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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Grosse Cyprinoiden. Stachlige Siluroiden.

Die Cyprinoiden Borneo's sind durchschnittlich von mittlerer
Grösse und werden überall von den Eingeborenen und Chinesen als
Speise genossen, ohne dass ich einzelne Arten als besonders bevor-
zugt hätte rühmen hören. Zu den kleinsten gehört der bunte Barbus
Sumatranus, häufig in pflanzenreichen, langsam fliessenden Bächen
und so wenig scheu, dass er dem Badenden durch wiederholtes
Anstossen an die Füsse sich bemerklich macht, höchstens bis
0,07 Met. lang, meist bedeutend kleiner, und Rasbora Sumatrana, zu
den grösseren Arten der tingangat oder umban, Barbus bulu bis 0,5,
der benuan, Barbus armatus 0,3, und der djilawat, Leptobarbus
Hoeveni (?), bis 0,57 Met. lang. In der Unterfamilie der Cobiti-
dinen, zu der die europäische Bartgrundel gehört, finden wir neben
dieser ähnlichen Formen auch die verhältnissmässig grosse Botia
macracantha, durch einen starken beweglichen Stachel vor dem
Auge ausgezeichnet, von der ich ein 0,232 Met. langes Exemplar
durch Dr. z'Hooft in Pontianak erhielt.

Die welsartigen Fische (Siluroiden) spielen im indischen
Archipel vielleicht eine ebenso wichtige Rolle als die karpfenartigen;
wenn auch etwas weniger zahlreich an Arten, sind sie doch durch-
schnittlich grösser und zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit der
Formen. Bei der Mehrzahl trägt die Brustflosse einen starken ge-
zähnelten Stachel, womit der lebende Fisch die Hand dessen, der
ihn ergreift und festhalten will, ernstlich verwunden kann; solche
werden malaiisch ikan-duri, Stachelfisch, genannt und man warnt
den Fremden eindringlich davor sie zu berühren; wahrscheinlich
hat Fluss und Ortschaft Sungi-duri im westlichen Borneo davon
den Namen. Ziemlich viele, die Abtheilung Siluridae proteropteri
Gthr, bildend, haben auch in der ersten Rückenflosse einen ähn-
lichen gezähnelten Stachel; hieher die im indischen Archipel arten-
reichen Gattungen Arius und Macrones (früher mit Bagrus vereinigt)
nebst Verwandten; diese zeigen in der gegabelten Schwanzflosse
und den von ihr weit getrennten kurzen Rücken- und Afterflossen
noch mehr die Formen der gewöhnlichen Fische, doch fallen
sofort die starken Bartfäden, von denen ein Paar oft nahezu die
Länge des ganzen Körpers erreicht, und die bei Macrones oft sehr
langgedehnte Fettflosse hinter der Rückenflosse auf. Die Farbe des
Körpers ist ein mehr oder weniger blasses Grau, auch Graublau,
mehr oder weniger glänzend, bei einer Art ein lebhaftes Gummigutt-
gelb mit rother Basis und schwärzlichem Ende der Flossen, daher

Grosse Cyprinoiden. Stachlige Siluroiden.

Die Cyprinoiden Borneo’s sind durchschnittlich von mittlerer
Grösse und werden überall von den Eingeborenen und Chinesen als
Speise genossen, ohne dass ich einzelne Arten als besonders bevor-
zugt hätte rühmen hören. Zu den kleinsten gehört der bunte Barbus
Sumatranus, häufig in pflanzenreichen, langsam fliessenden Bächen
und so wenig scheu, dass er dem Badenden durch wiederholtes
Anstossen an die Füsse sich bemerklich macht, höchstens bis
0,07 Met. lang, meist bedeutend kleiner, und Rasbora Sumatrana, zu
den grösseren Arten der tingangat oder umban, Barbus bulu bis 0,5,
der benuan, Barbus armatus 0,3, und der djilawat, Leptobarbus
Hoeveni (?), bis 0,57 Met. lang. In der Unterfamilie der Cobiti-
dinen, zu der die europäische Bartgrundel gehört, finden wir neben
dieser ähnlichen Formen auch die verhältnissmässig grosse Botia
macracantha, durch einen starken beweglichen Stachel vor dem
Auge ausgezeichnet, von der ich ein 0,232 Met. langes Exemplar
durch Dr. z’Hooft in Pontianak erhielt.

Die welsartigen Fische (Siluroiden) spielen im indischen
Archipel vielleicht eine ebenso wichtige Rolle als die karpfenartigen;
wenn auch etwas weniger zahlreich an Arten, sind sie doch durch-
schnittlich grösser und zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit der
Formen. Bei der Mehrzahl trägt die Brustflosse einen starken ge-
zähnelten Stachel, womit der lebende Fisch die Hand dessen, der
ihn ergreift und festhalten will, ernstlich verwunden kann; solche
werden malaiisch ikan-duri, Stachelfisch, genannt und man warnt
den Fremden eindringlich davor sie zu berühren; wahrscheinlich
hat Fluss und Ortschaft Sungi-duri im westlichen Borneo davon
den Namen. Ziemlich viele, die Abtheilung Siluridae proteropteri
Gthr, bildend, haben auch in der ersten Rückenflosse einen ähn-
lichen gezähnelten Stachel; hieher die im indischen Archipel arten-
reichen Gattungen Arius und Macrones (früher mit Bagrus vereinigt)
nebst Verwandten; diese zeigen in der gegabelten Schwanzflosse
und den von ihr weit getrennten kurzen Rücken- und Afterflossen
noch mehr die Formen der gewöhnlichen Fische, doch fallen
sofort die starken Bartfäden, von denen ein Paar oft nahezu die
Länge des ganzen Körpers erreicht, und die bei Macrones oft sehr
langgedehnte Fettflosse hinter der Rückenflosse auf. Die Farbe des
Körpers ist ein mehr oder weniger blasses Grau, auch Graublau,
mehr oder weniger glänzend, bei einer Art ein lebhaftes Gummigutt-
gelb mit rother Basis und schwärzlichem Ende der Flossen, daher

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[301/0319] Grosse Cyprinoiden. Stachlige Siluroiden. Die Cyprinoiden Borneo’s sind durchschnittlich von mittlerer Grösse und werden überall von den Eingeborenen und Chinesen als Speise genossen, ohne dass ich einzelne Arten als besonders bevor- zugt hätte rühmen hören. Zu den kleinsten gehört der bunte Barbus Sumatranus, häufig in pflanzenreichen, langsam fliessenden Bächen und so wenig scheu, dass er dem Badenden durch wiederholtes Anstossen an die Füsse sich bemerklich macht, höchstens bis 0,07 Met. lang, meist bedeutend kleiner, und Rasbora Sumatrana, zu den grösseren Arten der tingangat oder umban, Barbus bulu bis 0,5, der benuan, Barbus armatus 0,3, und der djilawat, Leptobarbus Hoeveni (?), bis 0,57 Met. lang. In der Unterfamilie der Cobiti- dinen, zu der die europäische Bartgrundel gehört, finden wir neben dieser ähnlichen Formen auch die verhältnissmässig grosse Botia macracantha, durch einen starken beweglichen Stachel vor dem Auge ausgezeichnet, von der ich ein 0,232 Met. langes Exemplar durch Dr. z’Hooft in Pontianak erhielt. Die welsartigen Fische (Siluroiden) spielen im indischen Archipel vielleicht eine ebenso wichtige Rolle als die karpfenartigen; wenn auch etwas weniger zahlreich an Arten, sind sie doch durch- schnittlich grösser und zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit der Formen. Bei der Mehrzahl trägt die Brustflosse einen starken ge- zähnelten Stachel, womit der lebende Fisch die Hand dessen, der ihn ergreift und festhalten will, ernstlich verwunden kann; solche werden malaiisch ikan-duri, Stachelfisch, genannt und man warnt den Fremden eindringlich davor sie zu berühren; wahrscheinlich hat Fluss und Ortschaft Sungi-duri im westlichen Borneo davon den Namen. Ziemlich viele, die Abtheilung Siluridae proteropteri Gthr, bildend, haben auch in der ersten Rückenflosse einen ähn- lichen gezähnelten Stachel; hieher die im indischen Archipel arten- reichen Gattungen Arius und Macrones (früher mit Bagrus vereinigt) nebst Verwandten; diese zeigen in der gegabelten Schwanzflosse und den von ihr weit getrennten kurzen Rücken- und Afterflossen noch mehr die Formen der gewöhnlichen Fische, doch fallen sofort die starken Bartfäden, von denen ein Paar oft nahezu die Länge des ganzen Körpers erreicht, und die bei Macrones oft sehr langgedehnte Fettflosse hinter der Rückenflosse auf. Die Farbe des Körpers ist ein mehr oder weniger blasses Grau, auch Graublau, mehr oder weniger glänzend, bei einer Art ein lebhaftes Gummigutt- gelb mit rother Basis und schwärzlichem Ende der Flossen, daher

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/319>, abgerufen am 17.05.2024.