und Versuchungen davon gehandelt. Denn nachdem er viel und mannichfaltige Arten der hohen Anfechtungen erzehlet, so spricht er: er wolle nun auch auf die allerhöchste, und gröste kommen, da manchmahl einige Gläu- bige auf die Gedancken kämen, und auf die Einbildung geriethen, als ob sie noch selbst Hand an sich legen würden, vor sol- chem Tode, und vor solcher That aber zit- terten und bebeten, aus Furcht wider GOtt zu sündigen, und ewig dadurch verdammt zu werden, die aber endlich wunderbar von GOtt aus solcher Anfechtung erlöset wür- den; wiewol es doch auch zuweilen bey ei- nigen geschähe, daß sie ihres Verstandes be- raubet, zuletzt, dem ungeachtet, zu solcher That schritten, vor welcher sie doch die gröste Furcht, daß sie sie nicht thun möchten, ge- habt hätten.* Jch kan mich auch nicht be- sinnen, daß ich dergleichen Plage und Affliction in Predigten hätte hören bekannt machen, und im usu consolatorio dergleichen Angefochtenen ei- nen Trost zusprechen, und Muth machen, und sie der Hülffe und Erlösung GOttes versichern; da dergleichen Leute ohne Zweifel in usum consolatorium, und unter die objecta ma- xime afflicta gehören. Scharffe Straf-Pre- digten sind nicht seltsam, die auch eben nicht selt-
sam
R 2
Demonſtration zu machen,
und Verſuchungen davon gehandelt. Denn nachdem er viel und mannichfaltige Arten der hohen Anfechtungen erzehlet, ſo ſpricht er: er wolle nun auch auf die allerhoͤchſte, und groͤſte kommen, da manchmahl einige Glaͤu- bige auf die Gedancken kaͤmen, und auf die Einbildung geriethen, als ob ſie noch ſelbſt Hand an ſich legen wuͤrden, vor ſol- chem Tode, und vor ſolcher That aber zit- terten und bebeten, aus Furcht wider GOtt zu ſuͤndigen, und ewig dadurch verdammt zu werden, die aber endlich wunderbar von GOtt aus ſolcher Anfechtung erloͤſet wuͤr- den; wiewol es doch auch zuweilen bey ei- nigen geſchaͤhe, daß ſie ihres Verſtandes be- raubet, zuletzt, dem ungeachtet, zu ſolcher That ſchritten, vor welcher ſie doch die groͤſte Furcht, daß ſie ſie nicht thun moͤchten, ge- habt haͤtten.* Jch kan mich auch nicht be- ſinnen, daß ich dergleichen Plage und Affliction in Predigten haͤtte hoͤren bekannt machen, und im uſu conſolatorio dergleichen Angefochtenen ei- nen Troſt zuſprechen, und Muth machen, und ſie der Huͤlffe und Erloͤſung GOttes verſichern; da dergleichen Leute ohne Zweifel in uſum conſolatorium, und unter die objecta ma- xime afflicta gehoͤren. Scharffe Straf-Pre- digten ſind nicht ſeltſam, die auch eben nicht ſelt-
ſam
R 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0305"n="259"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Demonſtration</hi> zu machen,</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">und Verſuchungen</hi> davon gehandelt. Denn<lb/>
nachdem er viel und mannichfaltige Arten der<lb/>
hohen Anfechtungen erzehlet, ſo ſpricht er:<lb/><hirendition="#fr">er wolle nun auch auf die allerhoͤchſte, und<lb/>
groͤſte kommen, da manchmahl einige Glaͤu-<lb/>
bige auf die Gedancken kaͤmen, und auf<lb/>
die Einbildung geriethen, als ob ſie noch<lb/>ſelbſt Hand an ſich legen wuͤrden, vor ſol-<lb/>
chem Tode, und vor ſolcher That aber zit-<lb/>
terten und bebeten, aus Furcht wider GOtt<lb/>
zu ſuͤndigen, und ewig dadurch verdammt<lb/>
zu werden, die aber endlich wunderbar von<lb/>
GOtt aus ſolcher Anfechtung erloͤſet wuͤr-<lb/>
den; wiewol es doch auch zuweilen bey ei-<lb/>
nigen geſchaͤhe, daß ſie ihres Verſtandes be-<lb/>
raubet, zuletzt, dem ungeachtet, zu ſolcher<lb/>
That ſchritten, vor welcher ſie doch die groͤſte<lb/>
Furcht, daß ſie ſie nicht thun moͤchten, ge-<lb/>
habt haͤtten.</hi><notexml:id="er01"next="#en01"place="end"n="*"/> Jch kan mich auch nicht be-<lb/>ſinnen, daß ich dergleichen Plage und <hirendition="#aq">Affliction</hi><lb/>
in Predigten haͤtte hoͤren bekannt machen, und<lb/>
im <hirendition="#aq">uſu conſolatorio</hi> dergleichen Angefochtenen ei-<lb/>
nen Troſt zuſprechen, und Muth machen, und<lb/>ſie der Huͤlffe und Erloͤſung GOttes verſichern;<lb/>
da dergleichen Leute ohne Zweifel <hirendition="#aq">in uſum<lb/>
conſolatorium,</hi> und unter die <hirendition="#aq">objecta ma-<lb/>
xime afflicta</hi> gehoͤren. Scharffe Straf-Pre-<lb/>
digten ſind nicht ſeltſam, die auch eben nicht ſelt-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">R 2</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch">ſam</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[259/0305]
Demonſtration zu machen,
und Verſuchungen davon gehandelt. Denn
nachdem er viel und mannichfaltige Arten der
hohen Anfechtungen erzehlet, ſo ſpricht er:
er wolle nun auch auf die allerhoͤchſte, und
groͤſte kommen, da manchmahl einige Glaͤu-
bige auf die Gedancken kaͤmen, und auf
die Einbildung geriethen, als ob ſie noch
ſelbſt Hand an ſich legen wuͤrden, vor ſol-
chem Tode, und vor ſolcher That aber zit-
terten und bebeten, aus Furcht wider GOtt
zu ſuͤndigen, und ewig dadurch verdammt
zu werden, die aber endlich wunderbar von
GOtt aus ſolcher Anfechtung erloͤſet wuͤr-
den; wiewol es doch auch zuweilen bey ei-
nigen geſchaͤhe, daß ſie ihres Verſtandes be-
raubet, zuletzt, dem ungeachtet, zu ſolcher
That ſchritten, vor welcher ſie doch die groͤſte
Furcht, daß ſie ſie nicht thun moͤchten, ge-
habt haͤtten.
*
Jch kan mich auch nicht be-
ſinnen, daß ich dergleichen Plage und Affliction
in Predigten haͤtte hoͤren bekannt machen, und
im uſu conſolatorio dergleichen Angefochtenen ei-
nen Troſt zuſprechen, und Muth machen, und
ſie der Huͤlffe und Erloͤſung GOttes verſichern;
da dergleichen Leute ohne Zweifel in uſum
conſolatorium, und unter die objecta ma-
xime afflicta gehoͤren. Scharffe Straf-Pre-
digten ſind nicht ſeltſam, die auch eben nicht ſelt-
ſam
R 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/305>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.