den er ehemahls gehabt, gar wohl würde haben vertragen können, und die Ursachen der Furcht und des Zornes als etwas schlechtes und geringes angesehen haben.
Jch muß mich nur vielmahl verwundern über die Einfalt der Leute; die, wenn sie bey einem Begräbniß von dem Verstorbenen raison- niren, die Ursachen seines Todes auf ein Haar zu treffen vermeynen, wenn sie sagen, daß er sich über den, und den, oder über diß, und diß alteriret und erzürnet, und also durch Altera- tion den Tod sich zugezogen habe. Jch dencke alsdenn vielmahl: Warum hat er denn zu einer andern Zeit, da er sich eben so sehr, ja noch mehr alteriret, die Kranckheit, und den Tod sich nicht zugezogen, da noch größere Ubel vorhanden waren, so ihn zur Alteration veran- laßten? Jsts nicht klar, daß er vor diesem jünger, und stärcker am Leibe gewesen, und nun wegen Alter und Schwachheit, oder verschleim- ter Galle, und kräncklicher Zufälle nicht das geringste Maaß mehr eines nöthigen, und sonst unsündlichen Zorns vertragen können? Jch habe dir oben erzehlet, daß ich einst in meinem Leibe so viel Disposition zum Zorn und Epi- lepsie mit herum getragen, daß ich auf die letzte auch nicht simplicem noluntatem, und bloßen Unwillen, ohne Gefahr des Zornes, und des
Aus-
und beweiſet, daß allerdings
den er ehemahls gehabt, gar wohl wuͤrde haben vertragen koͤnnen, und die Urſachen der Furcht und des Zornes als etwas ſchlechtes und geringes angeſehen haben.
Jch muß mich nur vielmahl verwundern uͤber die Einfalt der Leute; die, wenn ſie bey einem Begraͤbniß von dem Verſtorbenen raiſon- niren, die Urſachen ſeines Todes auf ein Haar zu treffen vermeynen, wenn ſie ſagen, daß er ſich uͤber den, und den, oder uͤber diß, und diß alteriret und erzuͤrnet, und alſo durch Altera- tion den Tod ſich zugezogen habe. Jch dencke alsdenn vielmahl: Warum hat er denn zu einer andern Zeit, da er ſich eben ſo ſehr, ja noch mehr alteriret, die Kranckheit, und den Tod ſich nicht zugezogen, da noch groͤßere Ubel vorhanden waren, ſo ihn zur Alteration veran- laßten? Jſts nicht klar, daß er vor dieſem juͤnger, und ſtaͤrcker am Leibe geweſen, und nun wegen Alter und Schwachheit, oder verſchleim- ter Galle, und kraͤncklicher Zufaͤlle nicht das geringſte Maaß mehr eines noͤthigen, und ſonſt unſuͤndlichen Zorns vertragen koͤnnen? Jch habe dir oben erzehlet, daß ich einſt in meinem Leibe ſo viel Diſpoſition zum Zorn und Epi- lepſie mit herum getragen, daß ich auf die letzte auch nicht ſimplicem noluntatem, und bloßen Unwillen, ohne Gefahr des Zornes, und des
Aus-
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und beweiſet, daß allerdings
den er ehemahls gehabt, gar wohl wuͤrde haben
vertragen koͤnnen, und die Urſachen der Furcht
und des Zornes als etwas ſchlechtes und geringes
angeſehen haben.
Jch muß mich nur vielmahl verwundern
uͤber die Einfalt der Leute; die, wenn ſie bey
einem Begraͤbniß von dem Verſtorbenen raiſon-
niren, die Urſachen ſeines Todes auf ein Haar
zu treffen vermeynen, wenn ſie ſagen, daß er
ſich uͤber den, und den, oder uͤber diß, und diß
alteriret und erzuͤrnet, und alſo durch Altera-
tion den Tod ſich zugezogen habe. Jch
dencke alsdenn vielmahl: Warum hat er denn
zu einer andern Zeit, da er ſich eben ſo ſehr, ja
noch mehr alteriret, die Kranckheit, und den
Tod ſich nicht zugezogen, da noch groͤßere Ubel
vorhanden waren, ſo ihn zur Alteration veran-
laßten? Jſts nicht klar, daß er vor dieſem
juͤnger, und ſtaͤrcker am Leibe geweſen, und nun
wegen Alter und Schwachheit, oder verſchleim-
ter Galle, und kraͤncklicher Zufaͤlle nicht das
geringſte Maaß mehr eines noͤthigen, und ſonſt
unſuͤndlichen Zorns vertragen koͤnnen? Jch
habe dir oben erzehlet, daß ich einſt in meinem
Leibe ſo viel Diſpoſition zum Zorn und Epi-
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auch nicht ſimplicem noluntatem, und bloßen
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/410>, abgerufen am 25.11.2024.
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