Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Polycystinen, Thiere in schwimmendem Holz. darauf aufmerksam zu machen, dass eben in diesem Theile desMeeres durch Tieflothungen in 990--2000 Faden eine nicht un- bedeutende Anzahl von Polycystinen-Schalen am Grunde durch Kapitänlieutenant A. F. Siedenburg und Professor Harting92) nach- gewiesen worden sind; diese Polycystinen sind Thierchen, welche während des Lebens in grossen Schaaren nahe der Oberfläche des Meeres zu schwimmen pflegen, und es scheint nicht undenkbar, dass jene Schalen die hinabgesunkenen Reste grosser Schwärme mikroskopischer Thierchen sind, die zeitweise die obersten Wasser- schichten bevölkert und den erwähnten hellen Schein hervorgerufen hätten. Zwar ist bis jetzt unseres Wissens noch kein Leuchten von Polycystinen direkt beobachtet worden, wenigstens schweigen Joh. Müller und Häckel ganz darüber, aber wenn wir erwägen, dass diese Thierchen in der Meerenge von Messina schaarenweise mit andern pelagischen Thierchen, die als leuchtend bekannt sind, wie Schirmquallen, Salpen und kleinen Crustaceen vorkommen und all' diese bei ungünstigem Wetter, Sturm und Regen verschwinden, so dürfen wir wohl annehmen, dass in ähnlicher Weise in der Bandasee die Zeit des Ostmonsuns, d. h. des Passatwindes, die Jahreszeit für ebenso aus leuchtenden und nicht leuchtenden pela- gischen Thierchen zusammengesetzte Schwärme sein dürfte. Eine andere Reihe von Thieren findet sich zwar nicht frei- Polycystinen, Thiere in schwimmendem Holz. darauf aufmerksam zu machen, dass eben in diesem Theile desMeeres durch Tieflothungen in 990—2000 Faden eine nicht un- bedeutende Anzahl von Polycystinen-Schalen am Grunde durch Kapitänlieutenant A. F. Siedenburg und Professor Harting92) nach- gewiesen worden sind; diese Polycystinen sind Thierchen, welche während des Lebens in grossen Schaaren nahe der Oberfläche des Meeres zu schwimmen pflegen, und es scheint nicht undenkbar, dass jene Schalen die hinabgesunkenen Reste grosser Schwärme mikroskopischer Thierchen sind, die zeitweise die obersten Wasser- schichten bevölkert und den erwähnten hellen Schein hervorgerufen hätten. Zwar ist bis jetzt unseres Wissens noch kein Leuchten von Polycystinen direkt beobachtet worden, wenigstens schweigen Joh. Müller und Häckel ganz darüber, aber wenn wir erwägen, dass diese Thierchen in der Meerenge von Messina schaarenweise mit andern pelagischen Thierchen, die als leuchtend bekannt sind, wie Schirmquallen, Salpen und kleinen Crustaceen vorkommen und all’ diese bei ungünstigem Wetter, Sturm und Regen verschwinden, so dürfen wir wohl annehmen, dass in ähnlicher Weise in der Bandasee die Zeit des Ostmonsuns, d. h. des Passatwindes, die Jahreszeit für ebenso aus leuchtenden und nicht leuchtenden pela- gischen Thierchen zusammengesetzte Schwärme sein dürfte. Eine andere Reihe von Thieren findet sich zwar nicht frei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0358" n="340"/><fw place="top" type="header">Polycystinen, Thiere in schwimmendem Holz.</fw><lb/> darauf aufmerksam zu machen, dass eben in diesem Theile des<lb/> Meeres durch Tieflothungen in 990—2000 Faden eine nicht un-<lb/> bedeutende Anzahl von Polycystinen-Schalen am Grunde durch<lb/> Kapitänlieutenant A. 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An letztere schliesst sich<lb/> auch noch eine dem indischen Ocean eigenthümliche Röhrenmuschel<lb/> an, welche ausschliesslich die holzigen in’s Wasser gefallenen<lb/> Früchte eines Strandbaumes der Molukken, des Xylocarpus grana-<lb/> tum, bewohnt; es ist dieses die sogenannte Herkuleskeule, Teredo<lb/> clava Gmel. oder Fistulana gregata Lam.<hi rendition="#sup">93</hi>) Auch höhere Ringel-<lb/> würmer, eine graue Amphinome und grasgrüne Nereis, finden sich öfters<lb/> in schwimmendem Holze, ferner an demselben kleine Hydroidpoly-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0358]
Polycystinen, Thiere in schwimmendem Holz.
darauf aufmerksam zu machen, dass eben in diesem Theile des
Meeres durch Tieflothungen in 990—2000 Faden eine nicht un-
bedeutende Anzahl von Polycystinen-Schalen am Grunde durch
Kapitänlieutenant A. F. Siedenburg und Professor Harting92) nach-
gewiesen worden sind; diese Polycystinen sind Thierchen, welche
während des Lebens in grossen Schaaren nahe der Oberfläche des
Meeres zu schwimmen pflegen, und es scheint nicht undenkbar,
dass jene Schalen die hinabgesunkenen Reste grosser Schwärme
mikroskopischer Thierchen sind, die zeitweise die obersten Wasser-
schichten bevölkert und den erwähnten hellen Schein hervorgerufen
hätten. Zwar ist bis jetzt unseres Wissens noch kein Leuchten
von Polycystinen direkt beobachtet worden, wenigstens schweigen
Joh. Müller und Häckel ganz darüber, aber wenn wir erwägen,
dass diese Thierchen in der Meerenge von Messina schaarenweise
mit andern pelagischen Thierchen, die als leuchtend bekannt sind,
wie Schirmquallen, Salpen und kleinen Crustaceen vorkommen und
all’ diese bei ungünstigem Wetter, Sturm und Regen verschwinden,
so dürfen wir wohl annehmen, dass in ähnlicher Weise in der
Bandasee die Zeit des Ostmonsuns, d. h. des Passatwindes, die
Jahreszeit für ebenso aus leuchtenden und nicht leuchtenden pela-
gischen Thierchen zusammengesetzte Schwärme sein dürfte.
Eine andere Reihe von Thieren findet sich zwar nicht frei-
schwimmend im Meere, sondern nur an andere schwimmende Körper,
Holz oder losgerissene Tange, angeheftet oder wenigstens dieselben
begleitend, zeitweise darauf ausruhend. Sie werden auf diese Weise
mehr oder weniger passiv auf weite Strecken fortgeführt und es
sind in der That grossentheils dieselben Arten in den verschieden-
sten Meeren verbreitet, vielleicht in höherem Grade, als bei Thieren
von anderer Lebensweise. In diese Reihe gehören vor Allen einige
gestielte Cirripeden, wie Lepas und Cineras, und einige Holzbohr-
muscheln, wie der berüchtigte Schiffsbohrwurm, Teredo, und die
weitverbreitete Pholas (Martesia) striata. An letztere schliesst sich
auch noch eine dem indischen Ocean eigenthümliche Röhrenmuschel
an, welche ausschliesslich die holzigen in’s Wasser gefallenen
Früchte eines Strandbaumes der Molukken, des Xylocarpus grana-
tum, bewohnt; es ist dieses die sogenannte Herkuleskeule, Teredo
clava Gmel. oder Fistulana gregata Lam.93) Auch höhere Ringel-
würmer, eine graue Amphinome und grasgrüne Nereis, finden sich öfters
in schwimmendem Holze, ferner an demselben kleine Hydroidpoly-
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