Praejudiciorum, welche offt Ursache ihres bösen Lebens sind, und womit sie ihre Sünden zu be- schönigen suchen, abwaschen und hinweg neh- men. Doch ließ ich die Sache dazumahl noch in suspenso; wie ich denn auch ietzt noch nicht das Hertze habe, solches vor eine gewisse Wahr- heit auszugeben.
Anno 1704. §. 52.
Aber, o mein GOtt! was soll ich von dem folgenden 1704. Jahre sagen, und welche Feder ist fähig die Seelen-Noth, und Höllen- Angst zu beschreiben, in welche ich gerathen, und die Größe der Gnade GOttes, welche mich davon befreyet! Wo große Strafen und Züch- tigungen GOttes sich finden, da mögen wir wol dencken, daß gewißlich nicht kleine Sünden vorher gegangen, die GOTT veranlaßet, uns mit solchen bittern Ruthen zu geißeln, und uns mit Scorpionen zu züchtigen, wenn er uns das erste mahl, und bey der ersten Buße nur mit Peitschen gezüchtiget. Wenn ich Va- leriiHerbergers Schreib-Art ietzund nahah- men wolte, so würde ich hier, nach dem gemei- nen Sprüchwort sagen: Den ärgsten Hun- den hänget man die grösten Klöppel an. Denn so meyne ich immer, daß es GOTT
auch
Verfaͤllt in große Angſt,
Præjudiciorum, welche offt Urſache ihres boͤſen Lebens ſind, und womit ſie ihre Suͤnden zu be- ſchoͤnigen ſuchen, abwaſchen und hinweg neh- men. Doch ließ ich die Sache dazumahl noch in ſuſpenſo; wie ich denn auch ietzt noch nicht das Hertze habe, ſolches vor eine gewiſſe Wahr- heit auszugeben.
Anno 1704. §. 52.
Aber, o mein GOtt! was ſoll ich von dem folgenden 1704. Jahre ſagen, und welche Feder iſt faͤhig die Seelen-Noth, und Hoͤllen- Angſt zu beſchreiben, in welche ich gerathen, und die Groͤße der Gnade GOttes, welche mich davon befreyet! Wo große Strafen und Zuͤch- tigungen GOttes ſich finden, da moͤgen wir wol dencken, daß gewißlich nicht kleine Suͤnden vorher gegangen, die GOTT veranlaßet, uns mit ſolchen bittern Ruthen zu geißeln, und uns mit Scorpionen zu zuͤchtigen, wenn er uns das erſte mahl, und bey der erſten Buße nur mit Peitſchen gezuͤchtiget. Wenn ich Va- leriiHerbergers Schreib-Art ietzund nahah- men wolte, ſo wuͤrde ich hier, nach dem gemei- nen Spruͤchwort ſagen: Den aͤrgſten Hun- den haͤnget man die groͤſten Kloͤppel an. Denn ſo meyne ich immer, daß es GOTT
auch
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[207/0253]
Verfaͤllt in große Angſt,
Præjudiciorum, welche offt Urſache ihres boͤſen
Lebens ſind, und womit ſie ihre Suͤnden zu be-
ſchoͤnigen ſuchen, abwaſchen und hinweg neh-
men. Doch ließ ich die Sache dazumahl noch
in ſuſpenſo; wie ich denn auch ietzt noch nicht
das Hertze habe, ſolches vor eine gewiſſe Wahr-
heit auszugeben.
Anno 1704.
§. 52.
Aber, o mein GOtt! was ſoll ich von
dem folgenden 1704. Jahre ſagen, und welche
Feder iſt faͤhig die Seelen-Noth, und Hoͤllen-
Angſt zu beſchreiben, in welche ich gerathen,
und die Groͤße der Gnade GOttes, welche mich
davon befreyet! Wo große Strafen und Zuͤch-
tigungen GOttes ſich finden, da moͤgen wir
wol dencken, daß gewißlich nicht kleine Suͤnden
vorher gegangen, die GOTT veranlaßet, uns
mit ſolchen bittern Ruthen zu geißeln, und
uns mit Scorpionen zu zuͤchtigen, wenn er uns
das erſte mahl, und bey der erſten Buße nur
mit Peitſchen gezuͤchtiget. Wenn ich Va-
lerii Herbergers Schreib-Art ietzund nahah-
men wolte, ſo wuͤrde ich hier, nach dem gemei-
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den haͤnget man die groͤſten Kloͤppel an.
Denn ſo meyne ich immer, daß es GOTT
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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