dem Leibe nachgiebet, und demselben zu gefallen, oder desselben wegen die Dinge aus seinem An- gesichte wegthut, die zu ängstlichen Bildern, und Schrecken darüber Gelegenheit geben, ja wohl gantze schlaflose Nächte mit ihrer verdrüßlichen Gegenwart verursachen können, bis etwan GOtt nach seiner Gnade dem Leibe aufhilfft, oder der Seele ein größer Maaß des Vertrauens schenckt, den Leib zu überwinden, und den daher entste- henden Affecten, Furcht und Angst, wodurch sie nicht wenig gequählet wird, zuwider zu thun; wie es denn ein Stücke der Weisheit GOttes zu seyn scheinet, den Menschen auf solche Weise eine zeitlang höchst schwach werden zu lassen, um ihm zu zeigen, was wir vor elende Menschen sind, und wie wir vor iedwedem Dinge erschre- cken, ja uns wohl gar fürchten, wo wir eine Sache so, und nicht anders geleget, und gesetzet haben, da es doch was indifferentes, und eines so wenig, als das andere Sünde ist, dafern uns GOtt mit seiner Hülffe und Stärcke nicht bey- stehet; ja daß das Vertrauen auf GOtt selbst auch so gar in geringen Dingen eine schwere Sache, und Gabe GOttes sey, die durch Gebet von GOTT müsse erkämpffet, und zur Stunde der Anfechtung durch Geduld von GOTT er- wartet werden.
Schier
wie auch noch ſelben Sommer
dem Leibe nachgiebet, und demſelben zu gefallen, oder deſſelben wegen die Dinge aus ſeinem An- geſichte wegthut, die zu aͤngſtlichen Bildern, und Schrecken daruͤber Gelegenheit geben, ja wohl gantze ſchlafloſe Naͤchte mit ihrer verdruͤßlichen Gegenwart verurſachen koͤnnen, bis etwan GOtt nach ſeiner Gnade dem Leibe aufhilfft, oder der Seele ein groͤßer Maaß des Vertrauens ſchenckt, den Leib zu uͤberwinden, und den daher entſte- henden Affecten, Furcht und Angſt, wodurch ſie nicht wenig gequaͤhlet wird, zuwider zu thun; wie es denn ein Stuͤcke der Weisheit GOttes zu ſeyn ſcheinet, den Menſchen auf ſolche Weiſe eine zeitlang hoͤchſt ſchwach werden zu laſſen, um ihm zu zeigen, was wir vor elende Menſchen ſind, und wie wir vor iedwedem Dinge erſchre- cken, ja uns wohl gar fuͤrchten, wo wir eine Sache ſo, und nicht anders geleget, und geſetzet haben, da es doch was indifferentes, und eines ſo wenig, als das andere Suͤnde iſt, dafern uns GOtt mit ſeiner Huͤlffe und Staͤrcke nicht bey- ſtehet; ja daß das Vertrauen auf GOtt ſelbſt auch ſo gar in geringen Dingen eine ſchwere Sache, und Gabe GOttes ſey, die durch Gebet von GOTT muͤſſe erkaͤmpffet, und zur Stunde der Anfechtung durch Geduld von GOTT er- wartet werden.
Schier
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wie auch noch ſelben Sommer
dem Leibe nachgiebet, und demſelben zu gefallen,
oder deſſelben wegen die Dinge aus ſeinem An-
geſichte wegthut, die zu aͤngſtlichen Bildern, und
Schrecken daruͤber Gelegenheit geben, ja wohl
gantze ſchlafloſe Naͤchte mit ihrer verdruͤßlichen
Gegenwart verurſachen koͤnnen, bis etwan GOtt
nach ſeiner Gnade dem Leibe aufhilfft, oder der
Seele ein groͤßer Maaß des Vertrauens ſchenckt,
den Leib zu uͤberwinden, und den daher entſte-
henden Affecten, Furcht und Angſt, wodurch
ſie nicht wenig gequaͤhlet wird, zuwider zu thun;
wie es denn ein Stuͤcke der Weisheit GOttes
zu ſeyn ſcheinet, den Menſchen auf ſolche Weiſe
eine zeitlang hoͤchſt ſchwach werden zu laſſen, um
ihm zu zeigen, was wir vor elende Menſchen
ſind, und wie wir vor iedwedem Dinge erſchre-
cken, ja uns wohl gar fuͤrchten, wo wir eine
Sache ſo, und nicht anders geleget, und geſetzet
haben, da es doch was indifferentes, und eines
ſo wenig, als das andere Suͤnde iſt, dafern uns
GOtt mit ſeiner Huͤlffe und Staͤrcke nicht bey-
ſtehet; ja daß das Vertrauen auf GOtt ſelbſt
auch ſo gar in geringen Dingen eine ſchwere
Sache, und Gabe GOttes ſey, die durch Gebet
von GOTT muͤſſe erkaͤmpffet, und zur Stunde
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/301>, abgerufen am 22.11.2024.
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