Herren Smith aus Great-Yarmouth, die höchste Spitze zu ge¬ winnen. Wir kommen im Verlaufe unserer weiteren Erzählung nochmals darauf zurück, Aehnlich gings mit dem Tödi im Glarner Lande und vielen Anderen. Treten wir auf die Beschreibung des Verlaufes und der Schwierigkeiten einer solchen Expedition etwas näher ein.
Zu den putzigsten, von der Nothwendigkeit diktirten Inter¬ mezzos bei großen Gletscher-Expeditionen gehören die zum Zweck des Uebernachtens improvisirten Lagerhütten. Natürlich werden solche blos dann nöthig, wenn die Ersteigung eines Berges mehr als den Zeitraum eines Tages beansprucht, wie dies z. B. beim Montblanc, Finsteraarhorn und bei der Jungfrau der Fall ist, -- oder wenn längerer Aufenthalt in den hohen Firn- und Gletscher- Revieren, behufs wissenschaftlicher Forschungen, Temperatur-Be¬ obachtungen und Gletscher-Studien nöthig wird. Dann ists entweder nur ein nischenähnlich-gewölbter, überhängender Felsen am Rande der Schnee- und Eis-Anhäufungen, oder eine Höhle, die, gegen die Wetterseite schützend, als Bivouac-Local dienen müssen -- wie solche z. B. der Russe du Hamel im August 1820 auf dem Grand Mulet 9000 Fuß üb. d. M. bei der Montblanc-Besteigung, -- oder der englische Naturforscher Forbes 1842 in der Tiefe des Mer de Glace unter dem Tacul (Montblanc-Gruppe) beinahe 7000 Fuß üb. d. M. und im gleichen Jahre der famose Gebirgs-Gänger und begeisterte Alpenfreund, Herr Gottlieb Studer (von Bern) am Fuße des Wannehornes nächst dem Aletsch-Gletscher (ca. 8000 Fuß üb. d. M.) bei seiner Jungfrau-Besteigung bezogen; -- oder es findet der Aufbau einer wirklichen Hütte aus Trümmer-Gestein auf dem wandernden Fundament einer Moräne, wenn nicht gar auf dem festgefrorenen Firn selbst, statt. Solche Baracken, die in ihrer naiven Architektur an die urthümlichsten Bauversuche uncivilisirter Völker erinnern, und gegen welche die armseligsten Sennhütten in der Regel noch komfortable Wohnungen sind, ließen z. B.
Alpenſpitzen.
Herren Smith aus Great-Yarmouth, die höchſte Spitze zu ge¬ winnen. Wir kommen im Verlaufe unſerer weiteren Erzählung nochmals darauf zurück, Aehnlich gings mit dem Tödi im Glarner Lande und vielen Anderen. Treten wir auf die Beſchreibung des Verlaufes und der Schwierigkeiten einer ſolchen Expedition etwas näher ein.
Zu den putzigſten, von der Nothwendigkeit diktirten Inter¬ mezzos bei großen Gletſcher-Expeditionen gehören die zum Zweck des Uebernachtens improviſirten Lagerhütten. Natürlich werden ſolche blos dann nöthig, wenn die Erſteigung eines Berges mehr als den Zeitraum eines Tages beanſprucht, wie dies z. B. beim Montblanc, Finſteraarhorn und bei der Jungfrau der Fall iſt, — oder wenn längerer Aufenthalt in den hohen Firn- und Gletſcher- Revieren, behufs wiſſenſchaftlicher Forſchungen, Temperatur-Be¬ obachtungen und Gletſcher-Studien nöthig wird. Dann iſts entweder nur ein niſchenähnlich-gewölbter, überhängender Felſen am Rande der Schnee- und Eis-Anhäufungen, oder eine Höhle, die, gegen die Wetterſeite ſchützend, als Bivouac-Local dienen müſſen — wie ſolche z. B. der Ruſſe du Hamel im Auguſt 1820 auf dem Grand Mulet 9000 Fuß üb. d. M. bei der Montblanc-Beſteigung, — oder der engliſche Naturforſcher Forbes 1842 in der Tiefe des Mer de Glace unter dem Tacul (Montblanc-Gruppe) beinahe 7000 Fuß üb. d. M. und im gleichen Jahre der famoſe Gebirgs-Gänger und begeiſterte Alpenfreund, Herr Gottlieb Studer (von Bern) am Fuße des Wannehornes nächſt dem Aletſch-Gletſcher (ca. 8000 Fuß üb. d. M.) bei ſeiner Jungfrau-Beſteigung bezogen; — oder es findet der Aufbau einer wirklichen Hütte aus Trümmer-Geſtein auf dem wandernden Fundament einer Moräne, wenn nicht gar auf dem feſtgefrorenen Firn ſelbſt, ſtatt. Solche Baracken, die in ihrer naiven Architektur an die urthümlichſten Bauverſuche unciviliſirter Völker erinnern, und gegen welche die armſeligſten Sennhütten in der Regel noch komfortable Wohnungen ſind, ließen z. B.
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Alpenſpitzen.
Herren Smith aus Great-Yarmouth, die höchſte Spitze zu ge¬
winnen. Wir kommen im Verlaufe unſerer weiteren Erzählung
nochmals darauf zurück, Aehnlich gings mit dem Tödi im Glarner
Lande und vielen Anderen. Treten wir auf die Beſchreibung des
Verlaufes und der Schwierigkeiten einer ſolchen Expedition etwas
näher ein.
Zu den putzigſten, von der Nothwendigkeit diktirten Inter¬
mezzos bei großen Gletſcher-Expeditionen gehören die zum Zweck
des Uebernachtens improviſirten Lagerhütten. Natürlich werden
ſolche blos dann nöthig, wenn die Erſteigung eines Berges mehr
als den Zeitraum eines Tages beanſprucht, wie dies z. B. beim
Montblanc, Finſteraarhorn und bei der Jungfrau der Fall iſt, —
oder wenn längerer Aufenthalt in den hohen Firn- und Gletſcher-
Revieren, behufs wiſſenſchaftlicher Forſchungen, Temperatur-Be¬
obachtungen und Gletſcher-Studien nöthig wird. Dann iſts entweder
nur ein niſchenähnlich-gewölbter, überhängender Felſen am Rande
der Schnee- und Eis-Anhäufungen, oder eine Höhle, die, gegen die
Wetterſeite ſchützend, als Bivouac-Local dienen müſſen — wie
ſolche z. B. der Ruſſe du Hamel im Auguſt 1820 auf dem Grand
Mulet 9000 Fuß üb. d. M. bei der Montblanc-Beſteigung, — oder
der engliſche Naturforſcher Forbes 1842 in der Tiefe des Mer
de Glace unter dem Tacul (Montblanc-Gruppe) beinahe 7000 Fuß
üb. d. M. und im gleichen Jahre der famoſe Gebirgs-Gänger und
begeiſterte Alpenfreund, Herr Gottlieb Studer (von Bern) am
Fuße des Wannehornes nächſt dem Aletſch-Gletſcher (ca. 8000
Fuß üb. d. M.) bei ſeiner Jungfrau-Beſteigung bezogen; — oder es
findet der Aufbau einer wirklichen Hütte aus Trümmer-Geſtein auf
dem wandernden Fundament einer Moräne, wenn nicht gar auf
dem feſtgefrorenen Firn ſelbſt, ſtatt. Solche Baracken, die in ihrer
naiven Architektur an die urthümlichſten Bauverſuche unciviliſirter
Völker erinnern, und gegen welche die armſeligſten Sennhütten
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/286>, abgerufen am 24.11.2024.
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