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Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.

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Patientin gibt an, dass, obgleich ihr auch rechts das
Lesen schwer falle, das Schreiben wie gewöhnlich gehe.
Ein kurze Zeit nachher an K. gerichtetes Billet zeigt
nicht die geringste Abnormität.

Am 27. findet sich links die Myopie auf 4,5 D
zurückgegangen; Snellen 0,5 wird an diesem Tage rechts
wieder leicht, mit dem linken Auge Snellen 0,6 zögernd
gelesen. Gleichzeitig findet sich links wieder Herab-
setzung für Roth und Grün.

Am 3. Mai tritt zum ersten Male die Erscheinung
auf, dass Patientin sich auf Thatsachen nicht gut besinnen
kann, und ihre Umgebung nicht mehr erkennt.

Am 5. Mai findet eine Consultation mit einem aus-
wärtigen Special-Collegen statt, welcher die Affection als
Gefässneurose auffasst.

Vom 31. Mai bis zum 30. August war die Kranke
auf dem Lande. Nach ihrer Rückkehr erzählt sie, dass
sie sich während ihres Landaufenthaltes successive wohler
gefühlt habe, nur sei einige Zeit hindurch die Erscheinung
wieder aufgetreten, dass sie nicht lesen konnte, ohne im
Schreiben gehindert zu sein.

Eine am 30. August 1881 vorgenommene Unter-
suchung ergab:

Jederseits Myopie 4,5 D, rechts S = 2/3 bis 1, links
S = 1/4 bis 1/3 . In der Nähe wird rechts Sn 0,5, links
Sn 1,3 fliessend gelesen. Farbenperception rechts normal,
links Herabsetzung für Roth und Grün. Augenmuskulatur
normal. Die ganze linke Gesichtshälfte hyperästhetisch.
Von da an wurden keine Beobachtungen mehr gemacht."

Es lässt sich nicht verkennen, dass die mitgetheilte
Krankengeschichte manches von der, in den vorausge-
gangenen Beobachtungen beschriebenen, Dyslexieform Ab-
weichende enthält; besonders möchte ich die vorwaltende
Einseitigkeit der Störung hervorheben. Auch passt
der wechselnde Accommodationskrampf und die wechselnde

Patientin gibt an, dass, obgleich ihr auch rechts das
Lesen schwer falle, das Schreiben wie gewöhnlich gehe.
Ein kurze Zeit nachher an K. gerichtetes Billet zeigt
nicht die geringste Abnormität.

Am 27. findet sich links die Myopie auf 4,5 D
zurückgegangen; Snellen 0,5 wird an diesem Tage rechts
wieder leicht, mit dem linken Auge Snellen 0,6 zögernd
gelesen. Gleichzeitig findet sich links wieder Herab-
setzung für Roth und Grün.

Am 3. Mai tritt zum ersten Male die Erscheinung
auf, dass Patientin sich auf Thatsachen nicht gut besinnen
kann, und ihre Umgebung nicht mehr erkennt.

Am 5. Mai findet eine Consultation mit einem aus-
wärtigen Special-Collegen statt, welcher die Affection als
Gefässneurose auffasst.

Vom 31. Mai bis zum 30. August war die Kranke
auf dem Lande. Nach ihrer Rückkehr erzählt sie, dass
sie sich während ihres Landaufenthaltes successive wohler
gefühlt habe, nur sei einige Zeit hindurch die Erscheinung
wieder aufgetreten, dass sie nicht lesen konnte, ohne im
Schreiben gehindert zu sein.

Eine am 30. August 1881 vorgenommene Unter-
suchung ergab:

Jederseits Myopie 4,5 D, rechts S = ⅔ bis 1, links
S = ¼ bis ⅓. In der Nähe wird rechts Sn 0,5, links
Sn 1,3 fliessend gelesen. Farbenperception rechts normal,
links Herabsetzung für Roth und Grün. Augenmuskulatur
normal. Die ganze linke Gesichtshälfte hyperästhetisch.
Von da an wurden keine Beobachtungen mehr gemacht.“

Es lässt sich nicht verkennen, dass die mitgetheilte
Krankengeschichte manches von der, in den vorausge-
gangenen Beobachtungen beschriebenen, Dyslexieform Ab-
weichende enthält; besonders möchte ich die vorwaltende
Einseitigkeit der Störung hervorheben. Auch passt
der wechselnde Accommodationskrampf und die wechselnde

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[59/0063] Patientin gibt an, dass, obgleich ihr auch rechts das Lesen schwer falle, das Schreiben wie gewöhnlich gehe. Ein kurze Zeit nachher an K. gerichtetes Billet zeigt nicht die geringste Abnormität. Am 27. findet sich links die Myopie auf 4,5 D zurückgegangen; Snellen 0,5 wird an diesem Tage rechts wieder leicht, mit dem linken Auge Snellen 0,6 zögernd gelesen. Gleichzeitig findet sich links wieder Herab- setzung für Roth und Grün. Am 3. Mai tritt zum ersten Male die Erscheinung auf, dass Patientin sich auf Thatsachen nicht gut besinnen kann, und ihre Umgebung nicht mehr erkennt. Am 5. Mai findet eine Consultation mit einem aus- wärtigen Special-Collegen statt, welcher die Affection als Gefässneurose auffasst. Vom 31. Mai bis zum 30. August war die Kranke auf dem Lande. Nach ihrer Rückkehr erzählt sie, dass sie sich während ihres Landaufenthaltes successive wohler gefühlt habe, nur sei einige Zeit hindurch die Erscheinung wieder aufgetreten, dass sie nicht lesen konnte, ohne im Schreiben gehindert zu sein. Eine am 30. August 1881 vorgenommene Unter- suchung ergab: Jederseits Myopie 4,5 D, rechts S = ⅔ bis 1, links S = ¼ bis ⅓. In der Nähe wird rechts Sn 0,5, links Sn 1,3 fliessend gelesen. Farbenperception rechts normal, links Herabsetzung für Roth und Grün. Augenmuskulatur normal. Die ganze linke Gesichtshälfte hyperästhetisch. Von da an wurden keine Beobachtungen mehr gemacht.“ Es lässt sich nicht verkennen, dass die mitgetheilte Krankengeschichte manches von der, in den vorausge- gangenen Beobachtungen beschriebenen, Dyslexieform Ab- weichende enthält; besonders möchte ich die vorwaltende Einseitigkeit der Störung hervorheben. Auch passt der wechselnde Accommodationskrampf und die wechselnde

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Zitationshilfe: Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/63>, abgerufen am 23.11.2024.