Wie ich vor dem Jahre um diese Zeit bey- nahe im Feuer umkommen, so fehlte es nicht viel, daß ich nicht das folgende 1709te Jahr erfrohren wäre. Es fiel der bekannte harte Winter ein, der vom letzten December 1708. an, bis zu An- fange des kommenden Frühlings dauerte. Jn der Neu-Jahrs-Messe kam mein Herr Gevatter Alberti, Prediger in Polentz, der ietzt in Großen- Hayn Diaconus, und Herr M. Gehr, so da- mahls in Taucha Diaconus war, nach Leipzig, und herbergten auf dem rothen Collegio. Die Conversation mit denselben war mir iederzeit an- genehm. Sie fuhren den andern Tag gegen Mittag wieder nach Hause; und, weil sie in Sellerhausen essen wolten, so versprach ich ih- nen das Geleite dahin zu geben. Jch gieng aber zwey Stunden vorher, sie in Sellerhausen zu erwarten, und mit ihnen zu essen und zu trin- cken, und unsern Discours, den wir Abends zu- vor bis in die späte Nacht gehabt, fortzusetzen. Nun war es nicht nur erbärmlich kalt, sondern es schneyete auch dermaßen, daß man weder Häuser noch Menschen davor sehen kunte, ohn- geachtet der Schnee ohne dieß schon hoch über der Erden, und auf den Dächern lag. Jch nahm
den
befoͤrdern will:
Anno 1709. §. 99.
Wie ich vor dem Jahre um dieſe Zeit bey- nahe im Feuer umkommen, ſo fehlte es nicht viel, daß ich nicht das folgende 1709te Jahr erfrohren waͤre. Es fiel der bekannte harte Winter ein, der vom letzten December 1708. an, bis zu An- fange des kommenden Fruͤhlings dauerte. Jn der Neu-Jahrs-Meſſe kam mein Herr Gevatter Alberti, Prediger in Polentz, der ietzt in Großen- Hayn Diaconus, und Herr M. Gehr, ſo da- mahls in Taucha Diaconus war, nach Leipzig, und herbergten auf dem rothen Collegio. Die Converſation mit denſelben war mir iederzeit an- genehm. Sie fuhren den andern Tag gegen Mittag wieder nach Hauſe; und, weil ſie in Sellerhauſen eſſen wolten, ſo verſprach ich ih- nen das Geleite dahin zu geben. Jch gieng aber zwey Stunden vorher, ſie in Sellerhauſen zu erwarten, und mit ihnen zu eſſen und zu trin- cken, und unſern Diſcours, den wir Abends zu- vor bis in die ſpaͤte Nacht gehabt, fortzuſetzen. Nun war es nicht nur erbaͤrmlich kalt, ſondern es ſchneyete auch dermaßen, daß man weder Haͤuſer noch Menſchen davor ſehen kunte, ohn- geachtet der Schnee ohne dieß ſchon hoch uͤber der Erden, und auf den Daͤchern lag. Jch nahm
den
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befoͤrdern will:
Anno 1709.
§. 99.
Wie ich vor dem Jahre um dieſe Zeit bey-
nahe im Feuer umkommen, ſo fehlte es nicht viel,
daß ich nicht das folgende 1709te Jahr erfrohren
waͤre. Es fiel der bekannte harte Winter ein,
der vom letzten December 1708. an, bis zu An-
fange des kommenden Fruͤhlings dauerte. Jn
der Neu-Jahrs-Meſſe kam mein Herr Gevatter
Alberti, Prediger in Polentz, der ietzt in Großen-
Hayn Diaconus, und Herr M. Gehr, ſo da-
mahls in Taucha Diaconus war, nach Leipzig,
und herbergten auf dem rothen Collegio. Die
Converſation mit denſelben war mir iederzeit an-
genehm. Sie fuhren den andern Tag gegen
Mittag wieder nach Hauſe; und, weil ſie in
Sellerhauſen eſſen wolten, ſo verſprach ich ih-
nen das Geleite dahin zu geben. Jch gieng
aber zwey Stunden vorher, ſie in Sellerhauſen
zu erwarten, und mit ihnen zu eſſen und zu trin-
cken, und unſern Diſcours, den wir Abends zu-
vor bis in die ſpaͤte Nacht gehabt, fortzuſetzen.
Nun war es nicht nur erbaͤrmlich kalt, ſondern
es ſchneyete auch dermaßen, daß man weder
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geachtet der Schnee ohne dieß ſchon hoch uͤber der
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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