ben GOtt von Angesicht, werde ich an- schauen, dran zweiffle ich nicht etc. Es fehlte nicht viel, daß ich nicht in der Kirche überlaut vor Freuden zu schreyen anfieng. Muste ich mich hier schon hemmen, so jauch- zete ich hier doch voll gutes Muths, und gieng hernach frölich aus der Kirche nach Hause, als ich noch mein Lebtag aus der Kirche nicht ge- gangen war. Denselben Tag, und einige Tage und Wochen darauf durffte ich nur an diese Worte gedencken, und an das, was der Prediger mit denselben verknüpffet hatte; so öffnete sich immer wieder von neuem die Quelle der Freuden und der Freuden-Thränen, und grieff mir offt dermaßen nach dem Hertzen, daß ich meynte, es müste vor Freuden zerspringen. Da erfuhr ich das erste mahl in der That, wie einem zu Muthe, dem das Hertze vor Freuden springen, oder zerspringen will: und die Er- fahrung lehrte mich, daß bey manchem bußfer- tigen Sünder würcklich vorgehe, was wir in dem bekannten Buß-Liede singen: Aber dein heilsam Wort das macht mit seinem süßen Singen, daß mir das Hertze wieder lacht, als wenns beginnte zu springen etc.
Doch wieder auf die Worte des Sterbe- Liedes zu kommen: Meinen lieben GOTT von Angesicht, so kan ich nicht mit Worten
genug
Buß-Predigt durch die
ben GOtt von Angeſicht, werde ich an- ſchauen, dran zweiffle ich nicht ꝛc. Es fehlte nicht viel, daß ich nicht in der Kirche uͤberlaut vor Freuden zu ſchreyen anfieng. Muſte ich mich hier ſchon hemmen, ſo jauch- zete ich hier doch voll gutes Muths, und gieng hernach froͤlich aus der Kirche nach Hauſe, als ich noch mein Lebtag aus der Kirche nicht ge- gangen war. Denſelben Tag, und einige Tage und Wochen darauf durffte ich nur an dieſe Worte gedencken, und an das, was der Prediger mit denſelben verknuͤpffet hatte; ſo oͤffnete ſich immer wieder von neuem die Quelle der Freuden und der Freuden-Thraͤnen, und grieff mir offt dermaßen nach dem Hertzen, daß ich meynte, es muͤſte vor Freuden zerſpringen. Da erfuhr ich das erſte mahl in der That, wie einem zu Muthe, dem das Hertze vor Freuden ſpringen, oder zerſpringen will: und die Er- fahrung lehrte mich, daß bey manchem bußfer- tigen Suͤnder wuͤrcklich vorgehe, was wir in dem bekannten Buß-Liede ſingen: Aber dein heilſam Wort das macht mit ſeinem ſuͤßen Singen, daß mir das Hertze wieder lacht, als wenns beginnte zu ſpringen ꝛc.
Doch wieder auf die Worte des Sterbe- Liedes zu kommen: Meinen lieben GOTT von Angeſicht, ſo kan ich nicht mit Worten
genug
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Buß-Predigt durch die
ben GOtt von Angeſicht, werde ich an-
ſchauen, dran zweiffle ich nicht ꝛc. Es
fehlte nicht viel, daß ich nicht in der Kirche
uͤberlaut vor Freuden zu ſchreyen anfieng.
Muſte ich mich hier ſchon hemmen, ſo jauch-
zete ich hier doch voll gutes Muths, und gieng
hernach froͤlich aus der Kirche nach Hauſe, als
ich noch mein Lebtag aus der Kirche nicht ge-
gangen war. Denſelben Tag, und einige
Tage und Wochen darauf durffte ich nur an
dieſe Worte gedencken, und an das, was der
Prediger mit denſelben verknuͤpffet hatte; ſo
oͤffnete ſich immer wieder von neuem die Quelle
der Freuden und der Freuden-Thraͤnen, und
grieff mir offt dermaßen nach dem Hertzen, daß
ich meynte, es muͤſte vor Freuden zerſpringen.
Da erfuhr ich das erſte mahl in der That, wie
einem zu Muthe, dem das Hertze vor Freuden
ſpringen, oder zerſpringen will: und die Er-
fahrung lehrte mich, daß bey manchem bußfer-
tigen Suͤnder wuͤrcklich vorgehe, was wir in
dem bekannten Buß-Liede ſingen: Aber dein
heilſam Wort das macht mit ſeinem ſuͤßen
Singen, daß mir das Hertze wieder lacht,
als wenns beginnte zu ſpringen ꝛc.
Doch wieder auf die Worte des Sterbe-
Liedes zu kommen: Meinen lieben GOTT
von Angeſicht, ſo kan ich nicht mit Worten
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/166>, abgerufen am 14.10.2024.
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