Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

GOtte eine Gelübde:
von den Ubertretungen erlösen, die mein Hertze
quälen, so will ich Zeit meines Lebens einen
Tag in der Wochen vom Morgen bis auf den
Abend fasten, und solch Fasten zu einer Gele-
genheit, Mittel und Subsidio memoriae ma-
chen, um an solche Wohlthat GOttes zu ge-
dencken, und ihm dafür zu dancken; und, so
ich einst Alters wegen, oder wegen anderer Ur-
sachen davon solte gehindert werden, doch et-
was gewisses an solchem Tage thun, oder un-
terlaßen, damit ich Anlaß haben möchte, mich
der großen Güte, und Gnade zu erinnern, so
mir GOtt erzeiget. Ja ich gieng noch wei-
ter, und richtete das Gelübde noch schärffer ein;
indem ich auch so gar schon alsdann einen Tag
die Woche gelobte, da ich noch in der Knecht-
schafft, und unter der Herrschafft der Sünden
steckte, um an solchem Tage, und insonderheit
in der Stunde, wenn andere Leute essen wür-
den, GOTT zu bitten, daß er mich von allen
Banden der Sünden möchte frey machen, de-
ren große Beschwerlichkeit ich schon bey 5. Jah-
ren her zu fühlen angefangen. Jch schob die
Sache nicht länger auf, sondern machte den
Anfang am Sonnabend vor Invocavit zu einem
Wercke, das ich noch heutiges Tages beobachte;
obwol anietzo statt der gäntzlichen Unterlaßung
des Essens etwas anders erwehlet habe, solcher

großen

GOtte eine Geluͤbde:
von den Ubertretungen erloͤſen, die mein Hertze
quaͤlen, ſo will ich Zeit meines Lebens einen
Tag in der Wochen vom Morgen bis auf den
Abend faſten, und ſolch Faſten zu einer Gele-
genheit, Mittel und Subſidio memoriæ ma-
chen, um an ſolche Wohlthat GOttes zu ge-
dencken, und ihm dafuͤr zu dancken; und, ſo
ich einſt Alters wegen, oder wegen anderer Ur-
ſachen davon ſolte gehindert werden, doch et-
was gewiſſes an ſolchem Tage thun, oder un-
terlaßen, damit ich Anlaß haben moͤchte, mich
der großen Guͤte, und Gnade zu erinnern, ſo
mir GOtt erzeiget. Ja ich gieng noch wei-
ter, und richtete das Geluͤbde noch ſchaͤrffer ein;
indem ich auch ſo gar ſchon alsdann einen Tag
die Woche gelobte, da ich noch in der Knecht-
ſchafft, und unter der Herrſchafft der Suͤnden
ſteckte, um an ſolchem Tage, und inſonderheit
in der Stunde, wenn andere Leute eſſen wuͤr-
den, GOTT zu bitten, daß er mich von allen
Banden der Suͤnden moͤchte frey machen, de-
ren große Beſchwerlichkeit ich ſchon bey 5. Jah-
ren her zu fuͤhlen angefangen. Jch ſchob die
Sache nicht laͤnger auf, ſondern machte den
Anfang am Sonnabend vor Invocavit zu einem
Wercke, das ich noch heutiges Tages beobachte;
obwol anietzo ſtatt der gaͤntzlichen Unterlaßung
des Eſſens etwas anders erwehlet habe, ſolcher

großen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0158" n="112"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">GOtte eine Gelu&#x0364;bde:</hi></fw><lb/>
von den Ubertretungen erlo&#x0364;&#x017F;en, die mein Hertze<lb/>
qua&#x0364;len, &#x017F;o will ich Zeit meines Lebens einen<lb/>
Tag in der Wochen vom Morgen bis auf den<lb/>
Abend fa&#x017F;ten, und &#x017F;olch Fa&#x017F;ten zu einer Gele-<lb/>
genheit, Mittel und <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;idio memoriæ</hi> ma-<lb/>
chen, um an &#x017F;olche Wohlthat GOttes zu ge-<lb/>
dencken, und ihm dafu&#x0364;r zu dancken; und, &#x017F;o<lb/>
ich ein&#x017F;t Alters wegen, oder wegen anderer Ur-<lb/>
&#x017F;achen davon &#x017F;olte gehindert werden, doch et-<lb/>
was gewi&#x017F;&#x017F;es an &#x017F;olchem Tage thun, oder un-<lb/>
terlaßen, damit ich Anlaß haben mo&#x0364;chte, mich<lb/>
der großen Gu&#x0364;te, und Gnade zu erinnern, &#x017F;o<lb/>
mir GOtt erzeiget. Ja ich gieng noch wei-<lb/>
ter, und richtete das Gelu&#x0364;bde noch &#x017F;cha&#x0364;rffer ein;<lb/>
indem ich auch &#x017F;o gar &#x017F;chon alsdann einen Tag<lb/>
die Woche gelobte, da ich noch in der Knecht-<lb/>
&#x017F;chafft, und unter der Herr&#x017F;chafft der Su&#x0364;nden<lb/>
&#x017F;teckte, um an &#x017F;olchem Tage, und in&#x017F;onderheit<lb/>
in der Stunde, wenn andere Leute e&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;r-<lb/>
den, <hi rendition="#g">GOTT</hi> zu bitten, daß er mich von allen<lb/>
Banden der Su&#x0364;nden mo&#x0364;chte frey machen, de-<lb/>
ren große Be&#x017F;chwerlichkeit ich &#x017F;chon bey 5. Jah-<lb/>
ren her zu fu&#x0364;hlen angefangen. Jch &#x017F;chob die<lb/>
Sache nicht la&#x0364;nger auf, &#x017F;ondern machte den<lb/>
Anfang am Sonnabend vor <hi rendition="#aq">Invocavit</hi> zu einem<lb/>
Wercke, das ich noch heutiges Tages beobachte;<lb/>
obwol anietzo &#x017F;tatt der ga&#x0364;ntzlichen Unterlaßung<lb/>
des E&#x017F;&#x017F;ens etwas anders erwehlet habe, &#x017F;olcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">großen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0158] GOtte eine Geluͤbde: von den Ubertretungen erloͤſen, die mein Hertze quaͤlen, ſo will ich Zeit meines Lebens einen Tag in der Wochen vom Morgen bis auf den Abend faſten, und ſolch Faſten zu einer Gele- genheit, Mittel und Subſidio memoriæ ma- chen, um an ſolche Wohlthat GOttes zu ge- dencken, und ihm dafuͤr zu dancken; und, ſo ich einſt Alters wegen, oder wegen anderer Ur- ſachen davon ſolte gehindert werden, doch et- was gewiſſes an ſolchem Tage thun, oder un- terlaßen, damit ich Anlaß haben moͤchte, mich der großen Guͤte, und Gnade zu erinnern, ſo mir GOtt erzeiget. Ja ich gieng noch wei- ter, und richtete das Geluͤbde noch ſchaͤrffer ein; indem ich auch ſo gar ſchon alsdann einen Tag die Woche gelobte, da ich noch in der Knecht- ſchafft, und unter der Herrſchafft der Suͤnden ſteckte, um an ſolchem Tage, und inſonderheit in der Stunde, wenn andere Leute eſſen wuͤr- den, GOTT zu bitten, daß er mich von allen Banden der Suͤnden moͤchte frey machen, de- ren große Beſchwerlichkeit ich ſchon bey 5. Jah- ren her zu fuͤhlen angefangen. Jch ſchob die Sache nicht laͤnger auf, ſondern machte den Anfang am Sonnabend vor Invocavit zu einem Wercke, das ich noch heutiges Tages beobachte; obwol anietzo ſtatt der gaͤntzlichen Unterlaßung des Eſſens etwas anders erwehlet habe, ſolcher großen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/158
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/158>, abgerufen am 18.05.2024.