starck und tieff im Gehirne eindrucken. Wir Menschen haben zwar alle das natürliche Ver- mögen und die Krafft uns des Nächsten Glück oder Unglück, sein Gut oder Ubel, als unser ei- genes vorzustellen; Es giebt aber gewisse schwache Naturen, welche schwache Nerven, Lebens- Geister, und folgentlich ein schwaches Haupt ha- ben, welche sich des Nächsten Unglück auf eine solche lebhaffte Weise vorstellen, als ob es ihnen selbst wiederführe, und als ob sie das selbst thä- ten, was der Nächste gethan hat. Es ist ih- nen, sage ich, als wenn sie es selbst thäten; und, wie ich oben gezeiget, so figuriret die starcke Ein- bildung den Leib bey solchen Leuten nach der Idee, welche sie im Gehirne haben; so daß sie sich recht zwingen müssen, und sich kaum zu hal- ten wissen, daß sie nicht mit den äußerlichen Glie- dern mit dem Munde, Händen, Füssen nach dem Bilde würcken, was sie im Kopffe haben.
Es darff auch nicht allemahl des Nächsten Unglück zu einem solchem Bilde und Gedancken Gelegenheit geben. Es kan auch bey dem Menschen Furcht, Zorn, Grimm, Freude, Nach- äffung entstehen, wenn sein kräncklicher Leib die Beschaffenheit hat, wie der Leib derer, so von aussen zur Furcht, und Zorn, und Freude gereitzet werden. Eine gewisse Mäurerin in der Sand- Gasse, mochte vor 20. Jahren etwan einen Leib
voll
und woher es komme,
ſtarck und tieff im Gehirne eindrucken. Wir Menſchen haben zwar alle das natuͤrliche Ver- moͤgen und die Krafft uns des Naͤchſten Gluͤck oder Ungluͤck, ſein Gut oder Ubel, als unſer ei- genes vorzuſtellen; Es giebt aber gewiſſe ſchwache Naturen, welche ſchwache Nerven, Lebens- Geiſter, und folgentlich ein ſchwaches Haupt ha- ben, welche ſich des Naͤchſten Ungluͤck auf eine ſolche lebhaffte Weiſe vorſtellen, als ob es ihnen ſelbſt wiederfuͤhre, und als ob ſie das ſelbſt thaͤ- ten, was der Naͤchſte gethan hat. Es iſt ih- nen, ſage ich, als wenn ſie es ſelbſt thaͤten; und, wie ich oben gezeiget, ſo figuriret die ſtarcke Ein- bildung den Leib bey ſolchen Leuten nach der Idée, welche ſie im Gehirne haben; ſo daß ſie ſich recht zwingen muͤſſen, und ſich kaum zu hal- ten wiſſen, daß ſie nicht mit den aͤußerlichen Glie- dern mit dem Munde, Haͤnden, Fuͤſſen nach dem Bilde wuͤrcken, was ſie im Kopffe haben.
Es darff auch nicht allemahl des Naͤchſten Ungluͤck zu einem ſolchem Bilde und Gedancken Gelegenheit geben. Es kan auch bey dem Menſchen Furcht, Zorn, Grimm, Freude, Nach- aͤffung entſtehen, wenn ſein kraͤncklicher Leib die Beſchaffenheit hat, wie der Leib derer, ſo von auſſen zur Furcht, und Zorn, und Freude gereitzet werden. Eine gewiſſe Maͤurerin in der Sand- Gaſſe, mochte vor 20. Jahren etwan einen Leib
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und woher es komme,
ſtarck und tieff im Gehirne eindrucken. Wir
Menſchen haben zwar alle das natuͤrliche Ver-
moͤgen und die Krafft uns des Naͤchſten Gluͤck
oder Ungluͤck, ſein Gut oder Ubel, als unſer ei-
genes vorzuſtellen; Es giebt aber gewiſſe ſchwache
Naturen, welche ſchwache Nerven, Lebens-
Geiſter, und folgentlich ein ſchwaches Haupt ha-
ben, welche ſich des Naͤchſten Ungluͤck auf eine
ſolche lebhaffte Weiſe vorſtellen, als ob es ihnen
ſelbſt wiederfuͤhre, und als ob ſie das ſelbſt thaͤ-
ten, was der Naͤchſte gethan hat. Es iſt ih-
nen, ſage ich, als wenn ſie es ſelbſt thaͤten; und,
wie ich oben gezeiget, ſo figuriret die ſtarcke Ein-
bildung den Leib bey ſolchen Leuten nach der
Idée, welche ſie im Gehirne haben; ſo daß ſie
ſich recht zwingen muͤſſen, und ſich kaum zu hal-
ten wiſſen, daß ſie nicht mit den aͤußerlichen Glie-
dern mit dem Munde, Haͤnden, Fuͤſſen nach dem
Bilde wuͤrcken, was ſie im Kopffe haben.
Es darff auch nicht allemahl des Naͤchſten
Ungluͤck zu einem ſolchem Bilde und Gedancken
Gelegenheit geben. Es kan auch bey dem
Menſchen Furcht, Zorn, Grimm, Freude, Nach-
aͤffung entſtehen, wenn ſein kraͤncklicher Leib die
Beſchaffenheit hat, wie der Leib derer, ſo von
auſſen zur Furcht, und Zorn, und Freude gereitzet
werden. Eine gewiſſe Maͤurerin in der Sand-
Gaſſe, mochte vor 20. Jahren etwan einen Leib
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/363>, abgerufen am 25.11.2024.
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