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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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einstens noch ein Leyd anthun,
Erachte selbst, was ein dergleichen unvermuthe-
tes Bild vor Schrecken einem solchem Gemüthe
müsse einjagen; und, weil wir nicht wissen, wie
weit, und wie ferne der Satan in solchen Fällen
seine Hand auch mit im Wercke hat; so bitte
ich dich hier einmahl vor allemahl, meyne nicht,
als ob ich seine Höllische Mord-Pfeile ausschlöße.
Denn ich will hier nur zeigen, wie ferne ein kran-
cker Leib zu solchen betrübten Zufällen das seinige
auch mit beytrage, hinter welchen der Satan
sich auch offters zu stecken pfleget, als der frey-
lich Oel ins Feuer gießen kan, und auch zu gies-
sen gewohnt ist, wo es schon naß ist.

Damit du aber noch deutlicher sehen mögest,
daß allerdings der Leib, wie ich dir bisher gezei-
get habe, zu solchen Plagen und Bildern ein
großes beytrage, ja offters alles verursache; so
beruffe ich mich nur darauf, daß solche schwache
Gemüther, so lange sie nüchtern, und sie nichts
im Leibe haben, allemahl mehr mit solchen Ideen
geplaget werden, als wenn sie ihren Leib mit
Speise, und mit gutem Geträncke gestärcket.
Jch dencke manchmahl dran, wenn ich ietzt in
der Neuen Kirche in der Vesper bin, und die
beyden Engel, so oben über dem Altar sitzend ab-
gebildet sind, ansehe. Jch besinne mich, daß
eine Zeit gewesen, da ich des Morgens, wenn
ich in der Kirche war, diese Engel nicht ansehen

durffte.
X 2

einſtens noch ein Leyd anthun,
Erachte ſelbſt, was ein dergleichen unvermuthe-
tes Bild vor Schrecken einem ſolchem Gemuͤthe
muͤſſe einjagen; und, weil wir nicht wiſſen, wie
weit, und wie ferne der Satan in ſolchen Faͤllen
ſeine Hand auch mit im Wercke hat; ſo bitte
ich dich hier einmahl vor allemahl, meyne nicht,
als ob ich ſeine Hoͤlliſche Mord-Pfeile ausſchloͤße.
Denn ich will hier nur zeigen, wie ferne ein kran-
cker Leib zu ſolchen betruͤbten Zufaͤllen das ſeinige
auch mit beytrage, hinter welchen der Satan
ſich auch offters zu ſtecken pfleget, als der frey-
lich Oel ins Feuer gießen kan, und auch zu gieſ-
ſen gewohnt iſt, wo es ſchon naß iſt.

Damit du aber noch deutlicher ſehen moͤgeſt,
daß allerdings der Leib, wie ich dir bisher gezei-
get habe, zu ſolchen Plagen und Bildern ein
großes beytrage, ja offters alles verurſache; ſo
beruffe ich mich nur darauf, daß ſolche ſchwache
Gemuͤther, ſo lange ſie nuͤchtern, und ſie nichts
im Leibe haben, allemahl mehr mit ſolchen Idéen
geplaget werden, als wenn ſie ihren Leib mit
Speiſe, und mit gutem Getraͤncke geſtaͤrcket.
Jch dencke manchmahl dran, wenn ich ietzt in
der Neuen Kirche in der Veſper bin, und die
beyden Engel, ſo oben uͤber dem Altar ſitzend ab-
gebildet ſind, anſehe. Jch beſinne mich, daß
eine Zeit geweſen, da ich des Morgens, wenn
ich in der Kirche war, dieſe Engel nicht anſehen

durffte.
X 2
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[323/0369] einſtens noch ein Leyd anthun, Erachte ſelbſt, was ein dergleichen unvermuthe- tes Bild vor Schrecken einem ſolchem Gemuͤthe muͤſſe einjagen; und, weil wir nicht wiſſen, wie weit, und wie ferne der Satan in ſolchen Faͤllen ſeine Hand auch mit im Wercke hat; ſo bitte ich dich hier einmahl vor allemahl, meyne nicht, als ob ich ſeine Hoͤlliſche Mord-Pfeile ausſchloͤße. Denn ich will hier nur zeigen, wie ferne ein kran- cker Leib zu ſolchen betruͤbten Zufaͤllen das ſeinige auch mit beytrage, hinter welchen der Satan ſich auch offters zu ſtecken pfleget, als der frey- lich Oel ins Feuer gießen kan, und auch zu gieſ- ſen gewohnt iſt, wo es ſchon naß iſt. Damit du aber noch deutlicher ſehen moͤgeſt, daß allerdings der Leib, wie ich dir bisher gezei- get habe, zu ſolchen Plagen und Bildern ein großes beytrage, ja offters alles verurſache; ſo beruffe ich mich nur darauf, daß ſolche ſchwache Gemuͤther, ſo lange ſie nuͤchtern, und ſie nichts im Leibe haben, allemahl mehr mit ſolchen Idéen geplaget werden, als wenn ſie ihren Leib mit Speiſe, und mit gutem Getraͤncke geſtaͤrcket. Jch dencke manchmahl dran, wenn ich ietzt in der Neuen Kirche in der Veſper bin, und die beyden Engel, ſo oben uͤber dem Altar ſitzend ab- gebildet ſind, anſehe. Jch beſinne mich, daß eine Zeit geweſen, da ich des Morgens, wenn ich in der Kirche war, dieſe Engel nicht anſehen durffte. X 2

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/369>, abgerufen am 25.11.2024.