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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und tödten würden;
durffte. Denn in Gedancken, und im Bilde
saß ich in dieser Engel Stelle; und, weil es
sehr gähe, und ein Mensch, so sitzend, sich kaum
daselbst würde erhalten können, daß er nicht her-
unter fiele; so bekam ich ein Bild, welches mir
recht wehe im Leibe machte, und schlimme Wür-
ckungen würde im Leibe gehabt haben, wenn ich
nicht Augen und Gedancken davon abgewendet
hätte. Jn der Vesper aber, wenn mein Leib
und die Nerven mit einem Trunck Mersebur-
ger, oder einem Gläßgen Weine gestärcket wa-
ren, so kunte ich solche Engel ohne Bewegung,
und ohne das lebendige Bild ansehen; und ich
glaube, so offt ich recht gesund, und starck im
Leibe bin, ich wolte mich oben hinauf setzen, ohne mit
Furcht, und mit dem Bilde des Hinunterfallens
geplaget zu werden. Die Würtenbergische
fromme Tabea, deren Leben der Herr Pastor
Rieger zu vieler Seelen Erbauung beschrieben,
durffte sich bisweilen auch nicht unterstehen, nahe
an ein Fenster zu gehen, oder zu treten, wolte
sie nicht mit dem mörderischen Bilde vom Hin-
unterfallen gekerckert werden; so daß sie derglei-
chen Leyden auch erfahren, was über so manche
Brüder und Schwestern in der Welt gegangen.
Jch redete einst in Gesellschafft von dieser Art der
Gemüths-Plagen; und siehe, da wolte einer
mit Gewalt behaupten, es wäre lauter Thorheit

mit

und toͤdten wuͤrden;
durffte. Denn in Gedancken, und im Bilde
ſaß ich in dieſer Engel Stelle; und, weil es
ſehr gaͤhe, und ein Menſch, ſo ſitzend, ſich kaum
daſelbſt wuͤrde erhalten koͤnnen, daß er nicht her-
unter fiele; ſo bekam ich ein Bild, welches mir
recht wehe im Leibe machte, und ſchlimme Wuͤr-
ckungen wuͤrde im Leibe gehabt haben, wenn ich
nicht Augen und Gedancken davon abgewendet
haͤtte. Jn der Veſper aber, wenn mein Leib
und die Nerven mit einem Trunck Merſebur-
ger, oder einem Glaͤßgen Weine geſtaͤrcket wa-
ren, ſo kunte ich ſolche Engel ohne Bewegung,
und ohne das lebendige Bild anſehen; und ich
glaube, ſo offt ich recht geſund, und ſtarck im
Leibe bin, ich wolte mich oben hinauf ſetzen, ohne mit
Furcht, und mit dem Bilde des Hinunterfallens
geplaget zu werden. Die Wuͤrtenbergiſche
fromme Tabea, deren Leben der Herr Paſtor
Rieger zu vieler Seelen Erbauung beſchrieben,
durffte ſich bisweilen auch nicht unterſtehen, nahe
an ein Fenſter zu gehen, oder zu treten, wolte
ſie nicht mit dem moͤrderiſchen Bilde vom Hin-
unterfallen gekerckert werden; ſo daß ſie derglei-
chen Leyden auch erfahren, was uͤber ſo manche
Bruͤder und Schweſtern in der Welt gegangen.
Jch redete einſt in Geſellſchafft von dieſer Art der
Gemuͤths-Plagen; und ſiehe, da wolte einer
mit Gewalt behaupten, es waͤre lauter Thorheit

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[324/0370] und toͤdten wuͤrden; durffte. Denn in Gedancken, und im Bilde ſaß ich in dieſer Engel Stelle; und, weil es ſehr gaͤhe, und ein Menſch, ſo ſitzend, ſich kaum daſelbſt wuͤrde erhalten koͤnnen, daß er nicht her- unter fiele; ſo bekam ich ein Bild, welches mir recht wehe im Leibe machte, und ſchlimme Wuͤr- ckungen wuͤrde im Leibe gehabt haben, wenn ich nicht Augen und Gedancken davon abgewendet haͤtte. Jn der Veſper aber, wenn mein Leib und die Nerven mit einem Trunck Merſebur- ger, oder einem Glaͤßgen Weine geſtaͤrcket wa- ren, ſo kunte ich ſolche Engel ohne Bewegung, und ohne das lebendige Bild anſehen; und ich glaube, ſo offt ich recht geſund, und ſtarck im Leibe bin, ich wolte mich oben hinauf ſetzen, ohne mit Furcht, und mit dem Bilde des Hinunterfallens geplaget zu werden. Die Wuͤrtenbergiſche fromme Tabea, deren Leben der Herr Paſtor Rieger zu vieler Seelen Erbauung beſchrieben, durffte ſich bisweilen auch nicht unterſtehen, nahe an ein Fenſter zu gehen, oder zu treten, wolte ſie nicht mit dem moͤrderiſchen Bilde vom Hin- unterfallen gekerckert werden; ſo daß ſie derglei- chen Leyden auch erfahren, was uͤber ſo manche Bruͤder und Schweſtern in der Welt gegangen. Jch redete einſt in Geſellſchafft von dieſer Art der Gemuͤths-Plagen; und ſiehe, da wolte einer mit Gewalt behaupten, es waͤre lauter Thorheit mit

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/370>, abgerufen am 25.11.2024.