so meynte ich, ich wolte nun durch meine Gü- tigkeit sowol ihn selbst wegen seiner Zaghafftigkeit und großes Mißtrauen, so er auf mich gesetzet, als auch seinen vorigen Herrn zu Schanden ma- chen, von dem ich ietzt erst erfuhr, daß er bey aller der Liebe, so er zu ihm gehabt, ihn doch öffters gut abgeprügelt hätte, so offt er nicht gut thun wollen. Jch erschrack darüber, alß ich solches hörete; denn dergleichen war mir nicht gegeben; weil ich solcher Plackerey genug mit den Kindern und Knaben auf dem Gymnasio ge- habt hatte, so daß ich froh war, daß ich bey drey Jahren her derselben los worden. Es gien- gen aber nur etliche Tage hin, so merckte ich freylich, daß bey ihm mit guten Worten nicht viel gutes würde auszurichten, und der Gehor- sam schwerlich bey ihm mit Güte zu erhal- ten seyn, den sein voriger Herr mit Schlägen zuweilen erhalten müssen. Er kam um ein leich- tes nicht in die Stunde, ohne mir solches zuvor zu melden: wenn er drinnen war, so schrieb er entweder gar nicht nach, oder alles auf eintzele Blättgen, welches mir höchst zuwider, indem ich in meinem Leben keine Leute weniger um mich leiden können, als solche, die nicht punctuel und accurat in ihren Sachen sind, und es auch nicht werden wollen. Zuweilen ließ er sich verleiten den Studiosis, so im rothen Collegio wohnten,
wenn
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und unfleißig war,
ſo meynte ich, ich wolte nun durch meine Guͤ- tigkeit ſowol ihn ſelbſt wegen ſeiner Zaghafftigkeit und großes Mißtrauen, ſo er auf mich geſetzet, als auch ſeinen vorigen Herrn zu Schanden ma- chen, von dem ich ietzt erſt erfuhr, daß er bey aller der Liebe, ſo er zu ihm gehabt, ihn doch oͤffters gut abgepruͤgelt haͤtte, ſo offt er nicht gut thun wollen. Jch erſchrack daruͤber, alß ich ſolches hoͤrete; denn dergleichen war mir nicht gegeben; weil ich ſolcher Plackerey genug mit den Kindern und Knaben auf dem Gymnaſio ge- habt hatte, ſo daß ich froh war, daß ich bey drey Jahren her derſelben los worden. Es gien- gen aber nur etliche Tage hin, ſo merckte ich freylich, daß bey ihm mit guten Worten nicht viel gutes wuͤrde auszurichten, und der Gehor- ſam ſchwerlich bey ihm mit Guͤte zu erhal- ten ſeyn, den ſein voriger Herr mit Schlaͤgen zuweilen erhalten muͤſſen. Er kam um ein leich- tes nicht in die Stunde, ohne mir ſolches zuvor zu melden: wenn er drinnen war, ſo ſchrieb er entweder gar nicht nach, oder alles auf eintzele Blaͤttgen, welches mir hoͤchſt zuwider, indem ich in meinem Leben keine Leute weniger um mich leiden koͤnnen, als ſolche, die nicht punctuel und accurat in ihren Sachen ſind, und es auch nicht werden wollen. Zuweilen ließ er ſich verleiten den Studioſis, ſo im rothen Collegio wohnten,
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[195/0241]
und unfleißig war,
ſo meynte ich, ich wolte nun durch meine Guͤ-
tigkeit ſowol ihn ſelbſt wegen ſeiner Zaghafftigkeit
und großes Mißtrauen, ſo er auf mich geſetzet,
als auch ſeinen vorigen Herrn zu Schanden ma-
chen, von dem ich ietzt erſt erfuhr, daß er bey
aller der Liebe, ſo er zu ihm gehabt, ihn doch
oͤffters gut abgepruͤgelt haͤtte, ſo offt er nicht gut
thun wollen. Jch erſchrack daruͤber, alß ich
ſolches hoͤrete; denn dergleichen war mir nicht
gegeben; weil ich ſolcher Plackerey genug mit
den Kindern und Knaben auf dem Gymnaſio ge-
habt hatte, ſo daß ich froh war, daß ich bey drey
Jahren her derſelben los worden. Es gien-
gen aber nur etliche Tage hin, ſo merckte ich
freylich, daß bey ihm mit guten Worten nicht
viel gutes wuͤrde auszurichten, und der Gehor-
ſam ſchwerlich bey ihm mit Guͤte zu erhal-
ten ſeyn, den ſein voriger Herr mit Schlaͤgen
zuweilen erhalten muͤſſen. Er kam um ein leich-
tes nicht in die Stunde, ohne mir ſolches zuvor
zu melden: wenn er drinnen war, ſo ſchrieb er
entweder gar nicht nach, oder alles auf eintzele
Blaͤttgen, welches mir hoͤchſt zuwider, indem
ich in meinem Leben keine Leute weniger um mich
leiden koͤnnen, als ſolche, die nicht punctuel und
accurat in ihren Sachen ſind, und es auch nicht
werden wollen. Zuweilen ließ er ſich verleiten
den Studioſis, ſo im rothen Collegio wohnten,
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/241>, abgerufen am 22.11.2024.
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