tige Sorge und Kummer macht, so daß man dir es nicht vor übel halten kan, wenn du über- legest und denckest, wie du dieser Ubel los wer- den, oder denselben entgehen mögest, dafern du nur dabey als ein Christ Maße hältest, und dei- ne Sorgen auf GOTT zu werffen nicht ver- gissest. Must du aber nicht selbst gestehen, daferne du nur hast Achtung auf dich geben ler- nen, daß du dich manchmahl in einem solchen Zustande befindest, da nichts zu sorgen ist, und da du gar nicht zu sorgen Ursache hast, und doch bey allen geringen, kleinen und nichts- würdigen Dingen mit einem gantzen Heer von Sorgen angegriffen, und überfallen, und im Gemüthe eingenommen wirst, so daß du dersel- ben nicht kanst los werden, und dich recht ver- wundern, und darüber klagen must? Deine Seele will mit gantzer Gewalt, und mit des Henckers Danck an allen Lappalien hangen bleiben, so daß dein Haupt und dein Gemüthe recht darüber zerrüttet wird; da du zu ande- rer Zeit dir aus solchen Dingen gar nichts ma- chen, sondern, weil keine Schwürigkeiten vor- handen, dich gar bald zu entschließen wissen würdest. Z. E. du weist, dein Nächster wird dieses, oder jenes von dir begehren. Zu ei- ner andern Zeit würdest du in einer halben Mi- nute bey dir ausgemachet und beschlossen ha-
ben,
gerathen, als ob ſie
tige Sorge und Kummer macht, ſo daß man dir es nicht vor uͤbel halten kan, wenn du uͤber- legeſt und denckeſt, wie du dieſer Ubel los wer- den, oder denſelben entgehen moͤgeſt, dafern du nur dabey als ein Chriſt Maße haͤlteſt, und dei- ne Sorgen auf GOTT zu werffen nicht ver- giſſeſt. Muſt du aber nicht ſelbſt geſtehen, daferne du nur haſt Achtung auf dich geben ler- nen, daß du dich manchmahl in einem ſolchen Zuſtande befindeſt, da nichts zu ſorgen iſt, und da du gar nicht zu ſorgen Urſache haſt, und doch bey allen geringen, kleinen und nichts- wuͤrdigen Dingen mit einem gantzen Heer von Sorgen angegriffen, und uͤberfallen, und im Gemuͤthe eingenommen wirſt, ſo daß du derſel- ben nicht kanſt los werden, und dich recht ver- wundern, und daruͤber klagen muſt? Deine Seele will mit gantzer Gewalt, und mit des Henckers Danck an allen Lappalien hangen bleiben, ſo daß dein Haupt und dein Gemuͤthe recht daruͤber zerruͤttet wird; da du zu ande- rer Zeit dir aus ſolchen Dingen gar nichts ma- chen, ſondern, weil keine Schwuͤrigkeiten vor- handen, dich gar bald zu entſchließen wiſſen wuͤrdeſt. Z. E. du weiſt, dein Naͤchſter wird dieſes, oder jenes von dir begehren. Zu ei- ner andern Zeit wuͤrdeſt du in einer halben Mi- nute bey dir ausgemachet und beſchloſſen ha-
ben,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0350"n="304"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">gerathen, als ob ſie</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">tige</hi> Sorge und Kummer macht, ſo daß man<lb/>
dir es nicht vor uͤbel halten kan, wenn du uͤber-<lb/>
legeſt und denckeſt, wie du dieſer Ubel los wer-<lb/>
den, oder denſelben entgehen moͤgeſt, dafern du<lb/>
nur dabey als ein Chriſt Maße haͤlteſt, und dei-<lb/>
ne Sorgen auf <hirendition="#g">GOTT</hi> zu werffen nicht ver-<lb/>
giſſeſt. Muſt du aber nicht ſelbſt geſtehen,<lb/>
daferne du nur haſt Achtung auf dich geben ler-<lb/>
nen, daß du dich manchmahl in einem ſolchen<lb/>
Zuſtande befindeſt, da nichts zu ſorgen iſt, und<lb/>
da du gar nicht zu ſorgen Urſache haſt, und<lb/>
doch bey allen geringen, kleinen und nichts-<lb/>
wuͤrdigen Dingen mit einem gantzen Heer von<lb/>
Sorgen angegriffen, und uͤberfallen, und im<lb/>
Gemuͤthe eingenommen wirſt, ſo daß du derſel-<lb/>
ben nicht kanſt los werden, und dich recht ver-<lb/>
wundern, und daruͤber klagen muſt? Deine<lb/>
Seele will mit gantzer Gewalt, und mit des<lb/>
Henckers Danck an allen Lappalien hangen<lb/>
bleiben, ſo daß dein Haupt und dein Gemuͤthe<lb/>
recht daruͤber zerruͤttet wird; da du zu ande-<lb/>
rer Zeit dir aus ſolchen Dingen gar nichts ma-<lb/>
chen, ſondern, weil keine Schwuͤrigkeiten vor-<lb/>
handen, dich gar bald zu entſchließen wiſſen<lb/>
wuͤrdeſt. Z. E. du weiſt, dein Naͤchſter wird<lb/>
dieſes, oder jenes von dir begehren. Zu ei-<lb/>
ner andern Zeit wuͤrdeſt du in einer halben <hirendition="#fr">Mi-<lb/>
nute</hi> bey dir ausgemachet und beſchloſſen ha-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ben,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[304/0350]
gerathen, als ob ſie
tige Sorge und Kummer macht, ſo daß man
dir es nicht vor uͤbel halten kan, wenn du uͤber-
legeſt und denckeſt, wie du dieſer Ubel los wer-
den, oder denſelben entgehen moͤgeſt, dafern du
nur dabey als ein Chriſt Maße haͤlteſt, und dei-
ne Sorgen auf GOTT zu werffen nicht ver-
giſſeſt. Muſt du aber nicht ſelbſt geſtehen,
daferne du nur haſt Achtung auf dich geben ler-
nen, daß du dich manchmahl in einem ſolchen
Zuſtande befindeſt, da nichts zu ſorgen iſt, und
da du gar nicht zu ſorgen Urſache haſt, und
doch bey allen geringen, kleinen und nichts-
wuͤrdigen Dingen mit einem gantzen Heer von
Sorgen angegriffen, und uͤberfallen, und im
Gemuͤthe eingenommen wirſt, ſo daß du derſel-
ben nicht kanſt los werden, und dich recht ver-
wundern, und daruͤber klagen muſt? Deine
Seele will mit gantzer Gewalt, und mit des
Henckers Danck an allen Lappalien hangen
bleiben, ſo daß dein Haupt und dein Gemuͤthe
recht daruͤber zerruͤttet wird; da du zu ande-
rer Zeit dir aus ſolchen Dingen gar nichts ma-
chen, ſondern, weil keine Schwuͤrigkeiten vor-
handen, dich gar bald zu entſchließen wiſſen
wuͤrdeſt. Z. E. du weiſt, dein Naͤchſter wird
dieſes, oder jenes von dir begehren. Zu ei-
ner andern Zeit wuͤrdeſt du in einer halben Mi-
nute bey dir ausgemachet und beſchloſſen ha-
ben,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/350>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.