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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867.

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Deren Unterschiede in der Färbung.
nach dem Grade ihrer Ausbreitung, bei einigen Exemplaren als
Grundfarbe, bei anderen als Zeichnung erscheint, nämlich eine
hellere, undurchsichtige, gelb bis weiss, und eine dunklere, aber
mehr durchscheinende, hornbraun bis dunkelbraun. So entsprechen
sich die gelbbraune Grundfarbe der Oberseite der Amboinesin, die
braungelben Bändchen ihrer Unterseite, die weissen Sprengsel der
var. fulminata, die hellen Striemen der obliquata, das Braungelb
der maculata, die Isabellfarbe der lunulata und das Weiss der
fasciata. Die dunklere oder zuweilen auch nur mehr durchscheinende
Farbe, vermuthlich auf geringerem Kalkgehalt des betreffenden
Schalenstücks beruhend, tritt hauptsächlich in der Form von Bän-
dern und Fleckenreihen auf und besitzt nur auf der Unterseite eine
grössere ununterbrochene Ausdehnung, so namentlich bei var. lineo-
lata und fulminata, aber auch bei einzelnen Exemplaren der anderen
Formen (Aehnliches findet bei Helix exceptiuncula statt). Je mehr
die hellere kalkreiche Farbe vorherrscht, desto kleiner ist in der
Regel die Schale, desto breiter und dicker der Mundsaum, vergl.
in dieser Hinsicht var. fulminata und lineolata mit var. fasciata.
Es sind das lauter Unterschiede, welche auch bei europäischen
Landschnecken innerhalb derselben Art vorkommen und bei diesen
evident mit dem Grade der Trockenheit, des Lichtreichthums und
des Kalkgehalts im Boden im Verhältniss stehen, so namentlich
bei Helix arbustorum L., vergl. var. picea und var. alpestris. Auch
diese Analogie spricht gegen eine specifische Trennung beider
Extreme. Man bezeichnet sie wohl am richtigsten nach den ortho-
doxen Naturforschern als locale erbliche Varietäten, im Sinne
Darwins als solche, die im Begriff sind, in Arten aus einander zu
gehen. Die Glieder derselben Gruppe, welche die Ternategruppe
der Molukken bewohnen, sind um einen Schritt voraus und lassen
sich bereits in den meisten Fällen nach den einzelnen Inseln durch
bestimmte konstante Formunterschiede als Arten trennen.

Die zwei Exemplare dieser Art in der Linneischen Sammlung
zu London gehören den zwei extremen Varietäten lineolata und
fasciata an, und würden also, wenn beide in der That von Linne
herstammen, zeigen, dass derselbe die Art in demselben Umfange,
wie es hier geschehen, aufgefasst hat.

An H. zonaria schliessen sich zwei Arten an, welche beide
sich von derselben durch geringere Windungszahl, minder oder
gar nicht herabgebogene Mündung, die eben dadurch auch kürzer

Deren Unterschiede in der Färbung.
nach dem Grade ihrer Ausbreitung, bei einigen Exemplaren als
Grundfarbe, bei anderen als Zeichnung erscheint, nämlich eine
hellere, undurchsichtige, gelb bis weiss, und eine dunklere, aber
mehr durchscheinende, hornbraun bis dunkelbraun. So entsprechen
sich die gelbbraune Grundfarbe der Oberseite der Amboinesin, die
braungelben Bändchen ihrer Unterseite, die weissen Sprengsel der
var. fulminata, die hellen Striemen der obliquata, das Braungelb
der maculata, die Isabellfarbe der lunulata und das Weiss der
fasciata. Die dunklere oder zuweilen auch nur mehr durchscheinende
Farbe, vermuthlich auf geringerem Kalkgehalt des betreffenden
Schalenstücks beruhend, tritt hauptsächlich in der Form von Bän-
dern und Fleckenreihen auf und besitzt nur auf der Unterseite eine
grössere ununterbrochene Ausdehnung, so namentlich bei var. lineo-
lata und fulminata, aber auch bei einzelnen Exemplaren der anderen
Formen (Aehnliches findet bei Helix exceptiuncula statt). Je mehr
die hellere kalkreiche Farbe vorherrscht, desto kleiner ist in der
Regel die Schale, desto breiter und dicker der Mundsaum, vergl.
in dieser Hinsicht var. fulminata und lineolata mit var. fasciata.
Es sind das lauter Unterschiede, welche auch bei europäischen
Landschnecken innerhalb derselben Art vorkommen und bei diesen
evident mit dem Grade der Trockenheit, des Lichtreichthums und
des Kalkgehalts im Boden im Verhältniss stehen, so namentlich
bei Helix arbustorum L., vergl. var. picea und var. alpestris. Auch
diese Analogie spricht gegen eine specifische Trennung beider
Extreme. Man bezeichnet sie wohl am richtigsten nach den ortho-
doxen Naturforschern als locale erbliche Varietäten, im Sinne
Darwins als solche, die im Begriff sind, in Arten aus einander zu
gehen. Die Glieder derselben Gruppe, welche die Ternategruppe
der Molukken bewohnen, sind um einen Schritt voraus und lassen
sich bereits in den meisten Fällen nach den einzelnen Inseln durch
bestimmte konstante Formunterschiede als Arten trennen.

Die zwei Exemplare dieser Art in der Linneischen Sammlung
zu London gehören den zwei extremen Varietäten lineolata und
fasciata an, und würden also, wenn beide in der That von Linne
herstammen, zeigen, dass derselbe die Art in demselben Umfange,
wie es hier geschehen, aufgefasst hat.

An H. zonaria schliessen sich zwei Arten an, welche beide
sich von derselben durch geringere Windungszahl, minder oder
gar nicht herabgebogene Mündung, die eben dadurch auch kürzer

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[313/0333] Deren Unterschiede in der Färbung. nach dem Grade ihrer Ausbreitung, bei einigen Exemplaren als Grundfarbe, bei anderen als Zeichnung erscheint, nämlich eine hellere, undurchsichtige, gelb bis weiss, und eine dunklere, aber mehr durchscheinende, hornbraun bis dunkelbraun. So entsprechen sich die gelbbraune Grundfarbe der Oberseite der Amboinesin, die braungelben Bändchen ihrer Unterseite, die weissen Sprengsel der var. fulminata, die hellen Striemen der obliquata, das Braungelb der maculata, die Isabellfarbe der lunulata und das Weiss der fasciata. Die dunklere oder zuweilen auch nur mehr durchscheinende Farbe, vermuthlich auf geringerem Kalkgehalt des betreffenden Schalenstücks beruhend, tritt hauptsächlich in der Form von Bän- dern und Fleckenreihen auf und besitzt nur auf der Unterseite eine grössere ununterbrochene Ausdehnung, so namentlich bei var. lineo- lata und fulminata, aber auch bei einzelnen Exemplaren der anderen Formen (Aehnliches findet bei Helix exceptiuncula statt). Je mehr die hellere kalkreiche Farbe vorherrscht, desto kleiner ist in der Regel die Schale, desto breiter und dicker der Mundsaum, vergl. in dieser Hinsicht var. fulminata und lineolata mit var. fasciata. Es sind das lauter Unterschiede, welche auch bei europäischen Landschnecken innerhalb derselben Art vorkommen und bei diesen evident mit dem Grade der Trockenheit, des Lichtreichthums und des Kalkgehalts im Boden im Verhältniss stehen, so namentlich bei Helix arbustorum L., vergl. var. picea und var. alpestris. Auch diese Analogie spricht gegen eine specifische Trennung beider Extreme. Man bezeichnet sie wohl am richtigsten nach den ortho- doxen Naturforschern als locale erbliche Varietäten, im Sinne Darwins als solche, die im Begriff sind, in Arten aus einander zu gehen. Die Glieder derselben Gruppe, welche die Ternategruppe der Molukken bewohnen, sind um einen Schritt voraus und lassen sich bereits in den meisten Fällen nach den einzelnen Inseln durch bestimmte konstante Formunterschiede als Arten trennen. Die zwei Exemplare dieser Art in der Linneischen Sammlung zu London gehören den zwei extremen Varietäten lineolata und fasciata an, und würden also, wenn beide in der That von Linne herstammen, zeigen, dass derselbe die Art in demselben Umfange, wie es hier geschehen, aufgefasst hat. An H. zonaria schliessen sich zwei Arten an, welche beide sich von derselben durch geringere Windungszahl, minder oder gar nicht herabgebogene Mündung, die eben dadurch auch kürzer

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/333>, abgerufen am 06.05.2024.