daß ein Mensch mit Willen solche Gedancken erwecket, vielweniger eine Uberlegung angestel- let hat, ob er eine solche That begehen wolle. Ein Mensch, der wegen seines Leibes gezwun- gener weise in Aengstlichkeit, Bangigkeit, und Furcht gesetzet wird, und welchem wehe, und seltsam ums Hertze wird, wie bey Annäherung eines hitzigen Fiebers nicht selten zu geschehen pfleget, redet offters mit sich selbst, und spricht: GOTT! wie wird mir denn? was ahndt mir denn? Da ihm nun bey solchem Zustande gewiß nicht kleine Ubel einfallen kön- nen, sondern bald an dieses, bald an jenes großes Ubel gedencket; was wunder, wenn ihm auch alsdenn das große Ubel des Selbst- Mords einfällt? Ein gewisser Medicus sagt, die weise Natur lehre alsdenn einen solchen Menschen durch dieses Bild, daß, weil des Blutes im Leibe zu viel, und solches zu dick und zu hitzig, und nicht recht circuliren könne, er ein großes Theil solches Blutes durch Ader- laßen weglaßen solle; welches auch, wie ich bereits oben gemeldet, wenn es geschiehet, sei- nen guten Effect hat, wo nicht etwan ein heim- liches Gemüths- und Seelen-Anliegen eine große Haupt-Ursache aller Sorge, Angst, und Furcht ist. Ein solch heimliches Seelen-An- liegen ist die Sünde, und die Gewissens-Angst,
so bey
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worvor ſie die groͤſte
daß ein Menſch mit Willen ſolche Gedancken erwecket, vielweniger eine Uberlegung angeſtel- let hat, ob er eine ſolche That begehen wolle. Ein Menſch, der wegen ſeines Leibes gezwun- gener weiſe in Aengſtlichkeit, Bangigkeit, und Furcht geſetzet wird, und welchem wehe, und ſeltſam ums Hertze wird, wie bey Annaͤherung eines hitzigen Fiebers nicht ſelten zu geſchehen pfleget, redet offters mit ſich ſelbſt, und ſpricht: GOTT! wie wird mir denn? was ahndt mir denn? Da ihm nun bey ſolchem Zuſtande gewiß nicht kleine Ubel einfallen koͤn- nen, ſondern bald an dieſes, bald an jenes großes Ubel gedencket; was wunder, wenn ihm auch alsdenn das große Ubel des Selbſt- Mords einfaͤllt? Ein gewiſſer Medicus ſagt, die weiſe Natur lehre alsdenn einen ſolchen Menſchen durch dieſes Bild, daß, weil des Blutes im Leibe zu viel, und ſolches zu dick und zu hitzig, und nicht recht circuliren koͤnne, er ein großes Theil ſolches Blutes durch Ader- laßen weglaßen ſolle; welches auch, wie ich bereits oben gemeldet, wenn es geſchiehet, ſei- nen guten Effect hat, wo nicht etwan ein heim- liches Gemuͤths- und Seelen-Anliegen eine große Haupt-Urſache aller Sorge, Angſt, und Furcht iſt. Ein ſolch heimliches Seelen-An- liegen iſt die Suͤnde, und die Gewiſſens-Angſt,
ſo bey
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worvor ſie die groͤſte
daß ein Menſch mit Willen ſolche Gedancken
erwecket, vielweniger eine Uberlegung angeſtel-
let hat, ob er eine ſolche That begehen wolle.
Ein Menſch, der wegen ſeines Leibes gezwun-
gener weiſe in Aengſtlichkeit, Bangigkeit, und
Furcht geſetzet wird, und welchem wehe, und
ſeltſam ums Hertze wird, wie bey Annaͤherung
eines hitzigen Fiebers nicht ſelten zu geſchehen
pfleget, redet offters mit ſich ſelbſt, und ſpricht:
GOTT! wie wird mir denn? was
ahndt mir denn? Da ihm nun bey ſolchem
Zuſtande gewiß nicht kleine Ubel einfallen koͤn-
nen, ſondern bald an dieſes, bald an jenes
großes Ubel gedencket; was wunder, wenn
ihm auch alsdenn das große Ubel des Selbſt-
Mords einfaͤllt? Ein gewiſſer Medicus ſagt,
die weiſe Natur lehre alsdenn einen ſolchen
Menſchen durch dieſes Bild, daß, weil des
Blutes im Leibe zu viel, und ſolches zu dick
und zu hitzig, und nicht recht circuliren koͤnne,
er ein großes Theil ſolches Blutes durch Ader-
laßen weglaßen ſolle; welches auch, wie ich
bereits oben gemeldet, wenn es geſchiehet, ſei-
nen guten Effect hat, wo nicht etwan ein heim-
liches Gemuͤths- und Seelen-Anliegen eine
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/357>, abgerufen am 25.11.2024.
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