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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Cyprinoiden im indischen Archipel.
Aufenthaltes in dem Gebiete der beiden Ströme Kapuas und
Sambas, 45) obwohl ich das grösste Stromsystem der Insel, das des
Barito, das fast ein Drittel derselben einnimmt und im Südosten bei
Banjermasin ausmündet, der damaligen Unruhen wegen nicht betreten
konnte. Unter diesen 94 Arten sind alle artenreicheren Hauptabthei-
lungen der Fischklasse vertreten, Stachelflosser, Weichflosser mit und
ohne Luftgang der Schwimmblase, Fische mit verwachsenen Schlund-
kiefern, Fische mit unbeweglichen Kiefern, Büschelkiemer und
Knorpelfische; es fehlen aber die Doppelathmer (Lepidosiren), Ga-
noiden und Neunaugen, obgleich diese in andern Erdtheilen auch
in süssem Wasser leben. Die an Arten zahlreichste Familie ist auch hier
die der karpfenartigen Fische, wie in Europa und wahrscheinlich
auch in den meisten Ländern Asiens mit Ausnahme des Nordens,
wo sie gegen die lachsartigen Fische zurücktreten. Doch finden
sich auch in dieser Familie nach Bleeker's engerer Umgränzung der
Gattungen nur Eine (Chela), nach Günther's weiterer zwei Gat-
tungen (Chela und Barbus), welche auch in Europa vertreten sind,
und zwar die erstere nur in der östlichen Hälfte unseres Erdtheils,
den untern Stromgebieten der Ostsee und des Schwarzen Meers
durch die sogenannte "Ziege", Chela cultrata. Besonders charak-
teristische Formen sind die Labeoninen, durch dickfleischige Lippen
und lange Rückenflosse ausgezeichnet, die meisten auch dunkler gefärbt,
nicht so silberweiss wie unsere Weissfische, sondern grünlich-golden
wie der ikan pato, Osteochilus Kappeni Blkr., oder schwärzlich wie
der ikan k'labo, O. melanopleurus Blkr. Eine eigenthümliche Form in
dieser Familie, mehrfach an den Hecht erinnernd, ist auch die Gat-
tung Luciosoma, djemunga im obern Kapuasgebiet genannt, mit bis
unter die Augen gespaltenem Rachen, weit hinten stehender Rücken-
flosse, fadenförmiger Verlängerung des ersten Strahls der Bauch-
und Afterflosse und ungleich lappiger Schwanzflosse. Die grössere
Farbenmannigfaltigkeit, welche den Thieren der heissen Gegenden
im Allgemeinen zukommt, bewährt sich auch an ziemlich vielen
Arten dieser Familie: die rothe Färbung der Augen und Flossen,
welche schon manche europäische Arten ausgezeichnet und ihnen
eigene Namen, wie Rothauge, Rothfeder u. dgl. verschafft hat, ist
hier ziemlich häufig, z. B. bei Barbus apogon und bulu, sowie dem
ebengenannten Luciosoma; das Auge allein ist lebhaft roth gefärbt
bei Osteochilus melanopleurus und Dangila ocellata, Auge und
Rückenflosse allein bei Osteochilus vittatus, Rücken- und Schwanz-

Cyprinoiden im indischen Archipel.
Aufenthaltes in dem Gebiete der beiden Ströme Kapuas und
Sambas, 45) obwohl ich das grösste Stromsystem der Insel, das des
Barito, das fast ein Drittel derselben einnimmt und im Südosten bei
Banjermasin ausmündet, der damaligen Unruhen wegen nicht betreten
konnte. Unter diesen 94 Arten sind alle artenreicheren Hauptabthei-
lungen der Fischklasse vertreten, Stachelflosser, Weichflosser mit und
ohne Luftgang der Schwimmblase, Fische mit verwachsenen Schlund-
kiefern, Fische mit unbeweglichen Kiefern, Büschelkiemer und
Knorpelfische; es fehlen aber die Doppelathmer (Lepidosiren), Ga-
noiden und Neunaugen, obgleich diese in andern Erdtheilen auch
in süssem Wasser leben. Die an Arten zahlreichste Familie ist auch hier
die der karpfenartigen Fische, wie in Europa und wahrscheinlich
auch in den meisten Ländern Asiens mit Ausnahme des Nordens,
wo sie gegen die lachsartigen Fische zurücktreten. Doch finden
sich auch in dieser Familie nach Bleeker’s engerer Umgränzung der
Gattungen nur Eine (Chela), nach Günther’s weiterer zwei Gat-
tungen (Chela und Barbus), welche auch in Europa vertreten sind,
und zwar die erstere nur in der östlichen Hälfte unseres Erdtheils,
den untern Stromgebieten der Ostsee und des Schwarzen Meers
durch die sogenannte »Ziege«, Chela cultrata. Besonders charak-
teristische Formen sind die Labeoninen, durch dickfleischige Lippen
und lange Rückenflosse ausgezeichnet, die meisten auch dunkler gefärbt,
nicht so silberweiss wie unsere Weissfische, sondern grünlich-golden
wie der ikan pato, Osteochilus Kappeni Blkr., oder schwärzlich wie
der ikan k’labo, O. melanopleurus Blkr. Eine eigenthümliche Form in
dieser Familie, mehrfach an den Hecht erinnernd, ist auch die Gat-
tung Luciosoma, djemunga im obern Kapuasgebiet genannt, mit bis
unter die Augen gespaltenem Rachen, weit hinten stehender Rücken-
flosse, fadenförmiger Verlängerung des ersten Strahls der Bauch-
und Afterflosse und ungleich lappiger Schwanzflosse. Die grössere
Farbenmannigfaltigkeit, welche den Thieren der heissen Gegenden
im Allgemeinen zukommt, bewährt sich auch an ziemlich vielen
Arten dieser Familie: die rothe Färbung der Augen und Flossen,
welche schon manche europäische Arten ausgezeichnet und ihnen
eigene Namen, wie Rothauge, Rothfeder u. dgl. verschafft hat, ist
hier ziemlich häufig, z. B. bei Barbus apogon und bulu, sowie dem
ebengenannten Luciosoma; das Auge allein ist lebhaft roth gefärbt
bei Osteochilus melanopleurus und Dangila ocellata, Auge und
Rückenflosse allein bei Osteochilus vittatus, Rücken- und Schwanz-

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[298/0316] Cyprinoiden im indischen Archipel. Aufenthaltes in dem Gebiete der beiden Ströme Kapuas und Sambas, 45) obwohl ich das grösste Stromsystem der Insel, das des Barito, das fast ein Drittel derselben einnimmt und im Südosten bei Banjermasin ausmündet, der damaligen Unruhen wegen nicht betreten konnte. Unter diesen 94 Arten sind alle artenreicheren Hauptabthei- lungen der Fischklasse vertreten, Stachelflosser, Weichflosser mit und ohne Luftgang der Schwimmblase, Fische mit verwachsenen Schlund- kiefern, Fische mit unbeweglichen Kiefern, Büschelkiemer und Knorpelfische; es fehlen aber die Doppelathmer (Lepidosiren), Ga- noiden und Neunaugen, obgleich diese in andern Erdtheilen auch in süssem Wasser leben. Die an Arten zahlreichste Familie ist auch hier die der karpfenartigen Fische, wie in Europa und wahrscheinlich auch in den meisten Ländern Asiens mit Ausnahme des Nordens, wo sie gegen die lachsartigen Fische zurücktreten. Doch finden sich auch in dieser Familie nach Bleeker’s engerer Umgränzung der Gattungen nur Eine (Chela), nach Günther’s weiterer zwei Gat- tungen (Chela und Barbus), welche auch in Europa vertreten sind, und zwar die erstere nur in der östlichen Hälfte unseres Erdtheils, den untern Stromgebieten der Ostsee und des Schwarzen Meers durch die sogenannte »Ziege«, Chela cultrata. Besonders charak- teristische Formen sind die Labeoninen, durch dickfleischige Lippen und lange Rückenflosse ausgezeichnet, die meisten auch dunkler gefärbt, nicht so silberweiss wie unsere Weissfische, sondern grünlich-golden wie der ikan pato, Osteochilus Kappeni Blkr., oder schwärzlich wie der ikan k’labo, O. melanopleurus Blkr. Eine eigenthümliche Form in dieser Familie, mehrfach an den Hecht erinnernd, ist auch die Gat- tung Luciosoma, djemunga im obern Kapuasgebiet genannt, mit bis unter die Augen gespaltenem Rachen, weit hinten stehender Rücken- flosse, fadenförmiger Verlängerung des ersten Strahls der Bauch- und Afterflosse und ungleich lappiger Schwanzflosse. Die grössere Farbenmannigfaltigkeit, welche den Thieren der heissen Gegenden im Allgemeinen zukommt, bewährt sich auch an ziemlich vielen Arten dieser Familie: die rothe Färbung der Augen und Flossen, welche schon manche europäische Arten ausgezeichnet und ihnen eigene Namen, wie Rothauge, Rothfeder u. dgl. verschafft hat, ist hier ziemlich häufig, z. B. bei Barbus apogon und bulu, sowie dem ebengenannten Luciosoma; das Auge allein ist lebhaft roth gefärbt bei Osteochilus melanopleurus und Dangila ocellata, Auge und Rückenflosse allein bei Osteochilus vittatus, Rücken- und Schwanz-

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/316>, abgerufen am 25.11.2024.