Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

welches ihm in einem
nun, da ich vor Erschreckniß halb todt war, in
einen sauren Apffel beißen, und schnelle ein
Briefgen an den ersten Collegen secundi Ordi-
nis
schicken, und ihn um Rath und Hülffe an-
flehen. Dieser schickte gleich an den Herrn
Gräfe, der dißmahls des ordentlichen Stadt-
Voigts Curaei, so kranck war, Vicarius war,
und protestirte wider alles Verfahren: ich ge-
hörte nicht vor die Voigtthey; hätte man was
wider mich, so solte man die Sache dem Herrn
Rectori hinterbringen.

Anno 1693.

Der närrische Proceß währete bis gegen
Ostern; und da ein neuer Stadt-Voigt, der
Herr von Riemberg, gesetzt, und ich vor solchem
von neuem verklaget wurde, und mich stellte, so
ließ ich mich den Stadt-Voigt, um der Plage
einmahl los zu kommen, bewegen, dem Men-
schen sowol einen Ehren-Versorg zu geben, als
13. Gr. Unkosten zu erstatten.

Warum ich aber diesen Plunder erzehlet
habe, macht der merckwürdige Traum, den ich
eine kurtze Zeit zuvor hatte. Ehe noch die
Händel mit dieser Magd angiengen, und ich
noch nichts wuste von allen diesen Dingen, träu-
mete mich des Nachts, als ob mich eine unbe-
kannte Magd anfiele, die ich im Traume vor

eine

welches ihm in einem
nun, da ich vor Erſchreckniß halb todt war, in
einen ſauren Apffel beißen, und ſchnelle ein
Briefgen an den erſten Collegen ſecundi Ordi-
nis
ſchicken, und ihn um Rath und Huͤlffe an-
flehen. Dieſer ſchickte gleich an den Herrn
Graͤfe, der dißmahls des ordentlichen Stadt-
Voigts Curæi, ſo kranck war, Vicarius war,
und proteſtirte wider alles Verfahren: ich ge-
hoͤrte nicht vor die Voigtthey; haͤtte man was
wider mich, ſo ſolte man die Sache dem Herrn
Rectori hinterbringen.

Anno 1693.

Der naͤrriſche Proceß waͤhrete bis gegen
Oſtern; und da ein neuer Stadt-Voigt, der
Herr von Riemberg, geſetzt, und ich vor ſolchem
von neuem verklaget wurde, und mich ſtellte, ſo
ließ ich mich den Stadt-Voigt, um der Plage
einmahl los zu kommen, bewegen, dem Men-
ſchen ſowol einen Ehren-Verſorg zu geben, als
13. Gr. Unkoſten zu erſtatten.

Warum ich aber dieſen Plunder erzehlet
habe, macht der merckwuͤrdige Traum, den ich
eine kurtze Zeit zuvor hatte. Ehe noch die
Haͤndel mit dieſer Magd angiengen, und ich
noch nichts wuſte von allen dieſen Dingen, traͤu-
mete mich des Nachts, als ob mich eine unbe-
kannte Magd anfiele, die ich im Traume vor

eine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0124" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">welches ihm in einem</hi></fw><lb/>
nun, da ich vor Er&#x017F;chreckniß halb todt war, in<lb/>
einen &#x017F;auren Apffel beißen, und &#x017F;chnelle ein<lb/>
Briefgen an den er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Colleg</hi>en <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundi Ordi-<lb/>
nis</hi> &#x017F;chicken, und ihn um Rath und Hu&#x0364;lffe an-<lb/>
flehen. Die&#x017F;er &#x017F;chickte gleich an den Herrn<lb/>
Gra&#x0364;fe, der dißmahls des ordentlichen Stadt-<lb/>
Voigts <hi rendition="#aq">Curæi,</hi> &#x017F;o kranck war, <hi rendition="#aq">Vicarius</hi> war,<lb/>
und <hi rendition="#aq">prote&#x017F;ti</hi>rte wider alles Verfahren: ich ge-<lb/>
ho&#x0364;rte nicht vor die Voigtthey; ha&#x0364;tte man was<lb/>
wider mich, &#x017F;o &#x017F;olte man die Sache dem Herrn<lb/><hi rendition="#aq">Rectori</hi> hinterbringen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1693.</hi> </head><lb/>
        <p>Der na&#x0364;rri&#x017F;che <hi rendition="#aq">Proceß</hi> wa&#x0364;hrete bis gegen<lb/>
O&#x017F;tern; und da ein neuer Stadt-Voigt, der<lb/>
Herr von Riemberg, ge&#x017F;etzt, und ich vor &#x017F;olchem<lb/>
von neuem verklaget wurde, und mich &#x017F;tellte, &#x017F;o<lb/>
ließ ich mich den Stadt-Voigt, um der Plage<lb/>
einmahl los zu kommen, bewegen, dem Men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;owol einen Ehren-Ver&#x017F;org zu geben, als<lb/>
13. Gr. Unko&#x017F;ten zu er&#x017F;tatten.</p><lb/>
        <p>Warum ich aber die&#x017F;en Plunder erzehlet<lb/>
habe, macht der merckwu&#x0364;rdige Traum, den ich<lb/>
eine kurtze Zeit zuvor hatte. Ehe noch die<lb/>
Ha&#x0364;ndel mit die&#x017F;er Magd angiengen, und ich<lb/>
noch nichts wu&#x017F;te von allen die&#x017F;en Dingen, tra&#x0364;u-<lb/>
mete mich des Nachts, als ob mich eine unbe-<lb/>
kannte Magd anfiele, die ich im Traume vor<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0124] welches ihm in einem nun, da ich vor Erſchreckniß halb todt war, in einen ſauren Apffel beißen, und ſchnelle ein Briefgen an den erſten Collegen ſecundi Ordi- nis ſchicken, und ihn um Rath und Huͤlffe an- flehen. Dieſer ſchickte gleich an den Herrn Graͤfe, der dißmahls des ordentlichen Stadt- Voigts Curæi, ſo kranck war, Vicarius war, und proteſtirte wider alles Verfahren: ich ge- hoͤrte nicht vor die Voigtthey; haͤtte man was wider mich, ſo ſolte man die Sache dem Herrn Rectori hinterbringen. Anno 1693. Der naͤrriſche Proceß waͤhrete bis gegen Oſtern; und da ein neuer Stadt-Voigt, der Herr von Riemberg, geſetzt, und ich vor ſolchem von neuem verklaget wurde, und mich ſtellte, ſo ließ ich mich den Stadt-Voigt, um der Plage einmahl los zu kommen, bewegen, dem Men- ſchen ſowol einen Ehren-Verſorg zu geben, als 13. Gr. Unkoſten zu erſtatten. Warum ich aber dieſen Plunder erzehlet habe, macht der merckwuͤrdige Traum, den ich eine kurtze Zeit zuvor hatte. Ehe noch die Haͤndel mit dieſer Magd angiengen, und ich noch nichts wuſte von allen dieſen Dingen, traͤu- mete mich des Nachts, als ob mich eine unbe- kannte Magd anfiele, die ich im Traume vor eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/124
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/124>, abgerufen am 25.11.2024.