Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Differenzen zwischen Orthographie und Aussprache. Erweichung fähigen consonantischen Silben eine solche in der Mitteoder am Ende eines Wortes erleiden, so namentlich die tenuis und aspirata zur media wird; besonders deutlich zeigt sich dieses in Zusammensetzungen, so oho-dori, yama-dori von tori, Vogel, yama- bato von hato, Taube, Kana-gawa von kawa, Bach. Ausnahmen von dieser Regel sind nicht selten, so schreibt und spricht man Yokohama (Queer-Strand), nicht Yokobama, andererseits kommt es auch vor, dass man in der Schrift die Erweichung nicht bezeichnet, obwohl allgemein, wenigstens in der Umgebung von Yeddo, spricht; so schreibt namentlich die Encyclopädie niwa-tori, ihehato, haku- kan, hasi-taka, jama-kara, dagegen wieder oho-dori, yama-bato, susumi-daka, ko-gara, wo in der Aussprache die ersteren ganz wie letztere weich sind und auch in anderen Büchern weich ge- schrieben werden. Die Aussprache geht aber noch weiter und verwandelt das g und b in der Mitte eines Wortes in ng und mb, so schreibt der Japaner sagi (Reiher), Nagasaki, tobi (Weihe) und spricht sangi, Nangasaki, tombi, wenigstens in der Gegend von Yeddo. Hierin halten sich Hoffmann und Medhurst an die japanische Orthographie und geben namentlich kurzen zweisilbigen Wörtern ein ganz anderes Ansehen, als sie im Munde des Japaners, wenig- stens so weit ich es hörte, haben. Zwei Consonanten unmittelbar hinter einander hört man in der Differenzen zwischen Orthographie und Aussprache. Erweichung fähigen consonantischen Silben eine solche in der Mitteoder am Ende eines Wortes erleiden, so namentlich die tenuis und aspirata zur media wird; besonders deutlich zeigt sich dieses in Zusammensetzungen, so oho-dori, yama-dori von tori, Vogel, yama- bato von hato, Taube, Kana-gawa von kawa, Bach. Ausnahmen von dieser Regel sind nicht selten, so schreibt und spricht man Yokohama (Queer-Strand), nicht Yokobama, andererseits kommt es auch vor, dass man in der Schrift die Erweichung nicht bezeichnet, obwohl allgemein, wenigstens in der Umgebung von Yeddo, spricht; so schreibt namentlich die Encyclopädie niwa-tori, ihehato, haku- kan, hasi-taka, jama-kara, dagegen wieder oho-dori, yama-bato, susumi-daka, ko-gara, wo in der Aussprache die ersteren ganz wie letztere weich sind und auch in anderen Büchern weich ge- schrieben werden. Die Aussprache geht aber noch weiter und verwandelt das g und b in der Mitte eines Wortes in ng und mb, so schreibt der Japaner sagi (Reiher), Nagasaki, tobi (Weihe) und spricht sangi, Nangasaki, tombi, wenigstens in der Gegend von Yeddo. Hierin halten sich Hoffmann und Medhurst an die japanische Orthographie und geben namentlich kurzen zweisilbigen Wörtern ein ganz anderes Ansehen, als sie im Munde des Japaners, wenig- stens so weit ich es hörte, haben. 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Dieses ist analog<lb/> unserer deutschen Orthographie sch oder der englischen sh: wie<lb/> hier die Vergleichung mit den scandinavischen Sprachen und dem<lb/> Gothischen (z. B. Schild, skiold, skildus) zeigt, dass ursprünglich<lb/> wirklich zwei Consonanten gesprochen wurden, der zweite die<lb/> breite Aussprache des S (s impurum) veranlasst hat, aber selbst<lb/> verschwunden ist, so mag auch das japanische sha, geschrieben<lb/> siya, früher auch sya gesprochen worden sein; ob das aber bei all<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0091]
Differenzen zwischen Orthographie und Aussprache.
Erweichung fähigen consonantischen Silben eine solche in der Mitte
oder am Ende eines Wortes erleiden, so namentlich die tenuis und
aspirata zur media wird; besonders deutlich zeigt sich dieses in
Zusammensetzungen, so oho-dori, yama-dori von tori, Vogel, yama-
bato von hato, Taube, Kana-gawa von kawa, Bach. Ausnahmen
von dieser Regel sind nicht selten, so schreibt und spricht man
Yokohama (Queer-Strand), nicht Yokobama, andererseits kommt es
auch vor, dass man in der Schrift die Erweichung nicht bezeichnet,
obwohl allgemein, wenigstens in der Umgebung von Yeddo, spricht;
so schreibt namentlich die Encyclopädie niwa-tori, ihehato, haku-
kan, hasi-taka, jama-kara, dagegen wieder oho-dori, yama-bato,
susumi-daka, ko-gara, wo in der Aussprache die ersteren ganz
wie letztere weich sind und auch in anderen Büchern weich ge-
schrieben werden. Die Aussprache geht aber noch weiter und
verwandelt das g und b in der Mitte eines Wortes in ng und mb,
so schreibt der Japaner sagi (Reiher), Nagasaki, tobi (Weihe) und
spricht sangi, Nangasaki, tombi, wenigstens in der Gegend von
Yeddo. Hierin halten sich Hoffmann und Medhurst an die japanische
Orthographie und geben namentlich kurzen zweisilbigen Wörtern
ein ganz anderes Ansehen, als sie im Munde des Japaners, wenig-
stens so weit ich es hörte, haben.
Zwei Consonanten unmittelbar hinter einander hört man in der
gewöhnlichen Umgangssprache zu Yokohama sehr oft, wie die schon
oben gegebenen Beispiele zeigen; sieht man nach, wie diese Worte
geschrieben werden, so findet man, dass für den ersten Consonanten
diejenige Silbe geschrieben wird, welche den betreffenden Conso-
nanten und als Vocal i oder u enthält, so wird ksa, Gras, Kraut,
kusa geschrieben, ska, Hirsch, sika; namentlich sind es diese zwei
Silben si und ku, welche so als blosse Consonanten auftreten. Ja,
der Japaner kommt dadurch noch zu einer eigenen Bezeichnung des
breiten sh, wo er nämlich die einfache Silbe sha und sho spricht,
schreibt er die zwei Silben si-ya oder si-yo. Dieses ist analog
unserer deutschen Orthographie sch oder der englischen sh: wie
hier die Vergleichung mit den scandinavischen Sprachen und dem
Gothischen (z. B. Schild, skiold, skildus) zeigt, dass ursprünglich
wirklich zwei Consonanten gesprochen wurden, der zweite die
breite Aussprache des S (s impurum) veranlasst hat, aber selbst
verschwunden ist, so mag auch das japanische sha, geschrieben
siya, früher auch sya gesprochen worden sein; ob das aber bei all
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