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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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Besucht die Predigten, und
geschickter vor meine Wohlfahrt zu sorgen, wie
er mir denn auch halff, wo er nur wuste und kunte.
Er machte sich eine Ehre daraus, wenn ich die
Catholischen Studenten, so zu ihm zu Biere ka-
men, öffters durch disputiren in lateinischer
Sprache in Gegenwart anderer Gäste eintrieb,
oder mit diesem und jenem Gaste, insonderheit
in Jahr-Märckten, bald Frantzösisch, bald Jta-
lienisch zu parliren wuste, welche Sprachen ich
in den letzten drey Jahren des Gymnasii zu ex-
coli
ren anfieng, weil mir die Zeit lange währen
wolte auf das Stipendium des Raths zu war-
ten, zu welchem mir Hoffnung war gemacht
worden.

Damit wir Primaner desto besser mit den Ca-
tholischen Studenten disputiren könten, so be-
suchten wir auch offt der Papisten ihre Predigten;
wie denn damals Pater Schäfer, auf der Burg
unter den Jesuiten,-ein Capuciner, der auf dem
Sande predigte, und P. Kugler, wegen seiner latei-
nischen Meditationen und Repraesentationen in der
Fasten-Zeit sehr berühmt waren. Jch glaube
aber, wir hätten besser gethan, wir hätten solches
bleiben lassen. Denn wir bekamen öffters solche
Dubia und Scrupel in der Religion, die wir hernach
aufzulösen selbst nicht fähig waren; will nicht sagen,
daß bey manchem der Haß, und die Aversation
aufhörte, welchen man uns in der Jugend wi-

der

Beſucht die Predigten, und
geſchickter vor meine Wohlfahrt zu ſorgen, wie
er mir denn auch halff, wo er nur wuſte und kunte.
Er machte ſich eine Ehre daraus, wenn ich die
Catholiſchen Studenten, ſo zu ihm zu Biere ka-
men, oͤffters durch diſputiren in lateiniſcher
Sprache in Gegenwart anderer Gaͤſte eintrieb,
oder mit dieſem und jenem Gaſte, inſonderheit
in Jahr-Maͤrckten, bald Frantzoͤſiſch, bald Jta-
lieniſch zu parliren wuſte, welche Sprachen ich
in den letzten drey Jahren des Gymnaſii zu ex-
coli
ren anfieng, weil mir die Zeit lange waͤhren
wolte auf das Stipendium des Raths zu war-
ten, zu welchem mir Hoffnung war gemacht
worden.

Damit wir Primaner deſto beſſer mit den Ca-
tholiſchen Studenten diſputiren koͤnten, ſo be-
ſuchten wir auch offt der Papiſten ihre Predigten;
wie denn damals Pater Schaͤfer, auf der Burg
unter den Jeſuiten,-ein Capuciner, der auf dem
Sande predigte, und P. Kugler, wegen ſeiner latei-
niſchen Meditationen und Repræſentationen in der
Faſten-Zeit ſehr beruͤhmt waren. Jch glaube
aber, wir haͤtten beſſer gethan, wir haͤtten ſolches
bleiben laſſen. Denn wir bekamen oͤffters ſolche
Dubia und Scrupel in der Religion, die wir hernach
aufzuloͤſen ſelbſt nicht faͤhig waren; will nicht ſagen,
daß bey manchem der Haß, und die Averſation
aufhoͤrte, welchen man uns in der Jugend wi-

der
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[126/0172] Beſucht die Predigten, und geſchickter vor meine Wohlfahrt zu ſorgen, wie er mir denn auch halff, wo er nur wuſte und kunte. Er machte ſich eine Ehre daraus, wenn ich die Catholiſchen Studenten, ſo zu ihm zu Biere ka- men, oͤffters durch diſputiren in lateiniſcher Sprache in Gegenwart anderer Gaͤſte eintrieb, oder mit dieſem und jenem Gaſte, inſonderheit in Jahr-Maͤrckten, bald Frantzoͤſiſch, bald Jta- lieniſch zu parliren wuſte, welche Sprachen ich in den letzten drey Jahren des Gymnaſii zu ex- coliren anfieng, weil mir die Zeit lange waͤhren wolte auf das Stipendium des Raths zu war- ten, zu welchem mir Hoffnung war gemacht worden. Damit wir Primaner deſto beſſer mit den Ca- tholiſchen Studenten diſputiren koͤnten, ſo be- ſuchten wir auch offt der Papiſten ihre Predigten; wie denn damals Pater Schaͤfer, auf der Burg unter den Jeſuiten,-ein Capuciner, der auf dem Sande predigte, und P. Kugler, wegen ſeiner latei- niſchen Meditationen und Repræſentationen in der Faſten-Zeit ſehr beruͤhmt waren. Jch glaube aber, wir haͤtten beſſer gethan, wir haͤtten ſolches bleiben laſſen. Denn wir bekamen oͤffters ſolche Dubia und Scrupel in der Religion, die wir hernach aufzuloͤſen ſelbſt nicht faͤhig waren; will nicht ſagen, daß bey manchem der Haß, und die Averſation aufhoͤrte, welchen man uns in der Jugend wi- der

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/172>, abgerufen am 22.11.2024.