Die Controvers de Termino hatte nun kaum ein halbes Jahr gewähret, so war mein Urtheil, und Meynung davon schon diejenige, welche ich noch bis diese Stunde hege; nem- lich, daß unsere vorigen und alten Theologi in großer Anzahl den Terminum gratiae eben so, wie Herr D. Rechenberg, und Herr Böse,sta- tuiret, daß aber derselbe aus der Heiligen Schrifft nicht könne bewiesen werden. Denn die Loca im Dannhauer, und Sebastian Schmidt, und andern Theologis, welche Herr D. Rechenberg sammlete, und der andern Par- they vorlegte, sind allzu klar; indem sie, in specie D. Dannhauer, schon davon in actu signato, und totidem verbis, und terminis in ihren Schrifften gehandelt. Der Leipzigische D. Schmidt war in Wahrheit der Meynung des Herrn D. Rechenbergs zugethan, ehe die Streitigkeiten angiengen, er hat aber hernach nicht ein Wort dazu gesaget, da alles in vollen Flammen stund: vielleicht, weil er den Frie- den mehr liebte, und sich nicht in das Gedränge zu mischen vor gut befand. Jch solte einst in seinem Collegio Disputatorio über den Scher- tzer wider die Thesin opponiren: Quod electi, si relabantur, excidant gratia DEI, non quidem finaliter, tamen totaliter. Jch machte ein Argument darwider, so wie ich es
dazu-
Unterſucht die Frage
Die Controvers de Termino hatte nun kaum ein halbes Jahr gewaͤhret, ſo war mein Urtheil, und Meynung davon ſchon diejenige, welche ich noch bis dieſe Stunde hege; nem- lich, daß unſere vorigen und alten Theologi in großer Anzahl den Terminum gratiæ eben ſo, wie Herr D. Rechenberg, und Herr Boͤſe,ſta- tuiret, daß aber derſelbe aus der Heiligen Schrifft nicht koͤnne bewieſen werden. Denn die Loca im Dannhauer, und Sebaſtian Schmidt, und andern Theologis, welche Herr D. Rechenberg ſammlete, und der andern Par- they vorlegte, ſind allzu klar; indem ſie, in ſpecie D. Dannhauer, ſchon davon in actu ſignato, und totidem verbis, und terminis in ihren Schrifften gehandelt. Der Leipzigiſche D. Schmidt war in Wahrheit der Meynung des Herrn D. Rechenbergs zugethan, ehe die Streitigkeiten angiengen, er hat aber hernach nicht ein Wort dazu geſaget, da alles in vollen Flammen ſtund: vielleicht, weil er den Frie- den mehr liebte, und ſich nicht in das Gedraͤnge zu miſchen vor gut befand. Jch ſolte einſt in ſeinem Collegio Diſputatorio uͤber den Scher- tzer wider die Theſin opponiren: Quod electi, ſi relabantur, excidant gratia DEI, non quidem finaliter, tamen totaliter. Jch machte ein Argument darwider, ſo wie ich es
dazu-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0216"n="170"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Unterſucht die Frage</hi></fw><lb/><p>Die <hirendition="#aq">Controvers de Termino</hi> hatte nun<lb/>
kaum ein halbes Jahr gewaͤhret, ſo war mein<lb/>
Urtheil, und Meynung davon ſchon diejenige,<lb/>
welche ich noch bis dieſe Stunde hege; nem-<lb/>
lich, daß unſere vorigen und alten <hirendition="#aq">Theologi</hi> in<lb/>
großer Anzahl den <hirendition="#aq">Terminum gratiæ</hi> eben ſo,<lb/>
wie Herr <hirendition="#aq">D. Rechenberg,</hi> und Herr <hirendition="#fr">Boͤſe,</hi><hirendition="#aq">ſta-<lb/>
tui</hi>ret, daß aber derſelbe aus der Heiligen<lb/>
Schrifft nicht koͤnne bewieſen werden. Denn<lb/>
die <hirendition="#aq">Loca</hi> im <hirendition="#aq">Dannhauer,</hi> und <hirendition="#aq">Sebaſtian<lb/>
Schmidt,</hi> und andern <hirendition="#aq">Theologis,</hi> welche Herr<lb/><hirendition="#aq">D. Rechenberg</hi>ſammlete, und der andern Par-<lb/>
they vorlegte, ſind allzu klar; indem ſie, <hirendition="#aq">in<lb/>ſpecie D. Dannhauer,</hi>ſchon davon in <hirendition="#aq">actu<lb/>ſignato,</hi> und <hirendition="#aq">totidem verbis,</hi> und <hirendition="#aq">terminis</hi> in<lb/>
ihren Schrifften gehandelt. Der Leipzigiſche<lb/><hirendition="#aq">D. Schmidt</hi> war in Wahrheit der Meynung<lb/>
des Herrn <hirendition="#aq">D. Rechenbergs</hi> zugethan, ehe die<lb/>
Streitigkeiten angiengen, er hat aber hernach<lb/>
nicht ein Wort dazu geſaget, da alles in vollen<lb/>
Flammen ſtund: vielleicht, weil er den Frie-<lb/>
den mehr liebte, und ſich nicht in das Gedraͤnge<lb/>
zu miſchen vor gut befand. Jch ſolte einſt in<lb/>ſeinem <hirendition="#aq">Collegio Diſputatorio</hi> uͤber den <hirendition="#aq">Scher-<lb/>
tzer</hi> wider die <hirendition="#aq">Theſin opponi</hi>ren: <hirendition="#aq">Quod<lb/>
electi, ſi relabantur, excidant gratia <hirendition="#g">DEI,</hi><lb/>
non quidem finaliter, tamen totaliter.</hi> Jch<lb/>
machte ein <hirendition="#aq">Argument</hi> darwider, ſo wie ich es<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dazu-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[170/0216]
Unterſucht die Frage
Die Controvers de Termino hatte nun
kaum ein halbes Jahr gewaͤhret, ſo war mein
Urtheil, und Meynung davon ſchon diejenige,
welche ich noch bis dieſe Stunde hege; nem-
lich, daß unſere vorigen und alten Theologi in
großer Anzahl den Terminum gratiæ eben ſo,
wie Herr D. Rechenberg, und Herr Boͤſe, ſta-
tuiret, daß aber derſelbe aus der Heiligen
Schrifft nicht koͤnne bewieſen werden. Denn
die Loca im Dannhauer, und Sebaſtian
Schmidt, und andern Theologis, welche Herr
D. Rechenberg ſammlete, und der andern Par-
they vorlegte, ſind allzu klar; indem ſie, in
ſpecie D. Dannhauer, ſchon davon in actu
ſignato, und totidem verbis, und terminis in
ihren Schrifften gehandelt. Der Leipzigiſche
D. Schmidt war in Wahrheit der Meynung
des Herrn D. Rechenbergs zugethan, ehe die
Streitigkeiten angiengen, er hat aber hernach
nicht ein Wort dazu geſaget, da alles in vollen
Flammen ſtund: vielleicht, weil er den Frie-
den mehr liebte, und ſich nicht in das Gedraͤnge
zu miſchen vor gut befand. Jch ſolte einſt in
ſeinem Collegio Diſputatorio uͤber den Scher-
tzer wider die Theſin opponiren: Quod
electi, ſi relabantur, excidant gratia DEI,
non quidem finaliter, tamen totaliter. Jch
machte ein Argument darwider, ſo wie ich es
dazu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/216>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.