhnen wolte. Denn<lb/> ob ich ſchon des Tages ordentlicher weiſe uͤber<lb/> zwey bis drey Pfeiffen nicht zu rauchen pflegte;<lb/> ſo wolte ich doch nicht gerne einmahl als Pre-<lb/> diger das geringſte Ding an mir haben, das<lb/> mir bey meinem Amte eine <hi rendition="#aq">Blame</hi> und Vor-<lb/> wurff ſeyn koͤnte. Jch unterließ ihn alſo auf<lb/> einige Zeit, wodurch aber der Magen, und<lb/><hi rendition="#aq">Concoction</hi> gantz ungemein geſchwaͤchet, oder<lb/> ſo dieſes nicht geſchahe, doch die ordentlichen<lb/><hi rendition="#aq">Sedes</hi> und Oeffnungen des Leibes, die der Ta-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bac</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [463/0509]
ſich viel kraͤnckliche Zufaͤlle
in Advent anhielt; und doch ließ ich mich
verleiten, auf die Kirmeß nach Taucha zu ge-
hen bey hoͤchſt ungeſundem, und ſtuͤrmendem
Regen-Wetter. Wiewol das Wetter mir
eben ſo viel nicht wuͤrde geſchadet haben, wenn
ich nur nicht durch uͤberfluͤßiges Eſſen und Trin-
cken, zu welchem man auf Kirmeſſen leicht ver-
leitet wird, den ohnedem ſchon ſchwachen Leib
noch ſchwaͤcher gemacht haͤtte. Gegen Martini
wurde ich zum Catecheten erwehlet, obwol her-
nach allerhand Dinge darzwiſchen kamen, wel-
che ich beſſer unten anfuͤhren will, welche mach-
ten, daß ich erſt zwey Jahr drauf Anno 1711.
in Weyhnachten zu ſolchem Amte vociret und
eingeſetzet wurde. Alß mir die geſchehene
Wahl kund gethan wurde, ſo gerieth ich zu
allem Ungluͤck auf den thoͤrichten Einfall, daß
ich mir den Tabac abgewoͤhnen wolte. Denn
ob ich ſchon des Tages ordentlicher weiſe uͤber
zwey bis drey Pfeiffen nicht zu rauchen pflegte;
ſo wolte ich doch nicht gerne einmahl als Pre-
diger das geringſte Ding an mir haben, das
mir bey meinem Amte eine Blame und Vor-
wurff ſeyn koͤnte. Jch unterließ ihn alſo auf
einige Zeit, wodurch aber der Magen, und
Concoction gantz ungemein geſchwaͤchet, oder
ſo dieſes nicht geſchahe, doch die ordentlichen
Sedes und Oeffnungen des Leibes, die der Ta-
bac
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/509 |
Zitationshilfe: | Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/509>, abgerufen am 03.07.2024. |