Es dröhnet zwischen den Bergen an schwülem Sommertag Ein wildes Schießen und Lärmen wie ferner Donnerschlag. Der Schall dringt weit in die Lande auf Riesenschwingen hinein, Schreckt auf die Vögel vom Baume, das Wild im sicheren Hain. Sie sagen, das seien die alten, die düsteren Jägersleut, Verbannt in die grausige Wildniß seit alter, verschollener Zeit.
F. Otte.
In der Tiefe des Lauterbrunner-Thales, da wo es gen Süd¬ west umbiegend den Namen Ammerten-Thal annimmt, liegt hoch droben, am Fuße der Jungfrau, zwischen dieser und der Ebnefluh, ein gräßlich wild vergletschertes stundenlanges Thal, das Rotthal. Von unten gesehen entzieht es sich den Blicken gänzlich, und man hält es für kaum glaublich, daß da, wo man an dem Riesenkörper der Jungfrau kaum ein Felsenband unterscheiden kann, sich ein umfangreiches Thal bergen sollte. Es ist in der That wohl einer der furchtbarsten und grausigsten Schreckenswinkel nicht nur der Alpen, sondern des ganzen Europäischen Kontinentes. Von her¬ abdrängenden Gletschern die Granit- und Alpenkalk-Wände, welche den Schauerkessel einschließen, so schrundig zerrissen und zu einem Trümmer-erfüllten Tobel ausgefressen, daß die verwitterten noch hangenden Massen den Wanderer, der sich hier heraufwagt, mit Furcht und Schreck erfüllen.
Wetterſchießen.
Es dröhnet zwiſchen den Bergen an ſchwülem Sommertag Ein wildes Schießen und Lärmen wie ferner Donnerſchlag. Der Schall dringt weit in die Lande auf Rieſenſchwingen hinein, Schreckt auf die Vögel vom Baume, das Wild im ſicheren Hain. Sie ſagen, das ſeien die alten, die düſteren Jägersleut, Verbannt in die grauſige Wildniß ſeit alter, verſchollener Zeit.
F. Otte.
In der Tiefe des Lauterbrunner-Thales, da wo es gen Süd¬ weſt umbiegend den Namen Ammerten-Thal annimmt, liegt hoch droben, am Fuße der Jungfrau, zwiſchen dieſer und der Ebnefluh, ein gräßlich wild vergletſchertes ſtundenlanges Thal, das Rotthal. Von unten geſehen entzieht es ſich den Blicken gänzlich, und man hält es für kaum glaublich, daß da, wo man an dem Rieſenkörper der Jungfrau kaum ein Felſenband unterſcheiden kann, ſich ein umfangreiches Thal bergen ſollte. Es iſt in der That wohl einer der furchtbarſten und grauſigſten Schreckenswinkel nicht nur der Alpen, ſondern des ganzen Europäiſchen Kontinentes. Von her¬ abdrängenden Gletſchern die Granit- und Alpenkalk-Wände, welche den Schauerkeſſel einſchließen, ſo ſchrundig zerriſſen und zu einem Trümmer-erfüllten Tobel ausgefreſſen, daß die verwitterten noch hangenden Maſſen den Wanderer, der ſich hier heraufwagt, mit Furcht und Schreck erfüllen.
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Wetterſchießen.
Es dröhnet zwiſchen den Bergen an ſchwülem Sommertag
Ein wildes Schießen und Lärmen wie ferner Donnerſchlag.
Der Schall dringt weit in die Lande auf Rieſenſchwingen hinein,
Schreckt auf die Vögel vom Baume, das Wild im ſicheren Hain.
Sie ſagen, das ſeien die alten, die düſteren Jägersleut,
Verbannt in die grauſige Wildniß ſeit alter, verſchollener Zeit.
F. Otte.
In der Tiefe des Lauterbrunner-Thales, da wo es gen Süd¬
weſt umbiegend den Namen Ammerten-Thal annimmt, liegt hoch
droben, am Fuße der Jungfrau, zwiſchen dieſer und der Ebnefluh,
ein gräßlich wild vergletſchertes ſtundenlanges Thal, das Rotthal.
Von unten geſehen entzieht es ſich den Blicken gänzlich, und man
hält es für kaum glaublich, daß da, wo man an dem Rieſenkörper
der Jungfrau kaum ein Felſenband unterſcheiden kann, ſich ein
umfangreiches Thal bergen ſollte. Es iſt in der That wohl einer
der furchtbarſten und grauſigſten Schreckenswinkel nicht nur der
Alpen, ſondern des ganzen Europäiſchen Kontinentes. Von her¬
abdrängenden Gletſchern die Granit- und Alpenkalk-Wände,
welche den Schauerkeſſel einſchließen, ſo ſchrundig zerriſſen und zu
einem Trümmer-erfüllten Tobel ausgefreſſen, daß die verwitterten
noch hangenden Maſſen den Wanderer, der ſich hier heraufwagt,
mit Furcht und Schreck erfüllen.
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Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871, S. [135]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berlepsch_alpen_1861/163>, abgerufen am 22.11.2024.
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