zeigen, denen Java und Sumatra keine gleich grossen Verwandten entgegenstellen kann.
Süsswasser-Bryozoen und Räderthiere dürften auch auf den Inseln des indischen Archipels noch zahlreich zu finden sein; erstere sind in Vorderindien nicht selten64) und auch auf den Philip- pinen nachgewiesen, wo Herr F. Jagor eine Plumatella auf Vallisneria- blättern im Fluss Libmanan und im See Buhi auf der Insel Luzon nachgewiesen hat; betreffs der letzteren verweise ich auf die oben S. 232 erwähnte Melicerta.
Aus den niedrigeren Thierklassen macht sich nur ein Geschöpf auch dem Laien auffällig, ein wespennestförmiges Gewächs, dunkel- braun und hart, in den Binnenseen von Borneo an den Zweigen der Bäume, welche ins Wasser hängen, so dass es je nach der Höhe des Wasserstandes bald über bald unter Wasser sich befindet. Dr. Hunnius, leider nun auch verstorben, machte mich zuerst darauf aufmerksam und sprach dabei seine Meinung aus, dass es nicht von Insekten gebaut, sondern selbst gewachsen sei; später hatte ich im See Danau Sriang Gelegenheit, es selbst zu sehen, aber leider bei dem niedrigen Wasserstand nur eingetrocknet über Wasser. Die Untersuchung dieser Exemplare ergab aber schon, dass es in der That eine Süsswasser-Spongie sei, und Ehrenberg hat in dem ihr anhängenden Schlamm auch noch einige Süsswasser-Rhizopoden (eine Difflugia und mehrere Arcellinen) aufgefunden.65)
7. Brackwasserthiere.
Von den Süsswasser-Bewohnern trennen sich ziemlich scharf die Brackwasserthiere oder submarinen Thiere, eben dadurch, dass sie nur in der Nähe des Meeres leben, ohne aber doch als wirk- liche Meeresbewohner gelten zu können. Wollte man sie nicht als eigene Abtheilung der Fauna betrachten, so käme man bei vielen davon in Verlegenheit, ebensowohl ob sie zu den Wasser- oder Luftthieren, als ob sie zu den Süsswasser- oder Meerthieren zu rechnen seien. Hieher gehört vor Allen die Familie der Ohr- schnecken (Auriculaceen), über welche bekanntlich schon seit O. Fr. Müller, Cuvier und Ferussac derartige Zweifel herrschen. In Ostasien habe ich die Auriculaceen nur in der Nähe des Meeres und nur wenige Zoll über dessen Niveau, an morastigen Stellen, wo süsses Wasser dem Meere zufliesst, gefunden, sei es auf dem Schlammboden selbst oder an, selbst in durchfeuchtetem, lebendi-
Süsswasser-Schwamm. Brackwasserthiere.
zeigen, denen Java und Sumatra keine gleich grossen Verwandten entgegenstellen kann.
Süsswasser-Bryozoen und Räderthiere dürften auch auf den Inseln des indischen Archipels noch zahlreich zu finden sein; erstere sind in Vorderindien nicht selten64) und auch auf den Philip- pinen nachgewiesen, wo Herr F. Jagor eine Plumatella auf Vallisneria- blättern im Fluss Libmanan und im See Buhi auf der Insel Luzon nachgewiesen hat; betreffs der letzteren verweise ich auf die oben S. 232 erwähnte Melicerta.
Aus den niedrigeren Thierklassen macht sich nur ein Geschöpf auch dem Laien auffällig, ein wespennestförmiges Gewächs, dunkel- braun und hart, in den Binnenseen von Borneo an den Zweigen der Bäume, welche ins Wasser hängen, so dass es je nach der Höhe des Wasserstandes bald über bald unter Wasser sich befindet. Dr. Hunnius, leider nun auch verstorben, machte mich zuerst darauf aufmerksam und sprach dabei seine Meinung aus, dass es nicht von Insekten gebaut, sondern selbst gewachsen sei; später hatte ich im See Danau Sriang Gelegenheit, es selbst zu sehen, aber leider bei dem niedrigen Wasserstand nur eingetrocknet über Wasser. Die Untersuchung dieser Exemplare ergab aber schon, dass es in der That eine Süsswasser-Spongie sei, und Ehrenberg hat in dem ihr anhängenden Schlamm auch noch einige Süsswasser-Rhizopoden (eine Difflugia und mehrere Arcellinen) aufgefunden.65)
7. Brackwasserthiere.
Von den Süsswasser-Bewohnern trennen sich ziemlich scharf die Brackwasserthiere oder submarinen Thiere, eben dadurch, dass sie nur in der Nähe des Meeres leben, ohne aber doch als wirk- liche Meeresbewohner gelten zu können. Wollte man sie nicht als eigene Abtheilung der Fauna betrachten, so käme man bei vielen davon in Verlegenheit, ebensowohl ob sie zu den Wasser- oder Luftthieren, als ob sie zu den Süsswasser- oder Meerthieren zu rechnen seien. Hieher gehört vor Allen die Familie der Ohr- schnecken (Auriculaceen), über welche bekanntlich schon seit O. Fr. Müller, Cuvier und Ferussac derartige Zweifel herrschen. In Ostasien habe ich die Auriculaceen nur in der Nähe des Meeres und nur wenige Zoll über dessen Niveau, an morastigen Stellen, wo süsses Wasser dem Meere zufliesst, gefunden, sei es auf dem Schlammboden selbst oder an, selbst in durchfeuchtetem, lebendi-
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Süsswasser-Schwamm. Brackwasserthiere.
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Süsswasser-Bryozoen und Räderthiere dürften auch auf
den Inseln des indischen Archipels noch zahlreich zu finden sein;
erstere sind in Vorderindien nicht selten64) und auch auf den Philip-
pinen nachgewiesen, wo Herr F. Jagor eine Plumatella auf Vallisneria-
blättern im Fluss Libmanan und im See Buhi auf der Insel Luzon
nachgewiesen hat; betreffs der letzteren verweise ich auf die oben
S. 232 erwähnte Melicerta.
Aus den niedrigeren Thierklassen macht sich nur ein Geschöpf
auch dem Laien auffällig, ein wespennestförmiges Gewächs, dunkel-
braun und hart, in den Binnenseen von Borneo an den Zweigen der
Bäume, welche ins Wasser hängen, so dass es je nach der Höhe
des Wasserstandes bald über bald unter Wasser sich befindet. Dr.
Hunnius, leider nun auch verstorben, machte mich zuerst darauf
aufmerksam und sprach dabei seine Meinung aus, dass es nicht von
Insekten gebaut, sondern selbst gewachsen sei; später hatte ich im
See Danau Sriang Gelegenheit, es selbst zu sehen, aber leider bei
dem niedrigen Wasserstand nur eingetrocknet über Wasser. Die
Untersuchung dieser Exemplare ergab aber schon, dass es in der
That eine Süsswasser-Spongie sei, und Ehrenberg hat in dem
ihr anhängenden Schlamm auch noch einige Süsswasser-Rhizopoden
(eine Difflugia und mehrere Arcellinen) aufgefunden.65)
7. Brackwasserthiere.
Von den Süsswasser-Bewohnern trennen sich ziemlich scharf
die Brackwasserthiere oder submarinen Thiere, eben dadurch, dass
sie nur in der Nähe des Meeres leben, ohne aber doch als wirk-
liche Meeresbewohner gelten zu können. Wollte man sie nicht als
eigene Abtheilung der Fauna betrachten, so käme man bei vielen
davon in Verlegenheit, ebensowohl ob sie zu den Wasser- oder
Luftthieren, als ob sie zu den Süsswasser- oder Meerthieren zu
rechnen seien. Hieher gehört vor Allen die Familie der Ohr-
schnecken (Auriculaceen), über welche bekanntlich schon seit
O. Fr. Müller, Cuvier und Ferussac derartige Zweifel herrschen. In
Ostasien habe ich die Auriculaceen nur in der Nähe des Meeres
und nur wenige Zoll über dessen Niveau, an morastigen Stellen,
wo süsses Wasser dem Meere zufliesst, gefunden, sei es auf dem
Schlammboden selbst oder an, selbst in durchfeuchtetem, lebendi-
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/335>, abgerufen am 27.11.2024.
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