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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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und Gedancken gerathen,
Keine von diesen beyden war mehr damit gequäh-
let, als die hernachmals den Inspector Herr-
mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz-
sucht offters behafftet war. Jhre Köchin muste
das große Küchen-Messer auf alle Weise ver-
bergen, damit sie es nicht zu sehen kriegte, wenn
sie in die Küche kam; und hat dieser ehrliche
und Christliche Theologus ein großes Haus-
Creutze an dieser seiner Frau gehabt, als die er
nicht genug trösten, und ihr die Einbildung be-
nehmen können, daß das, was sie fürchtete,
doch nicht wegen GOttes Beystand geschehen
werde. Vor 21. Jahren würde bey meinem
damaligen Zustande mein Schrecken auch nicht
klein gewesen seyn, wenn nicht ein Traum sol-
chem vorgebeuget, und es verhindert hätte.
Mein Domestique war gewohnet mir allerhand
Dinge, auch vielmahl, was in die Küche nö-
thig, zum Christ-Geschencke zu praesentiren.
Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach-
ten, und als ob unter andern Geschencken auch
ein Küchen-Messer wäre, von dem ich doch keine
Nachricht hatte, daß dasselbe, weil das alte ab-
genutzet, nöthig wäre. Jch erschrack im
Traume; doch da ich erwachte, so vergieng das
Schrecken leicht, weil es ein Traum gewesen.
Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum
proprie erfüllet würde, und St. etwan dir ein

solch
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und Gedancken gerathen,
Keine von dieſen beyden war mehr damit gequaͤh-
let, als die hernachmals den Inſpector Herr-
mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz-
ſucht offters behafftet war. Jhre Koͤchin muſte
das große Kuͤchen-Meſſer auf alle Weiſe ver-
bergen, damit ſie es nicht zu ſehen kriegte, wenn
ſie in die Kuͤche kam; und hat dieſer ehrliche
und Chriſtliche Theologus ein großes Haus-
Creutze an dieſer ſeiner Frau gehabt, als die er
nicht genug troͤſten, und ihr die Einbildung be-
nehmen koͤnnen, daß das, was ſie fuͤrchtete,
doch nicht wegen GOttes Beyſtand geſchehen
werde. Vor 21. Jahren wuͤrde bey meinem
damaligen Zuſtande mein Schrecken auch nicht
klein geweſen ſeyn, wenn nicht ein Traum ſol-
chem vorgebeuget, und es verhindert haͤtte.
Mein Domeſtique war gewohnet mir allerhand
Dinge, auch vielmahl, was in die Kuͤche noͤ-
thig, zum Chriſt-Geſchencke zu præſentiren.
Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach-
ten, und als ob unter andern Geſchencken auch
ein Kuͤchen-Meſſer waͤre, von dem ich doch keine
Nachricht hatte, daß daſſelbe, weil das alte ab-
genutzet, noͤthig waͤre. Jch erſchrack im
Traume; doch da ich erwachte, ſo vergieng das
Schrecken leicht, weil es ein Traum geweſen.
Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum
proprie erfuͤllet wuͤrde, und St. etwan dir ein

ſolch
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[321/0367] und Gedancken gerathen, Keine von dieſen beyden war mehr damit gequaͤh- let, als die hernachmals den Inſpector Herr- mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz- ſucht offters behafftet war. Jhre Koͤchin muſte das große Kuͤchen-Meſſer auf alle Weiſe ver- bergen, damit ſie es nicht zu ſehen kriegte, wenn ſie in die Kuͤche kam; und hat dieſer ehrliche und Chriſtliche Theologus ein großes Haus- Creutze an dieſer ſeiner Frau gehabt, als die er nicht genug troͤſten, und ihr die Einbildung be- nehmen koͤnnen, daß das, was ſie fuͤrchtete, doch nicht wegen GOttes Beyſtand geſchehen werde. Vor 21. Jahren wuͤrde bey meinem damaligen Zuſtande mein Schrecken auch nicht klein geweſen ſeyn, wenn nicht ein Traum ſol- chem vorgebeuget, und es verhindert haͤtte. Mein Domeſtique war gewohnet mir allerhand Dinge, auch vielmahl, was in die Kuͤche noͤ- thig, zum Chriſt-Geſchencke zu præſentiren. Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach- ten, und als ob unter andern Geſchencken auch ein Kuͤchen-Meſſer waͤre, von dem ich doch keine Nachricht hatte, daß daſſelbe, weil das alte ab- genutzet, noͤthig waͤre. Jch erſchrack im Traume; doch da ich erwachte, ſo vergieng das Schrecken leicht, weil es ein Traum geweſen. Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum proprie erfuͤllet wuͤrde, und St. etwan dir ein ſolch X

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/367>, abgerufen am 22.11.2024.