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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867.

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Siam, Cochinchina, Birma.
Siam gemein (z. B. Cyclophorus lituus, Nanina distincta, Buliminus
Siamensis) und manche die den siamesischen nahe verwandt sind,
während andererseits die siamesische Fauna untrennbar in die bir-
manische übergeht, welch letztere schon etwas früher in Folge
der englischen Besitznahme specieller bekannt wurde. Auch hier
tritt ein Gegensatz zwischen dem Flachland und Bergland hervor;
das erstere umfasst das eigentliche Siam und Cambodja (Saigun,
Pulo Condore); charakteristisch dafür sind Cyclophorus lituus, Na-
nina distincta und lampas, N. Siamensis und resplendens nebst
Verwandten, Helix ptychostyla und Buliminus Siamensis. Von den
Bergländern Hinterindiens kennt man in Beziehung auf ihre Land-
schnecken hauptsächlich einige birmanische Gegenden durch die
Engländer und einen Deutschen, Theodor Philippi, sodann in letzter
Zeit das Laosgebiet durch Mouhot. Die bedeutende Anzahl neuer
Arten, welche in diesen Ländern gefunden worden sind, deutet
darauf hin, dass auch hier die Landschnecken zahlreicher und
mannichfaltiger, also die einzelnen von kleinerer geographischer
Verbreitung seien, als im Flachland. Hier treten wieder etwas
grössere, zum Theil dicklippige Helixarten auf; charakteristisch sind
die meist linksgewundenen Arten der Gruppe Corilla, Helix achatina
und refuga in Birma, Laomontana in Laos, ferner die scharfgekielten,
weitgenabelten Naninen (?) oxytes in Assam und benigna im Laos-
gebiet; endlich die grossen Helix Saturnia und illustris. In Betreff
der Cyclostomaceen zeichnet sich Hinterindien durch den Reichthum
an Arten und Gattungen mit complicirter Mündung, Rinne oder
Röhre an oder hinter dem Mundrande, aus, so Opisthoporus, Ptero-
cyclos, Rhiostoma (dieses eigenthümlich für Hinterindien) und auch
Alycaeus.

Von der vorderindischen Schneckenfauna, in welcher
ebenfalls Cyclophorus und Nanina die vorherrschenden Gattungen
sind, unterscheidet sich die hinterindische gerade dadurch, worin
sie sich enger an diejenige des indischen Archipels anschliesst: Pu-
pinaceen (Pollicaria, Pupina), Helicinaceen (Trochatella Mouhoti),
die amphidromen Bulimus und die grössere Mannichfaltigkeit ächter
Helix; während umgekehrt einige aus dem westlichen Asien noch
bis Vorderindien hereinreichende Gruppen in Hinterindien völlig
fehlen, so die kleineren weissen Buliminus (Zebrina) mit B. rufo-
strigatus u. a., Cylindrus mit dem ebenfalls weissen, bis Bengalen
häufigen pullus Gray. Es ist bemerkenswerth, dass die Insel Ceylon

Siam, Cochinchina, Birma.
Siam gemein (z. B. Cyclophorus lituus, Nanina distincta, Buliminus
Siamensis) und manche die den siamesischen nahe verwandt sind,
während andererseits die siamesische Fauna untrennbar in die bir-
manische übergeht, welch letztere schon etwas früher in Folge
der englischen Besitznahme specieller bekannt wurde. Auch hier
tritt ein Gegensatz zwischen dem Flachland und Bergland hervor;
das erstere umfasst das eigentliche Siam und Cambodja (Saigun,
Pulo Condore); charakteristisch dafür sind Cyclophorus lituus, Na-
nina distincta und lampas, N. Siamensis und resplendens nebst
Verwandten, Helix ptychostyla und Buliminus Siamensis. Von den
Bergländern Hinterindiens kennt man in Beziehung auf ihre Land-
schnecken hauptsächlich einige birmanische Gegenden durch die
Engländer und einen Deutschen, Theodor Philippi, sodann in letzter
Zeit das Laosgebiet durch Mouhot. Die bedeutende Anzahl neuer
Arten, welche in diesen Ländern gefunden worden sind, deutet
darauf hin, dass auch hier die Landschnecken zahlreicher und
mannichfaltiger, also die einzelnen von kleinerer geographischer
Verbreitung seien, als im Flachland. Hier treten wieder etwas
grössere, zum Theil dicklippige Helixarten auf; charakteristisch sind
die meist linksgewundenen Arten der Gruppe Corilla, Helix achatina
und refuga in Birma, Laomontana in Laos, ferner die scharfgekielten,
weitgenabelten Naninen (?) oxytes in Assam und benigna im Laos-
gebiet; endlich die grossen Helix Saturnia und illustris. In Betreff
der Cyclostomaceen zeichnet sich Hinterindien durch den Reichthum
an Arten und Gattungen mit complicirter Mündung, Rinne oder
Röhre an oder hinter dem Mundrande, aus, so Opisthoporus, Ptero-
cyclos, Rhiostoma (dieses eigenthümlich für Hinterindien) und auch
Alycaeus.

Von der vorderindischen Schneckenfauna, in welcher
ebenfalls Cyclophorus und Nanina die vorherrschenden Gattungen
sind, unterscheidet sich die hinterindische gerade dadurch, worin
sie sich enger an diejenige des indischen Archipels anschliesst: Pu-
pinaceen (Pollicaria, Pupina), Helicinaceen (Trochatella Mouhoti),
die amphidromen Bulimus und die grössere Mannichfaltigkeit ächter
Helix; während umgekehrt einige aus dem westlichen Asien noch
bis Vorderindien hereinreichende Gruppen in Hinterindien völlig
fehlen, so die kleineren weissen Buliminus (Zebrina) mit B. rufo-
strigatus u. a., Cylindrus mit dem ebenfalls weissen, bis Bengalen
häufigen pullus Gray. Es ist bemerkenswerth, dass die Insel Ceylon

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[420/0440] Siam, Cochinchina, Birma. Siam gemein (z. B. Cyclophorus lituus, Nanina distincta, Buliminus Siamensis) und manche die den siamesischen nahe verwandt sind, während andererseits die siamesische Fauna untrennbar in die bir- manische übergeht, welch letztere schon etwas früher in Folge der englischen Besitznahme specieller bekannt wurde. Auch hier tritt ein Gegensatz zwischen dem Flachland und Bergland hervor; das erstere umfasst das eigentliche Siam und Cambodja (Saigun, Pulo Condore); charakteristisch dafür sind Cyclophorus lituus, Na- nina distincta und lampas, N. Siamensis und resplendens nebst Verwandten, Helix ptychostyla und Buliminus Siamensis. Von den Bergländern Hinterindiens kennt man in Beziehung auf ihre Land- schnecken hauptsächlich einige birmanische Gegenden durch die Engländer und einen Deutschen, Theodor Philippi, sodann in letzter Zeit das Laosgebiet durch Mouhot. Die bedeutende Anzahl neuer Arten, welche in diesen Ländern gefunden worden sind, deutet darauf hin, dass auch hier die Landschnecken zahlreicher und mannichfaltiger, also die einzelnen von kleinerer geographischer Verbreitung seien, als im Flachland. Hier treten wieder etwas grössere, zum Theil dicklippige Helixarten auf; charakteristisch sind die meist linksgewundenen Arten der Gruppe Corilla, Helix achatina und refuga in Birma, Laomontana in Laos, ferner die scharfgekielten, weitgenabelten Naninen (?) oxytes in Assam und benigna im Laos- gebiet; endlich die grossen Helix Saturnia und illustris. In Betreff der Cyclostomaceen zeichnet sich Hinterindien durch den Reichthum an Arten und Gattungen mit complicirter Mündung, Rinne oder Röhre an oder hinter dem Mundrande, aus, so Opisthoporus, Ptero- cyclos, Rhiostoma (dieses eigenthümlich für Hinterindien) und auch Alycaeus. Von der vorderindischen Schneckenfauna, in welcher ebenfalls Cyclophorus und Nanina die vorherrschenden Gattungen sind, unterscheidet sich die hinterindische gerade dadurch, worin sie sich enger an diejenige des indischen Archipels anschliesst: Pu- pinaceen (Pollicaria, Pupina), Helicinaceen (Trochatella Mouhoti), die amphidromen Bulimus und die grössere Mannichfaltigkeit ächter Helix; während umgekehrt einige aus dem westlichen Asien noch bis Vorderindien hereinreichende Gruppen in Hinterindien völlig fehlen, so die kleineren weissen Buliminus (Zebrina) mit B. rufo- strigatus u. a., Cylindrus mit dem ebenfalls weissen, bis Bengalen häufigen pullus Gray. Es ist bemerkenswerth, dass die Insel Ceylon

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/440>, abgerufen am 08.05.2024.