nicht schmecken wolte, sondern einen ziemlichen Eckel bey mir verursachte. Weil ich im 17. Jahre An. 1692. auf dem Gymnasio schon ein Collegium hebraicum fundamentale, wie auch Accentuatorium, wie oben gemeldet, gehalten hatte, so gieng ich hier in ein lectorium hebrai- cum bey dem alten M. Starcken, (nicht bey Sa- lomo Starcken, dessen Noten über Biblische Bücher bekannt sind,) mich mehr in dieser Spra- che fester zu setzen. Er nischelte aber in seinen Stunden beym dociren durch die Nase, wie ein Jude, so daß man ihn schwer verstehen kunte, und genau auf ihn Achtung geben muste, wenn man etwas von ihm lernen wolte. Man sagte mir, die große Liebe zum alten Etzardi, der sein Praeceptor gewesen, und der eben solche Jüdi- sche Weise, oder vielmehr Unart, an sich gehabt, habe ihn seinem Lehrmeister ähnlich gemacht. Amor enim mutat subjectum amans in obje- ctum amatum. Was die andern Collegia an- betrifft, so spannte ich die Pferde hinter den Wa- gen, und war eher um einen Cursum Theo- logicum, als Philosophicum bekümmert, weil ich meynte, ich hätte schon Philosophie genug auf dem Gymnasio gehöret. Deswegen gieng ich zu Herr D. Schmidten, der über den Scher- tzer, wie bekannt, las, und besuchte Herr D. Günthers Collegium Theologico-Polemicum,
welches
Methode imStudiren
nicht ſchmecken wolte, ſondern einen ziemlichen Eckel bey mir verurſachte. Weil ich im 17. Jahre An. 1692. auf dem Gymnaſio ſchon ein Collegium hebraicum fundamentale, wie auch Accentuatorium, wie oben gemeldet, gehalten hatte, ſo gieng ich hier in ein lectorium hebrai- cum bey dem alten M. Starcken, (nicht bey Sa- lomo Starcken, deſſen Noten uͤber Bibliſche Buͤcher bekannt ſind,) mich mehr in dieſer Spra- che feſter zu ſetzen. Er niſchelte aber in ſeinen Stunden beym dociren durch die Naſe, wie ein Jude, ſo daß man ihn ſchwer verſtehen kunte, und genau auf ihn Achtung geben muſte, wenn man etwas von ihm lernen wolte. Man ſagte mir, die große Liebe zum alten Etzardi, der ſein Præceptor geweſen, und der eben ſolche Juͤdi- ſche Weiſe, oder vielmehr Unart, an ſich gehabt, habe ihn ſeinem Lehrmeiſter aͤhnlich gemacht. Amor enim mutat ſubjectum amans in obje- ctum amatum. Was die andern Collegia an- betrifft, ſo ſpannte ich die Pferde hinter den Wa- gen, und war eher um einen Curſum Theo- logicum, als Philoſophicum bekuͤmmert, weil ich meynte, ich haͤtte ſchon Philoſophie genug auf dem Gymnaſio gehoͤret. Deswegen gieng ich zu Herr D. Schmidten, der uͤber den Scher- tzer, wie bekannt, las, und beſuchte Herr D. Guͤnthers Collegium Theologico-Polemicum,
welches
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0204"n="158"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">Method</hi><hirendition="#b">e im</hi><hirendition="#aq">Studi</hi><hirendition="#b">ren</hi></fw><lb/>
nicht ſchmecken wolte, ſondern einen ziemlichen<lb/>
Eckel bey mir verurſachte. Weil ich im 17.<lb/>
Jahre <hirendition="#aq">An.</hi> 1692. auf dem <hirendition="#aq">Gymnaſio</hi>ſchon ein<lb/><hirendition="#aq">Collegium hebraicum fundamentale,</hi> wie auch<lb/><hirendition="#aq">Accentuatorium,</hi> wie oben gemeldet, gehalten<lb/>
hatte, ſo gieng ich hier in ein <hirendition="#aq">lectorium hebrai-<lb/>
cum</hi> bey dem alten <hirendition="#aq">M.</hi> Starcken, (nicht bey Sa-<lb/>
lomo <hirendition="#fr">Starcken,</hi> deſſen <hirendition="#aq">Not</hi>en uͤber Bibliſche<lb/>
Buͤcher bekannt ſind,) mich mehr in dieſer Spra-<lb/>
che feſter zu ſetzen. Er niſchelte aber in ſeinen<lb/>
Stunden beym <hirendition="#aq">doci</hi>ren durch die Naſe, wie<lb/>
ein Jude, ſo daß man ihn ſchwer verſtehen<lb/>
kunte, und genau auf ihn Achtung geben muſte,<lb/>
wenn man etwas von ihm lernen wolte. Man<lb/>ſagte mir, die große Liebe zum alten <hirendition="#aq">Etzardi,</hi> der ſein<lb/><hirendition="#aq">Præceptor</hi> geweſen, und der eben ſolche Juͤdi-<lb/>ſche Weiſe, oder vielmehr Unart, an ſich gehabt,<lb/>
habe ihn ſeinem Lehrmeiſter aͤhnlich gemacht.<lb/><hirendition="#aq">Amor enim mutat ſubjectum amans in obje-<lb/>
ctum amatum.</hi> Was die andern <hirendition="#aq">Collegia</hi> an-<lb/>
betrifft, ſo ſpannte ich die Pferde hinter den Wa-<lb/>
gen, und war eher um einen <hirendition="#aq">Curſum Theo-<lb/>
logicum,</hi> als <hirendition="#aq">Philoſophicum</hi> bekuͤmmert, weil<lb/>
ich meynte, ich haͤtte ſchon <hirendition="#aq">Philoſophie</hi> genug<lb/>
auf dem <hirendition="#aq">Gymnaſio</hi> gehoͤret. Deswegen gieng<lb/>
ich zu Herr <hirendition="#aq">D.</hi> Schmidten, der uͤber den Scher-<lb/>
tzer, wie bekannt, las, und beſuchte Herr <hirendition="#aq">D.</hi><lb/>
Guͤnthers <hirendition="#aq">Collegium Theologico-Polemicum,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">welches</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[158/0204]
Methode im Studiren
nicht ſchmecken wolte, ſondern einen ziemlichen
Eckel bey mir verurſachte. Weil ich im 17.
Jahre An. 1692. auf dem Gymnaſio ſchon ein
Collegium hebraicum fundamentale, wie auch
Accentuatorium, wie oben gemeldet, gehalten
hatte, ſo gieng ich hier in ein lectorium hebrai-
cum bey dem alten M. Starcken, (nicht bey Sa-
lomo Starcken, deſſen Noten uͤber Bibliſche
Buͤcher bekannt ſind,) mich mehr in dieſer Spra-
che feſter zu ſetzen. Er niſchelte aber in ſeinen
Stunden beym dociren durch die Naſe, wie
ein Jude, ſo daß man ihn ſchwer verſtehen
kunte, und genau auf ihn Achtung geben muſte,
wenn man etwas von ihm lernen wolte. Man
ſagte mir, die große Liebe zum alten Etzardi, der ſein
Præceptor geweſen, und der eben ſolche Juͤdi-
ſche Weiſe, oder vielmehr Unart, an ſich gehabt,
habe ihn ſeinem Lehrmeiſter aͤhnlich gemacht.
Amor enim mutat ſubjectum amans in obje-
ctum amatum. Was die andern Collegia an-
betrifft, ſo ſpannte ich die Pferde hinter den Wa-
gen, und war eher um einen Curſum Theo-
logicum, als Philoſophicum bekuͤmmert, weil
ich meynte, ich haͤtte ſchon Philoſophie genug
auf dem Gymnaſio gehoͤret. Deswegen gieng
ich zu Herr D. Schmidten, der uͤber den Scher-
tzer, wie bekannt, las, und beſuchte Herr D.
Guͤnthers Collegium Theologico-Polemicum,
welches
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/204>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.