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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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wie es zugehe,
erschrecken die Leute, wo nicht mehr, doch wie
vor der Pest selber. Da dieser erschrickt,
timuit pedi suo, so fürchtet er seinem Fuße ein
Ubel, ja das Ubel, davon er occasione des
Pest-Wagens ein Bild im Gehirne bekommen.
Wie er kaum nach Hause gekommen, so fangt es
ihm schon an am Fuße wehe zu thun; nicht als
wenn er sich dran gestossen, oder dran verletzt,
sondern weil sich aus Furcht die böse Materie und
schädlichen Lebens-Geister da hingezogen; und
den andern Tag bekommt er an eben dem Orte
die Pest-Beule in optima forma, an welcher er
doch hernach noch curiret wurde. Als Anno
1709. die rothe Ruhr in Leipzig starck grassirte,
und die Jenischen Pursche, auf deren Universi-
t
ät die rothe Ruhr schier zur Pest worden war,
hier in Leipzig in großer Menge ankamen, wenn
ich einen von meinen Bekannten damahls nur
ansahe, oder wenn ich die Leute nur hörte von
der rothen Ruhr reden, und noch dazu nach ih-
rer Blindheit mit allen safftigen und krafftigen
Umständen, so fühlte ich schon etwas im Leibe,
welches machte, daß ich mich nach einem Secret
umsehen muste; so daß, wenn mein Leib ein
klein wenig mehr schwächer, und mit schärffern
Theilen angestecket gewesen wäre, ich unfehlbar
diese Kranckheit auch würde bekommen haben.
Ein ieder kan das, was ich hier von mir gesagt,

aus
S 5

wie es zugehe,
erſchrecken die Leute, wo nicht mehr, doch wie
vor der Peſt ſelber. Da dieſer erſchrickt,
timuit pedi ſuo, ſo fuͤrchtet er ſeinem Fuße ein
Ubel, ja das Ubel, davon er occaſione des
Peſt-Wagens ein Bild im Gehirne bekommen.
Wie er kaum nach Hauſe gekommen, ſo fangt es
ihm ſchon an am Fuße wehe zu thun; nicht als
wenn er ſich dran geſtoſſen, oder dran verletzt,
ſondern weil ſich aus Furcht die boͤſe Materie und
ſchaͤdlichen Lebens-Geiſter da hingezogen; und
den andern Tag bekommt er an eben dem Orte
die Peſt-Beule in optima forma, an welcher er
doch hernach noch curiret wurde. Als Anno
1709. die rothe Ruhr in Leipzig ſtarck graſſirte,
und die Jeniſchen Purſche, auf deren Univerſi-
t
aͤt die rothe Ruhr ſchier zur Peſt worden war,
hier in Leipzig in großer Menge ankamen, wenn
ich einen von meinen Bekannten damahls nur
anſahe, oder wenn ich die Leute nur hoͤrte von
der rothen Ruhr reden, und noch dazu nach ih-
rer Blindheit mit allen ſafftigen und krafftigen
Umſtaͤnden, ſo fuͤhlte ich ſchon etwas im Leibe,
welches machte, daß ich mich nach einem Secret
umſehen muſte; ſo daß, wenn mein Leib ein
klein wenig mehr ſchwaͤcher, und mit ſchaͤrffern
Theilen angeſtecket geweſen waͤre, ich unfehlbar
dieſe Kranckheit auch wuͤrde bekommen haben.
Ein ieder kan das, was ich hier von mir geſagt,

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S 5
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[281/0327] wie es zugehe, erſchrecken die Leute, wo nicht mehr, doch wie vor der Peſt ſelber. Da dieſer erſchrickt, timuit pedi ſuo, ſo fuͤrchtet er ſeinem Fuße ein Ubel, ja das Ubel, davon er occaſione des Peſt-Wagens ein Bild im Gehirne bekommen. Wie er kaum nach Hauſe gekommen, ſo fangt es ihm ſchon an am Fuße wehe zu thun; nicht als wenn er ſich dran geſtoſſen, oder dran verletzt, ſondern weil ſich aus Furcht die boͤſe Materie und ſchaͤdlichen Lebens-Geiſter da hingezogen; und den andern Tag bekommt er an eben dem Orte die Peſt-Beule in optima forma, an welcher er doch hernach noch curiret wurde. Als Anno 1709. die rothe Ruhr in Leipzig ſtarck graſſirte, und die Jeniſchen Purſche, auf deren Univerſi- taͤt die rothe Ruhr ſchier zur Peſt worden war, hier in Leipzig in großer Menge ankamen, wenn ich einen von meinen Bekannten damahls nur anſahe, oder wenn ich die Leute nur hoͤrte von der rothen Ruhr reden, und noch dazu nach ih- rer Blindheit mit allen ſafftigen und krafftigen Umſtaͤnden, ſo fuͤhlte ich ſchon etwas im Leibe, welches machte, daß ich mich nach einem Secret umſehen muſte; ſo daß, wenn mein Leib ein klein wenig mehr ſchwaͤcher, und mit ſchaͤrffern Theilen angeſtecket geweſen waͤre, ich unfehlbar dieſe Kranckheit auch wuͤrde bekommen haben. Ein ieder kan das, was ich hier von mir geſagt, aus S 5

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/327>, abgerufen am 22.11.2024.