Keine von diesen beyden war mehr damit gequäh- let, als die hernachmals den Inspector Herr- mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz- sucht offters behafftet war. Jhre Köchin muste das große Küchen-Messer auf alle Weise ver- bergen, damit sie es nicht zu sehen kriegte, wenn sie in die Küche kam; und hat dieser ehrliche und Christliche Theologus ein großes Haus- Creutze an dieser seiner Frau gehabt, als die er nicht genug trösten, und ihr die Einbildung be- nehmen können, daß das, was sie fürchtete, doch nicht wegen GOttes Beystand geschehen werde. Vor 21. Jahren würde bey meinem damaligen Zustande mein Schrecken auch nicht klein gewesen seyn, wenn nicht ein Traum sol- chem vorgebeuget, und es verhindert hätte. Mein Domestique war gewohnet mir allerhand Dinge, auch vielmahl, was in die Küche nö- thig, zum Christ-Geschencke zu praesentiren. Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach- ten, und als ob unter andern Geschencken auch ein Küchen-Messer wäre, von dem ich doch keine Nachricht hatte, daß dasselbe, weil das alte ab- genutzet, nöthig wäre. Jch erschrack im Traume; doch da ich erwachte, so vergieng das Schrecken leicht, weil es ein Traum gewesen. Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum proprie erfüllet würde, und St. etwan dir ein
solch
X
und Gedancken gerathen,
Keine von dieſen beyden war mehr damit gequaͤh- let, als die hernachmals den Inſpector Herr- mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz- ſucht offters behafftet war. Jhre Koͤchin muſte das große Kuͤchen-Meſſer auf alle Weiſe ver- bergen, damit ſie es nicht zu ſehen kriegte, wenn ſie in die Kuͤche kam; und hat dieſer ehrliche und Chriſtliche Theologus ein großes Haus- Creutze an dieſer ſeiner Frau gehabt, als die er nicht genug troͤſten, und ihr die Einbildung be- nehmen koͤnnen, daß das, was ſie fuͤrchtete, doch nicht wegen GOttes Beyſtand geſchehen werde. Vor 21. Jahren wuͤrde bey meinem damaligen Zuſtande mein Schrecken auch nicht klein geweſen ſeyn, wenn nicht ein Traum ſol- chem vorgebeuget, und es verhindert haͤtte. Mein Domeſtique war gewohnet mir allerhand Dinge, auch vielmahl, was in die Kuͤche noͤ- thig, zum Chriſt-Geſchencke zu præſentiren. Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach- ten, und als ob unter andern Geſchencken auch ein Kuͤchen-Meſſer waͤre, von dem ich doch keine Nachricht hatte, daß daſſelbe, weil das alte ab- genutzet, noͤthig waͤre. Jch erſchrack im Traume; doch da ich erwachte, ſo vergieng das Schrecken leicht, weil es ein Traum geweſen. Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum proprie erfuͤllet wuͤrde, und St. etwan dir ein
ſolch
X
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0367"n="321"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Gedancken gerathen,</hi></fw><lb/>
Keine von dieſen beyden war mehr damit gequaͤh-<lb/>
let, als die hernachmals den <hirendition="#aq">Inſpector</hi> Herr-<lb/>
mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz-<lb/>ſucht offters behafftet war. Jhre Koͤchin muſte<lb/>
das große Kuͤchen-Meſſer auf alle Weiſe ver-<lb/>
bergen, damit ſie es nicht zu ſehen kriegte, wenn<lb/>ſie in die Kuͤche kam; und hat dieſer ehrliche<lb/>
und Chriſtliche <hirendition="#aq">Theologus</hi> ein großes Haus-<lb/>
Creutze an dieſer ſeiner Frau gehabt, als die er<lb/>
nicht genug troͤſten, und ihr die Einbildung be-<lb/>
nehmen koͤnnen, daß das, was ſie fuͤrchtete,<lb/>
doch nicht wegen GOttes Beyſtand geſchehen<lb/>
werde. Vor 21. Jahren wuͤrde bey meinem<lb/>
damaligen Zuſtande mein Schrecken auch nicht<lb/>
klein geweſen ſeyn, wenn nicht ein Traum ſol-<lb/>
chem vorgebeuget, und es verhindert haͤtte.<lb/>
Mein <hirendition="#aq">Domeſtique</hi> war gewohnet mir allerhand<lb/>
Dinge, auch vielmahl, was in die Kuͤche noͤ-<lb/>
thig, zum Chriſt-Geſchencke zu <hirendition="#aq">præſenti</hi>ren.<lb/>
Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach-<lb/>
ten, und als ob unter andern Geſchencken auch<lb/>
ein Kuͤchen-Meſſer waͤre, von dem ich doch keine<lb/>
Nachricht hatte, daß daſſelbe, weil das alte ab-<lb/>
genutzet, noͤthig waͤre. Jch erſchrack im<lb/>
Traume; doch da ich erwachte, ſo vergieng das<lb/>
Schrecken leicht, weil es ein Traum geweſen.<lb/>
Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum<lb/><hirendition="#aq">proprie</hi> erfuͤllet wuͤrde, und St. etwan dir ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſolch</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[321/0367]
und Gedancken gerathen,
Keine von dieſen beyden war mehr damit gequaͤh-
let, als die hernachmals den Inſpector Herr-
mann geheyrathet, als die auch mit der Miltz-
ſucht offters behafftet war. Jhre Koͤchin muſte
das große Kuͤchen-Meſſer auf alle Weiſe ver-
bergen, damit ſie es nicht zu ſehen kriegte, wenn
ſie in die Kuͤche kam; und hat dieſer ehrliche
und Chriſtliche Theologus ein großes Haus-
Creutze an dieſer ſeiner Frau gehabt, als die er
nicht genug troͤſten, und ihr die Einbildung be-
nehmen koͤnnen, daß das, was ſie fuͤrchtete,
doch nicht wegen GOttes Beyſtand geſchehen
werde. Vor 21. Jahren wuͤrde bey meinem
damaligen Zuſtande mein Schrecken auch nicht
klein geweſen ſeyn, wenn nicht ein Traum ſol-
chem vorgebeuget, und es verhindert haͤtte.
Mein Domeſtique war gewohnet mir allerhand
Dinge, auch vielmahl, was in die Kuͤche noͤ-
thig, zum Chriſt-Geſchencke zu præſentiren.
Kurtz zuvor traumt mir, als ob es Weyhnach-
ten, und als ob unter andern Geſchencken auch
ein Kuͤchen-Meſſer waͤre, von dem ich doch keine
Nachricht hatte, daß daſſelbe, weil das alte ab-
genutzet, noͤthig waͤre. Jch erſchrack im
Traume; doch da ich erwachte, ſo vergieng das
Schrecken leicht, weil es ein Traum geweſen.
Jch dachte aber bald, wie wenn der Traum
proprie erfuͤllet wuͤrde, und St. etwan dir ein
ſolch
X
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/367>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.