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Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.

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gradig dilatirt, mit Blut erfüllt. Das Dach des linken
Ventrikels ist nur 2 cm dick und macerirt, entlang der
Gefässe erstreckt sich die Blutung in das Lumen der
Gehirnmasse hinein. Ausserdem besonders in der linken
Hemisphäre, namentlich in der Gegend der Arteria fossae
Sylvii nach vorn und hinten Blutungen in die Substanz
des Gehirnes. Aeltere Heerde sind keine (mehr?) zu
finden. Im Pons eine stärkere Blutung, welche sich nach
rechts abwärts beinahe bleistiftdick fortsetzt, aber die
Mittellinie kaum überschreitet.

Gefässe stark atheromatös; in der Arteria
cerebri posterior und Communicans posterior lin-
kerseits ein alter organisirter Thrombus.

Herz vergrössert; mit vielem Fett bedeckt; linker-
seits sind die Wandungen stark verdickt. Zwei der
Aortenklappen verwachsen und deutlich verdickt; Aorten-
wand stark atheromatös."

III. Herr N., höherer Justizbeamter, 75 Jahre alt,
ein Mann von Mittelgrösse und mittlerem Ernährungs-
zustande, war nach den anamnestischen Mittheilungen
seines Arztes, Herrn Dr. Reuss sen., mit Ausnahme zeit-
weiligen Erbrechens mit Diarrhöe stets gesund gewesen.
Im Sommer 1877 stellte sich langanhaltendes Kopfweh
ein mit wechselndem Sitze; er bezeichnet dasselbe als
inneren Druck. Dabei war der Kopf kühl und blass,
der Puls schwach; etwas Nachlass des Gedächtnisses bei
sonstiger Integrität der Intelligenz. Dazu kam Uebelkeit,
häufiges Schwächegefühl und das Bedürfniss, tief aufzu-
athmen. Das Schwächegefühl übermannte ihn, besonders
Nachts oft so, dass er aufstehen musste, um etwas zu
essen. Herz normal. Auf Arsenik verliert sich das Kopf-
weh nach einigen Monaten dauernd, dagegen hält das
Schwächegefühl an.

Am 11. September 1878 fühlt er sich plötzlich un-
wohl und bekommt gleichzeitig ein Gefühl von Pelzigsein

gradig dilatirt, mit Blut erfüllt. Das Dach des linken
Ventrikels ist nur 2 cm dick und macerirt, entlang der
Gefässe erstreckt sich die Blutung in das Lumen der
Gehirnmasse hinein. Ausserdem besonders in der linken
Hemisphäre, namentlich in der Gegend der Arteria fossae
Sylvii nach vorn und hinten Blutungen in die Substanz
des Gehirnes. Aeltere Heerde sind keine (mehr?) zu
finden. Im Pons eine stärkere Blutung, welche sich nach
rechts abwärts beinahe bleistiftdick fortsetzt, aber die
Mittellinie kaum überschreitet.

Gefässe stark atheromatös; in der Arteria
cerebri posterior und Communicans posterior lin-
kerseits ein alter organisirter Thrombus.

Herz vergrössert; mit vielem Fett bedeckt; linker-
seits sind die Wandungen stark verdickt. Zwei der
Aortenklappen verwachsen und deutlich verdickt; Aorten-
wand stark atheromatös.“

III. Herr N., höherer Justizbeamter, 75 Jahre alt,
ein Mann von Mittelgrösse und mittlerem Ernährungs-
zustande, war nach den anamnestischen Mittheilungen
seines Arztes, Herrn Dr. Reuss sen., mit Ausnahme zeit-
weiligen Erbrechens mit Diarrhöe stets gesund gewesen.
Im Sommer 1877 stellte sich langanhaltendes Kopfweh
ein mit wechselndem Sitze; er bezeichnet dasselbe als
inneren Druck. Dabei war der Kopf kühl und blass,
der Puls schwach; etwas Nachlass des Gedächtnisses bei
sonstiger Integrität der Intelligenz. Dazu kam Uebelkeit,
häufiges Schwächegefühl und das Bedürfniss, tief aufzu-
athmen. Das Schwächegefühl übermannte ihn, besonders
Nachts oft so, dass er aufstehen musste, um etwas zu
essen. Herz normal. Auf Arsenik verliert sich das Kopf-
weh nach einigen Monaten dauernd, dagegen hält das
Schwächegefühl an.

Am 11. September 1878 fühlt er sich plötzlich un-
wohl und bekommt gleichzeitig ein Gefühl von Pelzigsein

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[8/0012] gradig dilatirt, mit Blut erfüllt. Das Dach des linken Ventrikels ist nur 2 cm dick und macerirt, entlang der Gefässe erstreckt sich die Blutung in das Lumen der Gehirnmasse hinein. Ausserdem besonders in der linken Hemisphäre, namentlich in der Gegend der Arteria fossae Sylvii nach vorn und hinten Blutungen in die Substanz des Gehirnes. Aeltere Heerde sind keine (mehr?) zu finden. Im Pons eine stärkere Blutung, welche sich nach rechts abwärts beinahe bleistiftdick fortsetzt, aber die Mittellinie kaum überschreitet. Gefässe stark atheromatös; in der Arteria cerebri posterior und Communicans posterior lin- kerseits ein alter organisirter Thrombus. Herz vergrössert; mit vielem Fett bedeckt; linker- seits sind die Wandungen stark verdickt. Zwei der Aortenklappen verwachsen und deutlich verdickt; Aorten- wand stark atheromatös.“ III. Herr N., höherer Justizbeamter, 75 Jahre alt, ein Mann von Mittelgrösse und mittlerem Ernährungs- zustande, war nach den anamnestischen Mittheilungen seines Arztes, Herrn Dr. Reuss sen., mit Ausnahme zeit- weiligen Erbrechens mit Diarrhöe stets gesund gewesen. Im Sommer 1877 stellte sich langanhaltendes Kopfweh ein mit wechselndem Sitze; er bezeichnet dasselbe als inneren Druck. Dabei war der Kopf kühl und blass, der Puls schwach; etwas Nachlass des Gedächtnisses bei sonstiger Integrität der Intelligenz. Dazu kam Uebelkeit, häufiges Schwächegefühl und das Bedürfniss, tief aufzu- athmen. Das Schwächegefühl übermannte ihn, besonders Nachts oft so, dass er aufstehen musste, um etwas zu essen. Herz normal. Auf Arsenik verliert sich das Kopf- weh nach einigen Monaten dauernd, dagegen hält das Schwächegefühl an. Am 11. September 1878 fühlt er sich plötzlich un- wohl und bekommt gleichzeitig ein Gefühl von Pelzigsein

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Zitationshilfe: Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlin_wortblindheit_1887/12>, abgerufen am 20.04.2024.